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Light & Darkness

Light & Darkness

Titel: Light & Darkness
Autoren: Laura Kneidl
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Nase, als könnte sie das passende Kleid riechen. »Nimm das grüne Cocktailkleid. Es betont deine Figur. Du wirst fantastisch aussehen.«
    Und damit kehrte Light zu ihrer ersten Wahl zurück.
    Im Laufe des Abends steigerte sich Lights Nervosität bis ins Unermessliche. Sie kaute auf ihren Nägeln und ihre Finger zupften unruhig am Saum ihres Kleides. Im Wohnzimmer warteten ihre Eltern, Jude und Kane auf sie. Die Anspannung war zum Greifen nahe und die Sehnsucht nach dem Ereignis des heutigen Abends schwängerte die Luft.
    Alle lächelten verkrampft, nur Jude wirkte gelassen. Er lag unter einer dicken Decke begraben auf der Couch. Sein braunes Haar stand wirr in alle Richtungen ab und seine Nase war gerötet. Auf dem Tisch stand eine Kanne Tee, die den süßlichen Duft von Kräutern verströmte.
    »Ich kann nicht glauben, dass ich deine Delegation verpasse«, beschwerte sich Jude. Er nippte an seiner Tasse und hustete. Es war ein röchelndes Geräusch, das ihn bis ins Mark erschütterte. Kane nahm ihm die Tasse aus der Hand und klopfte ihm auf die Schulter. »Ich habe eine Kamera dabei. Du wirst keine Sekunde verpassen.« Ein brüderliches Lächeln umspielte seine Lippen. Kane war in vielerlei Hinsicht das ideale Wesen für Jude. Sie waren die besten Freunde und ergänzten sich so perfekt, als wäre Jude geboren worden, um Kanes Delegierter zu sein.
    Aus diesem Grund mochte Light Kane. Er war nicht nur Judes Wesen, er war Teil der Familie. Dennoch fühlte sie sich in seiner Gegenwart unwohl. Sie konnte mit ihm nicht mehr reden wie früher, denn zwischen ihnen hatte sich etwas verändert. Es hatte vor ein paar Wochen begonnen. Zuerst war es nur Kanes Lächeln, das jedes Mal breiter wurde, wenn er sie sah, doch dann begann auch seine Haltung sich zu wandeln. Seine Schultern strafften sich und seine Brust schien jedes Mal anzuschwellen, wenn er sie sah. Zuerst hatte Light es für ein Spiel gehalten, einen Scherz um sie zu verunsichern. Doch inzwischen dauerte dieses Spiel bereits zu lange an.
    Light verdrängte diesen Gedanken, denn sie wollte sich diesen Abend nicht verderben. Immerhin war es ihre erste Delegation und hoffentlich auch ihre letzte. Seit sie ein Kind war, träumte sie davon, ihr Leben mit ein und demselben Paranormalen zu verbringen. Sie konnte es auch kaum mehr erwarten, endlich eine vollwertige Delegierte zu werden, auch wenn es bis dahin noch ein paar Jahre und Examen hin waren. Sie würde zwischen Menschen und Wesen vermitteln und ihnen den gegenseitigen Respekt lehren. Ihr paranormales Wesen würde durch sie Teil der menschlichen Gesellschaft sein und gemeinsam würden sie Schritt für Schritt die Kluft zwischen den Rassen schließen.
    »Viel Glück«, hatte Anna gesagt, kurz bevor sie gegangen war. Doch die Delegation hatte nichts mit Glück zu tun. Seit Jahren bereitete Light sich auf dieses Leben vor. Jedes Jahr musste sie psychologische Tests über sich ergehen lassen und Fragebögen ausfüllen, die sich mit ihrer Persönlichkeit befassten. Mit Hilfe der Ergebnisse suchte ein speziell programmiertes System das perfekte Wesen für sie aus.
    »Light, bist du soweit?«, fragte ihre Mum. Sie trug ein schlichtes schwarzes Kleid, das ihre schmale Figur betonte. Ihre Rundungen waren ebenso unscheinbar wie die von Light. Dad schien das jedoch nicht zu stören. Er legte seiner Frau einen Arm um die nicht vorhandene Hüfte und lächelte stolz. »Mein kleines Mädchen bekommt ihr Wesen«, seufzte er. »Ich erinnere mich noch daran –«
    »Ryan«, unterbrach ihre Mum. »Wir alle kennen die Geschichte von dir und Simon.« Light hatte Simon nur einmal getroffen. Er lebte inzwischen in Europa und war das Wesen ihres Dads gewesen, bevor Jude auf die Welt kam. Damals hatten er und ihre Mum sich dazu entschlossen, das Delegiertenamt niederzulegen und sich ganz auf ihr Neugeborenes zu konzentrieren.
    »Ach, Silvia, ich werde bei solchen Ereignissen immer nostalgisch.« Dad ließ seinen Arm sinken und fuhr sich durch das braune Haar. »Besser, ich fahr schon mal das Auto vor«, verkündete er und zog seinen Mantel über. Es war bereits dunkel und kalte Novemberluft strömte in das Wohnzimmer, als er durch die Tür verschwand.
    Lights Hände begannen stärker zu zittern. Sie ballte ihre Hände zu Fäusten und schlang sie um ihren Körper. Ihre Mum gab Jude ein paar letzte mütterliche Anweisungen und drückte ihm zum Abschied einen Kuss auf die Stirn, ehe sie ihrem Mann in die Kälte folgte.
    »Ich filme alles und
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