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Live

Live

Titel: Live
Autoren: Ein Thriller
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der…“
     
    „… mein Ex-Mann, der die Waffe in der Hand gehabt hat, mein Ex-Mann, der all dies getan hat, ja. Das war derselbe Mann, der versucht hat, sich umzubringen, und das mehrfach. Der geweint hat, während im die Ärzte immer wieder neue Mittel gaben, die ihm immer wieder sagten, daß diese Mittel hilft, daß jenes Mittel weniger Nebenwirkungen hat, daß er diese Mittel braucht, um durch den Tag zu kommen.“
     
    „Der Mann, den Sie verlassen haben“, sagte Matt Lauer.
     
    „Ich habe meinen Mann nicht verlassen,“ sagte Vanessa Kesel.
     
    „Sie sind geschieden worden, oder?“
     
    „Ja.“
     
    „Also…“
     
    „Mein Mann hat mich verlassen, Mr. Lauer.“
     
     
     
    Neunzehn Tage später
     
    „Was für ein Miststück!“
     
    Der Ruf kam aus der Küche. Gwen Nelson war auf dem Weg, noch bevor der Ruf verhallt war. So schnell sie konnte, was nicht wirklich schnell war, da sie ihren Kopf gerade noch unter dem Wasserhahn gehabt hatte, und die Tropfen nun wie ein Zusammenspiel aus mehreren Wasserfällen runterfielen.
     
    „Was?“
     
    „Hör dir das das an!“
     
    Die wütende Stimme gehörte zu ihrem Vaters. Der alte Herr Nelson hatte sich - wie er es schon seit Jahren machte - auf einen der Hocker an der Küchentheke seines Hauses gesetzt, um sich mit Kaffee und Zigarette von den ersten Nachrichten berieseln zu lassen, während die meisten anderen im Haus noch schliefen. Ben lag noch oben im Gästezimmer, er und Gwen waren gestern erst angekommen, auf Einladung…
     
    …nein, Gwen, seien wir ehrlich, auf Verlangen…
     
    … ihres Vaters, der wollte, daß seine Tochter von New York Abstand nahm, zumindest für eine Weile. Es war einer der wenigen Augenblicke, in denen der alte Nelson und Ben Rickman dieselbe Meinung vertraten.
     
    Gwen schaute an ihren Vater vorbei auf den Fernseher in der Küche. Sie hatte genug vom TV. Und davon, sich nochmals und immer wieder mit der Nacht zu befassen, in die sie…
     
    …beinahe gestorben…
     
    … nicht mehr als eine Geisel gewesen war, erst für Stunden in den Händen eines Wahnsinnigen, und dann für Tage später in den Händen der Medien.
     
    „Warte“, sagte ihr Vater. „Ich hab’s auf der Festplatte, laß mich zurückspulen.“
     
    „Dad, ich weiß nicht, was…“
     
    „Das mußt du dir anhören.“
     
    Auf dem Bildschirm spulte sich NBCs Today Show zurück, bis zu dem Punkt, den Gwen sich ansehen sollte. Sie erkannte die Frau sofort. Komisch. Sie und Gwen hatten sich nie begegnet, waren nie in ein und denselben Raum gewesen, aber Gwen wußte sofort, wer es war.
     
    „Das ist es“, meinte ihr Vater. „Das ist es, was unser Land krank macht, Gwen. Leute wie sie. Liberale Miststücke wie diese Frau.“
     
    Das liberale Miststück auf dem Fernsehbildschirm redete ruhig, überlegt und mit derselben monotonen Stimme, an die sich Gwen noch sehr gut erinnern konnte.
     
    „Mein Mann war völlig verschwunden, in dem Moment an dem er anfing, die Medikamente zu nehmen, die Dr. Collins ihm verschrieben hatte“, sagte Vanessa Kesel auf im TV zu Matt Lauer.
     
    „Sie haben gesagt, daß ihr Mann gewalttätig wurde?“
     
    „Ja“, sagte Vanessa Kesel.
     
    „Und meinen, daß dies nur durch die Medikamente war?“
     
    „Donald war niemals vorher gewalttätig gewesen.“
     
    „Na klar“, regte sich Gwens Vater neben ihr auf, sprach direkt mit dem Bildschirm, als ob die Frau darauf ihn hören konnte. „Und da haben wir auch überhaupt nicht an eine Klage gegen die Pharmaindustrie gedacht, oder? So ein Unsinn!“
     
    „Dad, bitte.“
     
    „Er hat in einem Fall versucht, Sie zu töten?“ fragte Matt Lauer Turows Ex-Frau. „Ist das richtig?“
     
    „Er hat versucht, mich zu erwürgen“, antwortete Vanessa Kesel. Sie sah auf den Boden des Studios, und ihre Stimme brach für einen Augenblick.
     
    „Hah!“ meinte Gwens Vater. „Da sehen wir’s!“
     
    Im Today Studio lehnte sich Matt Lauer nach vorne und legte seine Hand auf Vanessas. Es war nur ein Augenblick, zeigte sein Interesse, seine Menschlichkeit, zumindest solange man nicht in seine Augen schaute. Das Interesse erreichte niemals seine Augen, jede Geste war perfekt eingespielt.
     
    „Wir können einen Moment warten“, sagte Matt Lauer.
     
    „Aber jetzt wird’s doch gerade erst gut!“ rief Gwens Vater in der Küche. Gwen schaute sich den Fernseher genauer an. Irgend etwas war da, etwas, an das sie sich erinnern sollte. Aber sie wußte nicht, was es
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