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Light & Darkness

Light & Darkness

Titel: Light & Darkness
Autoren: Laura Kneidl
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zu Mrs Elisa, die aufgeregt mit einem Mann sprach. Die Stimmen der anderen Gäste im Saal wurden lauter. Alle starrten Light an, die nicht wusste, was sie tun sollte.
    Sie spürte, wie Kane seinen Griff lockerte und kaum merklich die Achseln hob. Sollte sie lachen oder weinen?
    »L-e-r-o-y, Dante«, sagte der Bürgermeister noch einmal klar und deutlich.
    Ein bitterer Geschmack breitete sich auf Lights Zunge aus. In ihren Ohren rauschte es. Dieses Wesen war ihr keine Minute zugeteilt und schon zeigte es Ungehorsam. Was sollten die anderen Leute denken?
    »Vielleicht ein Fehler in der Liste«, tuschelte die Frau am Nachbartisch, deren Tochter ihr Wesen bereits erhalten hatte. Plötzlich wurde ein Stuhl am linken Rand der langen Tafel zurückgeschoben. Wie auf Befehl drehten sich alle Köpfe in diese Richtung. Jeder wollte wissen, welches Wesen so unverschämt war sich seiner Delegierten zu entziehen und das schon am ersten Tag.
    Dante Leroy war kein sympathisches, braunhaariges Mädchen. Sie war auch nicht blond oder rothaarig. Sie war noch nicht einmal ein Mädchen. Sie war ein sportlich gebauter junger Mann um die zwanzig. Seine Jeans waren verwaschen, ebenso wie sein T-Shirt. Zwischen den elegant gekleideten Gästen wirkte er fehl am Platz. Die Krönung seines schlechten Äußeren aber waren seine Haare, die er seitlich abrasiert hatte. In der Mitte kräuselten sich ein paar gefärbte Strähnen in exakt demselben Grün wie das von Lights Cocktailkleid.
    Lights Kopf war wie leer gefegt. Die Leute starrten sie an, aber das war ihr egal. Sie sah, wie sich die Lippen ihrer Mum bewegten, aber sie konnte nichts hören außer des Rauschens in ihren Ohren.
    Er sollte ihr Wesen sein? Er war ein Mann! Doch selbst wenn Light die Regel missachtete, welche die Geschlechter voneinander trennte, und Dantes Äußeres ignorierte, konnte sie nicht glauben, dass er ihr Wesen sein sollte. Er war ein Dämon, sie erkannte es an seiner gebieterischen Haltung und seinen tiefschwarzen Augen, die niemandem einen Blick in seine Seele gewährten. Und doch war seine Seele zu spüren, wie Nebel war er von einer dunklen Aura umgeben, die Light ein nervöses Lachen entlockte.
    2,5 % der Weltbevölkerung waren Wesen. 0,02 % davon waren Dämonen. Die Chancen einen Dämon als Wesen zu bekommen standen gering – sehr gering. Ihre Eltern sagten oft, sie sei ihr Engel und ausgerechnet sie, ein ›Engel‹, sollte einen Dämon als Wesen bekommen?
    »Das muss ein Fehler sein«, rief ihr Dad entrüstet.
    Gleichgültig, ohne irgendjemanden anzusehen, setzte sich Dante zu ihnen an den Tisch. Die Leute klatschten und jubelten nicht. Sie sahen schockiert und sprachlos zum Bürgermeister auf, der mit Mrs Elisa und dem Mann diskutierte. Auch bei ihnen fiel das Wort: Fehler.
    Kane zog Lights Stuhl näher an sich heran, weg von Dante. Dessen Gesicht war eine emotionslose Maske und seine schwarzen Augen wirkten tot. Light wollte etwas sagen, aber die Worte erstarben auf ihren Lippen.
    Mrs Elisa und ihre Begleitung kamen zu ihnen an den Tisch. »Es tut uns schrecklich leid«, entschuldigte sich der Mann mit gequältem Ausdruck. »Mrs Adam, darf ich Sie und Ihre Familie darum bitten mit mir zu kommen, damit wir diesen Vorfall besprechen können?«
    Wutentbrannt stieß Lights Dad seinen Stuhl zurück. »Diesen Vorfall?«, bellte er. »Meine Light soll einen männlichen Dämon als Wesen bekommen und Sie nennen es einen Vorfall!? Sie haben überhaupt keine Ahnung! Es ist kein Vorfall, es ist ein Fehler, Sie Idiot!« Beschwichtigend legte ihre Mum eine Hand auf den Arm ihres Mannes und flüsterte eindringlich, er solle sich beruhigen.
    »Selbstverständlich. Ein Fehler. Würden Sie mir bitte folgen, damit wir diesen Fehler beheben können, ohne die Veranstaltung aufzuhalten?« Light rechnete es dem Mann hoch an, dass er trotz des ausfallenden Verhaltens ihres Dads freundlich blieb, auch wenn sein Lächeln dabei gezwungen wirkte.
    Light war die Erste, die sich von ihrem Platz erhob. »Wir sollten wirklich vor die Tür«, sagte sie ruhig, obwohl in ihrem Inneren ein Sturm tobte. In diesem Punkt ähnelte sie ihrer Mum. So auszurasten wie ihr Dad war für sie undenkbar. Bestimmend zog sie an Kanes Hand, damit er ihr folgte. Seufzend fügte er sich ihrer Bitte. Nur Dante blieb regungslos auf seinem Platz sitzen. Die Arme überkreuzt studierte er die Speisekarte, die Light bereits auswendig kannte. Er wirkte gelangweilt und niemand, abgesehen von Light, beachtete ihn.
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