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Light & Darkness

Light & Darkness

Titel: Light & Darkness
Autoren: Laura Kneidl
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Medikamente aus Vampirspeichel, Nixen- und Feenblut kamen auf den Markt und heilten Krankheiten wie Alzheimer oder stoppten das Wachstum von Tumoren.
    Obwohl Light es nicht wollte, streifte ihr Blick abermals den Tisch der Wesen. Sie erkannte eine Vielzahl von Persönlichkeiten, wobei vor allem die blauhäutige Venetus-Nixe ihre Aufmerksamkeit auf sich zog. Ihre dünnen Lippen formten ein Lächeln und ihre Hand, deren Finger mit Häuten verbunden waren, winkte Light zu. Schüchtern erwiderte sie die Geste, während der Bürgermeister von der Historie ihrer Gesellschaft zu der neusten Errungenschaft ihrer Stadt wechselte: der Kolonie.
    »Diese Kolonie ist eine Auffangstation für Wesen, deren Scheu vor den Menschen unverändert ist. Es erfüllt mich mit Scham, wenn ich daran denke, was unsere Vorfahren den Paranormalen bis Ende des 19. Jahrhunderts angetan haben. Man denke nur an die Hexenverbrennungen. Dabei hätte man die unglaublichen Fähigkeiten der Paranormalen schon viel eher nutzen können.« Eine Anekdote zur Sol-Air folgte, der innovativsten Erfindung der Magier, eine Schwebebahn, die mit magisch erzeugter Solarenergie betrieben wurde. Allmählich füllte ungeduldiges Räuspern den Saal und Füße schabten erwartungsvoll über das Parkett, als der Bürgermeister endlich mit verheißungsvoller Stimme verkündigte: »Und nun der Moment, auf den Sie alle gewartet haben, wir beginnen mit der Delegation. Im Anschluss werden Sie das erste gemeinsame Mahl mit Ihrem neuen Familienmitglied einnehmen.«
    In ihren Gedanken wiederholte Light die Menüfolge, um ihre Nerven zu beruhigen. Gemäß der Tradition wurden die Wesen der alphabetischen Reihenfolge ihrer Nachnamen entsprechend vergeben, so dass man als Delegierter nicht wissen konnte, ob man der Erste oder der Letzte war, der sein Wesen zugeordnet bekam.
    Kane, der noch immer ihre Hand hielt, schenkte Light ein liebevolles Lächeln. Seine Haut war nicht länger kühl, denn ihre feuchten, verschwitzten Hände hatten sie erwärmt.
    »Adrian, Rane«, rief der Bürgermeister den ersten Namen. Die Spannung im Raum war kaum zu ertragen. Niemand wagte es Luft zu holen, aus Angst, etwas zu verpassen. »Adrian, Rane«, wiederholte er. »Ist das Wesen von Singer, Nicolai.« Die Stille wurde vom Applaus zerschnitten. Die Leute pfiffen und jubelten, während Rane sich zu Familie Singer setzte.
    Da Rane für Light ohnehin keine Option gewesen war, erlaubte sie sich einen flüchtigen Blick zu den Singers. Rane war ein Lykanthrop, wie unschwer zu übersehen war, vielleicht ein Werwolf oder eine Werkatze. Er war groß und hatte einen drahtigen Körper, ganz ähnlich dem von Nicolai. Die beiden grinsten einander an und schienen sich auf Anhieb zu verstehen. Die Familie wirkte zufrieden, sie klopften Rane auf die Schulter und hießen ihn willkommen.
    »Nicht mehr lange«, flüsterte Kane. Er sah sie aus dem Augenwinkel heraus an und lächelte sanft. Vor seinem Gesicht hielt er eine Kamera, um den Moment, in dem Light ihr Wesen erhalten würde, genauestens einzufangen.
    Die Delegation war eine nervenaufreibende Prozedur. Alle im Raum hielten gespannt den Atem an und warteten auf die Verkündung der nächsten Namen. Anschließend brachen sie in lauten Jubel aus. Dieses Spiel wiederholte sich immer und immer wieder. Brandy Lane, ein Mädchen aus Lights Parallelklasse, bekam eine Furie zugeteilt. Light war erleichtert, noch nicht aufgerufen worden zu sein, denn Furien hatten den Ruf anstrengend und diebisch zu sein.
    Wann war sie endlich an der Reihe? Nervös wippte Light mit ihren Füßen auf dem Boden hin und her. Die lange Tafel, an der die Wesen saßen, leerte sich. Das sympathische Mädchen mit den braunen Haaren, von dem ihre Mum geschwärmt hatte, hatte ihre Delegierte bereits gefunden.
    »Leroy, Dante«, verkündete der Bürgermeister und wieder herrschte Schweigen im aufgeheizten Raum. »Leroy, Dante ist das Wesen von Adam, Light.«
    Lights Herz hörte für einen Moment auf zu schlagen. Sie bekam keine Luft mehr. Adrenalin pumpte durch ihren Körper. Sie riss den Kopf in die Höhe, um ihr Wesen anzusehen. Ihr Blick fuhr suchend die Tafel entlang, doch keines der Wesen erhob sich, um zu ihr zu kommen. Nur am Rande hörte Light das Jubeln und Klatschen der anderen, das allmählich verstummte wie abklingender Regen.
    »Leroy, Dante«, wiederholte der Bürgermeister mit Nachdruck. »Bitte erheben Sie sich, um Ihre Delegierte Adam, Light willkommen zu heißen.« Hilfesuchend sah er
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