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Das Siegel des Templers: Roman (German Edition)

Das Siegel des Templers: Roman (German Edition)

Titel: Das Siegel des Templers: Roman (German Edition)
Autoren: Ulrike Schweikert
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Prolog
    3. Mai, Tag des Heiligen Jakobus
im Jahre des Herrn 1305
     
     
    V erzeiht, dass ich Euch störe, Sire.« Der Diener verbeugte sich so tief, dass seine Nase fast die Knie berührte. »Ein Mann ist draußen. Er sagt, er habe Euch einen Brief geschrieben, jedoch keine Antwort erhalten, und nun sei er um dieser Sache willen bis nach Lérida gereist, um mit Euch zu sprechen.«
    König Jakob II. von Aragón gähnte. »Und was führt dich zu der Annahme, ich würde diesen Mann – wer immer er auch sei – empfangen?« Seine Augen wanderten schläfrig durch den prächtig ausgestatteten Saal.
    Der junge Mann, der erst seit einigen Monaten im Dienste des Monarchen stand, errötete und verbeugte sich noch einmal. »Er lässt sich nicht abweisen«, stotterte der Diener. »Esquieu de Floyran aus Béziers sei sein Name, sagt er. Er sei ein Prior von Montfaucon, und er hat mir aufgetragen, ich solle Euer Augenmerk darauf richten, dass es um das Wohlgefallen Gottes gehe, um die Macht und um Geld – mehr Geld, als ein Normalsterblicher sich vorstellen könne.«
    Der König hielt mitten in einem weiteren Gähnen inne, den Mund noch geöffnet. Langsam schloss er die Lippen, in seinen Augen glomm Interesse auf. Er heftete den Blick auf den Diener, der zum dritten Mal den Rumpf beugte.
    »Bring mir diesen Brief. Wenn ich ihn gelesen habe, kannst du den Prior de Montfaucon eintreten lassen.«
    Der König hatte das Schreiben erst überflogen und dann Zeile für Zeile genau gelesen, als der Diener mit klarer Stimme den Besuch meldete und ihn eintreten ließ. Jakob II. ließ das Pergament sinken und musterte den Mann, der unter Verbeugungen langsam näher trat. Er war groß und hager, seine Haut unnatürlich
bleich. Sein schütteres Haar war von einem scheckigen Graubraun.
    »Das sind schwerwiegende Vorwürfe, die Ihr da erhebt, Esquieu de Floyran aus Béziers«, begrüßte ihn der König mit seiner tiefen, wohlklingenden Stimme.
    Der Prior blieb in respektvollem Abstand stehen.
    »Schwerwiegend, ja, das stimmt, Sire, gerade deshalb befahl mir mein Gewissen, mich an Euch zu wenden.«
    »Euer Gewissen, so, so«, brummte der König. »Und woher hat Euer Gewissen diese Informationen?« Der Besucher senkte unter dem scharfen Blick aus den dunklen Augen das Haupt. »Könnt Ihr diese Anschuldigungen beweisen?«
    »Ich habe es mit meinen eigenen Ohren von einem Mann aus ihrer Mitte gehört. Er hat mir alles in einer Kerkerzelle gebeichtet, um sein Gewissen zu erleichtern und der ewigen Verdammnis zu entgehen.«
    »Und warum kommt Ihr damit zu mir? Ist das Beichtgeheimnis nicht unantastbar?«
    Der Prior hob noch immer nicht den Blick und sprach stattdessen zu den roten Schnabelschuhen mit den beängstigend langen Spitzen. »Eure Großzügigkeit wird überall gerühmt, Sire, Euer Volk liebt und verehrt Euch, und man sagt, dass Ihr stets gerechten Lohn bezahlt.«
    Jakob II. von Aragón lachte. »Ah, eine Rente für ein gemütliches Leben den Rest Eurer Tage liegt Euch am Herzen.« Er beugte sich ein wenig vor. »Ja, ich bin für gerechten Lohn. Ohne Beweise sind Eure Worte nur ein Gerücht, eine gehässige Verleumdung, ein unliebsames Geräusch in meinem Ohr, das nicht einen Schilling wert ist. Vielleicht wendet Ihr Euch lieber nach Norden? Ich könnte mir vorstellen, dass der schöne Philipp in seinem Frankreich Eurem Gift ein offenes Ohr leiht. Zu mir braucht Ihr ohne Beweise nicht zurückkehren!«
    Mit einer ungeduldigen Handbewegung, als wolle er eine lästige Fliege verscheuchen, entließ der König den Besucher.



1
Der Pyrenäenpass
     
    D er Nebel wurde immer dichter, und es begann zu nieseln. Die ersten Stunden widerstand der Wollstoff ihres Umhanges dem Regen. Kleine Tröpfchen sammelten sich auf der Oberfläche und rannen zwischen den Falten herab, dann jedoch begannen sie, zwischen das Gespinst verfilzter Fäden zu kriechen. Mit jedem Schritt wurde der Mantel schwerer, und Juliana spürte, wie sich die Feuchtigkeit vom Kopf und den Schultern her auszubreiten begann. Ihre plumpen Lederschuhe waren längst durchweicht und gaben bei jedem Schritt ein schmatzendes Geräusch von sich.
    Nachdem sie einige Zeit über sanfte Weiden geschritten war, deren Gras Ziegen kurz gefressen hatten, stieg der Pfad nun wieder steil bergan. Juliana setzte den Fuß auf und fühlte, wie die Sohlen auf dem nassen Gras und dem aufgeweichten Lehm zurückrutschten. Sie schwankte und stützte sich auf ihren Wanderstab, um nicht zu fallen. Es wäre
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