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Light & Darkness

Light & Darkness

Titel: Light & Darkness
Autoren: Laura Kneidl
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von ihnen wirkten entspannt und redeten mit ihrem Tischnachbarn. Sie deuteten auf die Menschen, als würden sie darum wetten, welcher Delegierte zu ihnen gehörte. Sie lachten und seufzten hingerissen, wenn ihnen ein Anzug, ein Kleid oder eine Frisur gefiel. Andere Wesen wiederum waren still und in sich gekehrt.
    »Hier sind wir.« Mrs Elisa führte sie zu einem Tisch in der zweiten Reihe. Es war ein guter Platz, von dem aus man den ganzen Saal überblicken konnte.
    Während Light sich setzte, spürte sie die Blicke der Wesen auf sich ruhen. Kane, der ihre Hand nicht eine Minute lang losgelassen hatte, nahm links von ihr Platz. Ihre Eltern setzten sich ihr gegenüber. Der rechte Stuhl neben ihr blieb für ihr Wesen frei. Bei dem Gedanken, dass er in weniger als einer Stunde nicht mehr leer sein würde, krampfte sich Lights Magen zusammen. Ihr Blick zuckte zu dem langen Tisch, ohne dass sie Gesichter erkennen konnte. Sie wollte die Wesen nicht anstarren wie all die anderen. Unruhig begann sie damit die Speisekarte zu studieren, die vor ihr auf dem Tisch lag.
    »Das braunhaarige Mädchen sieht nett aus«, hörte Light ihre Mum flüstern.
    »Allerdings«, stimmte Kane zu. »Vielleicht ist sie eine Waldelfe.«
    »Oder das Mädchen mit … dem … pinken«, stotterte ihr Dad und verstummte. »Sieh dir den an.« Der abwertende Klang in seiner Stimme machte Light neugierig, doch sie wollte keinem der Wesen das Gefühl geben ein Objekt zu sein, wie ein Stück Kleidung im Schaufenster. Sie begann die Karte erneut zu lesen: »Vorspeise: Suppe mit –«
    »Er starrt Light an«, hörte sie ihre Mum sagen.
    »Schwachsinn«, zischte ihr Dad. »Der starrt einfach in den Raum. Seine Augen sind total leer.«
    »Er sieht aus, als wäre er auf Drogen«, mischte sich Kane ein. Mit dem Daumen streichelte er sanft über Lights Handrücken.
    »Seid nicht so unhöflich«, tadelte Light. »Er kann euch vielleicht hören.«
    »Möglich«, sagte ihre Mum an Kane gewandt, als hätte sie ihre Tochter nicht gehört. »Gott sei Dank bin ich nicht die Mutter des armen Jungen, der diesen Kerl dort abbekommt.«
    Light presste die Lippen zusammen. »Hauptspeise 1: Entenbrustfilet mit –«, las sie weiter.
    Der Drang den Kopf zu heben, um die Wesen zu beobachten, war groß.
    »Willst du sie dir nicht ansehen?« Kanes Lippen waren unerwartet nah an ihrem Ohr.
    »Nein.« Light schüttelte den Kopf. »Was ist, wenn ich ein Wesen sofort sympathisch finde und sich rausstellt, dass es nicht mein Wesen ist? Ich wäre enttäuscht und das möchte ich nicht sein.«
    »Verstehe«, sagte Kane leicht amüsiert, bevor ihn das Rauschen eines Mikrofones unterbrach. Man hörte ein Räuspern und einen tiefen Atemzug. Die Leute verstummten, bis nur noch leises Tuscheln zu hören war. Letzte Stühle wurden zurechtgerückt.
    »Herzlich willkommen zur elften Delegation in diesem Jahr.«

02. K apitel
»Der Delegierte und der ihm zugeteilte paranormale Bürger gehören ausnahmslos demselben Geschlecht an.«
(Buch der Delegation, Artikel 9)
    Das einzige Geräusch, das im Saal zu hören war, war die Stimme des Bürgermeisters. »Meine Damen und Herren, es ist mir eine große Ehre heute Abend vielen jungen Delegierten ihren ersten paranormalen Bürger zuzuteilen«, sagte er stolz. »Aber auch einige erfahrene Delegierte werden von heute an ihr Leben mit einem neuen Paranormalen teilen, der sie vor neue Herausforderungen stellen wird.« Einige Leute lachten und klatschten begeistert in die Hände.
    »Vor über dreißig Jahren erfuhr die Menschheit von der Existenz anderer Rassen«, fuhr der Bürgermeister fort und ignorierte dabei, dass kaum einer ihn ansah. »Es war ein Zufall, ein von den Medien erzeugter Hype um die Vampire, der diese entlarvt hat. Es folgten Proteste. Hinrichtungen wurden gefordert. Doch es waren die anderen Geschöpfe, die sich für die Vampire stark machten und sich selbst als nicht menschlich offenbarten.« Viele kannten die Fakten der Ansprache auswendig und waren zu sehr damit beschäftigt den Wesen zuzuzwinkern oder sie anzulächeln. »Gemeinsam mit den Ranghöchsten ihrer Rassen arbeiteten wir das System der Delegierten aus. Seither ist das Zusammenleben von Menschen und Paranormalen ein fester Bestandteil unserer Gesellschaft. Dafür sollten wir dankbar sein.« Ausschweifend erzählte er von der Bereicherung, die die Wesen für die Menschheit darstellten und dankte ihnen für die neusten Entwicklungen im Bereich der Industrie und Medizin. Neue
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