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Live

Live

Titel: Live
Autoren: Ein Thriller
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war.
     
    „Ich hab seinen Namen gerufen“, meinte Vanessa Kesel „Ich habe Donalds Namen gerufen, und es war so beinahe, als ob er aufwachte.“
     
    „Aber er war die ganze Zeit wach gewesen, oder?“
     
    „Er hatte seine Augen offen gehabt“, sagte Vanessa Kesel. „Aber er war es nicht gewesen. Der Mann, der seine Hände um meinen Hals hatte, das war nicht mein Mann gewesen.“
     
    „Guten Morgen, Schatz“, kam die Stimme Ben Rickmans von der Treppe im Rücken Gwens, die nach oben zu den Schlaf- und Gästezimmern des Nelson Hauses führte. „Was siehst du dir da dann?“
     
    Gwen spürte, wie seine Hände sich von hinten um ihren Körper legten, fühlte den warmen Atem ihres Verlobten auf ihrem Nacken, und etwas in ihr hatte Angst, etwas stellte sich vor, wie es sein mußte…
     
    …hör auf damit, Gwen…
     
    … wenn jemand, den man liebte, sich so vollständig veränderte, wenn dieser Mensch nicht mehr da war…
     
    … das bist nicht du, Gwen, das ist nicht dein Problem, die Frau dort im Fernseher, die hat Pech gehabt, und wie Dad immer sagen würde, Gott scheißt auf den größten Haufen, das ist so das ist Pech…
     
    … und Matt Lauer auf dem Bildschirm sagte etwas, ihr Vater und Ben sprachen über etwas, aber deren Stimmen waren unverständlich, waren Hintergrundrauschen, während Matt Lauers Stimme durch alle anderen Geräusche stieß, da war etwas…
     
    „Aber solche Reaktionen auf diese Art von Medikamenten“, sagte Matt Lauer, „die sind statistisch kaum erfaßbar, nicht wahr? In den Studien, die NBC vorliegen…“
     
    Vanessa Kesel schnitt ihm das Wort ab.
     
    „Es ist alles eine Frage der Statistik, nicht wahr?“
     
    In Gwens Verstand schrie es auf, es war eine Erinnerung, eine Stimme, und sie war wieder da, es war 19 Tage früher, sie war im Harper’s, und Donald Turows trauriges, schmerzverzerrtes Gesicht war vor ihr, mit seinem kleinen Lächeln, das sie nicht verstanden hatte.
     
    Sie hatte gehofft, dieses Lächeln niemals verstehen zu können.
     
    Es ist alles eine Frage der Statistik, wer lebt und wer stirbt, Gwen, sagte die Stimme Donald Turows in ihrer Erinnerung, bekomme ich ein klein wenig Mitgefühl?
     
    Bens Hände waren nicht mehr beruhigend, sie hielten sie fest, sie hielten sie gefangen, während Gwen versuchte, zu Atem zu kommen.
     
    „Schatz?“
     
    Sie wand sich aus seiner Umarmung, nach Luft schnappend, machte die Schritte zur Spüle so schnell sie konnte, bevor ihr Magen sich überschlug und das wenige, was in ihm gewesen war, sich in die Spüle ergoß, würgend und ekelerregend.
     
    „Frauen“, meinte ihr Vater.
     
    „Schatz?“ fragte Ben.
     
     „Mach dir keine Sorgen, Junge“, sagte Gwens Vater zu Ben. „Das ist nur die Schwangerschaft.“
     
    Gwen übergab sich erneut.
     
     
     
    Vier Wochen später
     
    „80 Prozent.“
     
    „Wovon?“
     
    „80 Prozent aller versuchten Selbstmörder, die überlebt haben, waren auf Antidepressiva.“
     
    Joe Kovacs legte sich das Magazin auf seinem Schreibtisch zurecht. Nach dem ersten Interview von Vanessa Kesel war es sehr schnell gegangen, waren Suchmaschinen, wie es schien, zum ersten Mal von Journalisten zu etwas anderem als für die Suche nach Klatsch über Prominente benutzt worden. Die Zahlen und Fakten, die hier zusammengetragen waren, wurden graphisch auf dem Titelbild des Magazins zusammengefaßt: eine Automatik Pistole und Patronen, die aus Pharmazeutika gemacht worden waren, mit der Überschrift -
     
     
     
    WECKEN ANTIDEPRESSIVA
     
    DEN MÖRDER IN UNS?
     
     
     
    „In Schweden, Joe“, sagte Denise zu ihm von der Tür aus.
     
    Draußen auf den Gängen war es voll, voller als an anderen Tagen. Irgendwo schrie jemand nach seinem Anwalt, irgendwo weinte jemand, irgendwo suchte jemand nach seinem Kind, irgendwo redeten Polizisten darüber, wo man in der beschissenen wirtschaftlichen Situation einen Zweitjob oder dritten Job bekommen konnte, um die Familie durchzubringen.
     
    New York im August.
     
    Nichts hatte sich verändert.
     
    Nicht wirklich.
     
    „80 Prozent, Denise“, sagte Joe zu seiner Frau.
     
    „In Schweden.“
     
    „In einer wissenschaftlichen Studie.“
     
    „In Schweden.“
     
    „Und was ist mit Schweden?“
     
    „Wenn ich da leben würde, würde ich auch Selbstmord begehen“, sagte Denise. „Ohne auf Antidepressiva sein.“
     
    „Ich weiß nicht“, sagte Joe.
     
    Denises Assistent Jonessy steckte seinen jungen Kopf durch den offenen
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