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Der Symmetrielehrer

Der Symmetrielehrer

Titel: Der Symmetrielehrer
Autoren: Andrew Bitow
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Vorwort des Übersetzers
     
     
    Ich halte es für unabdingbar, den nachfolgenden, einigermaßen ungewöhnlichen Erzählungen nun doch eine Erklärung vorauszuschicken. Vor sehr langer Zeit, noch in vorschriftstellerischen Jugendjahren, in meiner »geologischen« Vergangenheit, stieß ich einmal auf das Buch eines unbekannten englischen Verfassers: »The Teacher of Symmetry«. In dem guten Vorsatz, mich weiterzubilden, nahm ich es auf eine Expedition mit, doch aus Faulheit, aufgrund der schweren Arbeit und unter den ironischen Blicken der harten Kerle in der Expedition schlug ich es den ganzen Sommer nicht auf. Dann aber – Herbst, schlechtes Wetter, kein Hubschrauber, Warten auf Flugwetter … Alles x-fach gelesen, alle Spiele x-fach gespielt. Unglücklicherweise fiel jemandem ein, er habe bei mir ein ausländisches Buch gesehen, und so musste ich, ohne dass ich die Sprache wie auch den Sinn gänzlich verstanden hätte, unterm unaufhörlichen Prasseln des Regens das Buch nacherzählen. Mehr schlecht als recht, ohne Wörterbuch, einiges erratend, anderes hinzuerfindend, notierte ich in Schulheften eine Erzählung pro Tag. Wie Scheherazade … Endlich traf der Hubschrauber ein, meine Qualen hatten ein Ende, und nur zu gerne vergaß ich sowohl die Mühe wie das Buch in der nassen Taiga.
    Wohl zehn Jahre später hatte ich ein unglaubliches Erlebnis, etwas in seiner Unwahrscheinlichkeit absolut Frappierendes, und weder Erfahrung noch Gedächtnis boten mir irgendwelchen Rückhalt, nur die plötzliche Erinnerung an eine der Erzählungen aus dem vergessenen Buch. Die Erzählung tauchte dermaßen vollständig auf, dermaßen deutlich, als hätte ich sie gestern gelesen. Dafür will mir nun um nichts in der Welt der unglaubliche Vorfall aus meinem Leben mehr einfallen, dessenthalben mir die Erzählung eingefallen war.
    Ich stöberte im Kabuff, zwischen zerbrochenen Skiern und Rudern, die hingeschluderte Handschrift meiner »Übersetzung« auf, auch andere Erzählungen aus dem Buch fielen mir ein, und auf diese Weise »wiedergelesen«, bemächtigte sich das Buch meiner Phantasie – nun suchte ich danach. Aber mir wollte der Name des Verfassers nicht mehr einfallen! Er hatte so etwas Nichtenglisches … ob Holländisches oder sogar Japanisches … Nein, weiß ich nicht mehr! Nun befragte ich Fachleute, erzählte den Inhalt nach, doch ohne Erfolg. Niemand hatte ein solches Buch je gelesen. [ 1 ] So viele Jahre sind seit dem urplötzlichen »Wiederlesen« im Geist schon vergangen, und noch immer geht es mir nicht aus dem Sinn. Gefunden hat es sich nie.
    Um das aufdringliche Buch irgendwie loszuwerden (schließlich hatte nicht ich das alles erdacht!), fing ich an, es beiläufig zu »übersetzen«, nicht wie man Texte übersetzt, sondern wie man Abziehbilder überträgt. Nicht ohne dazuzuerfinden, versteht sich (die etwas schlechteren Stellen gehen auf meine Kappe). Während ich einige der Texte auf diese Weise »übersetzte«, vergaß ich endgültig das Original (wie seinerzeit jenes Ereignis aus dem eigenen Leben). Zurückverfolgen lässt sich nun kaum noch etwas. Statt der Erinnerungen an das verschollene Buch belasten mich seither die aus seinem Anlass entstandenen Manuskripte. Nun will ich das Risiko eingehen, auch sie loszuwerden, um das Ganze endgültig zu vergessen.
    Nichts aus der Biographie des Verfassers. Höchstens, dass er seinem schreibenden Helden (Urbino Vanoski) hie und da ein
Fitzelchen aus der eigenen Biographie beigegeben hat. Ein Altersgenosse des Jahrhunderts. Die Herkunft bizarr gemischt (polnisches, italienisches und fast noch japanisches Blut). Erst späte Aneignung der Sprache seiner künftigen Literatur, [ 2 ] daher gewisse stilistische Künsteleien. So nahm er zum Beispiel die Unmenge grammatischer Zeiten im Englischen wortwörtlich, verfasste jeden Text in je einer Zeit und ordnete die Titel als Tabelle an.
     
    Den Inhalt hatte ich seinerzeit noch abgezeichnet:
     
Present
Past
Future
Future
in the Past
Indefinite
Freud's
Family
Doctor
The
Talking
Ear
King
of
Britannica
The
Inevitability
of the
Unwritten
Continuous
Pigeon
Post
Future
in the Past
A Couple of Coffins
from A Cup of Coffee
Doom's Day
Perfect
Bach's Spring
The History
of
Histories
The
Calendar's Prohibition Centennial
No Idea
Same
Author
My Father
in
Paradise
The Monkey
Link
Nothing
about Japan
Back from
the Earth
     
     
    Zunächst einmal ist ein Übersetzer imstande, die Titel von Werken zu ändern. Was ich auch vor allem getan
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