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Light & Darkness

Light & Darkness

Titel: Light & Darkness
Autoren: Laura Kneidl
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mir wirklich leid.
    »Das bedeutet? Könnten Sie das etwas ausführen?«
    »Uns liegt es genauso fern, einen Menschen zu töten, wie Ihnen. Bei diesem Verfahren kommt kein Mensch zu Schaden. Übrigens stimmt der Unsinn, dass wir tote, verwandelte Menschen sind, auch nicht. Wir sind eine eigenständige Rasse. Das ist es doch, was Sie meinten, oder?«
    »Ja. Verraten Sie uns, wie dieses Verfahren abläuft?«
    »Nein.« Das war eine klare Aussage. Als der Vampir merkte, dass er den Moderator vollkommen aus dem Konzept gebracht hatte, half er ihm, indem er weitersprach. »Wir wollen mit Informationen über uns noch vorsichtig sein. Alles, was die Menschheit zurzeit wissen muss, ist, dass sie sich nicht vor uns zu fürchten braucht. Im Gegenteil. Wir wollen Hand in Hand mit den Menschen leben.«
    Der Moderator nickte, wühlte aber nur nervös in seinen Karten.
    »Vor Ihnen sitzt ein zweitausend Jahre altes Wesen und Ihnen fällt keine Frage mehr ein?«
    Ein Raunen ging durch das gesamte Publikum, als der Vampir sein Alter nannte, und auch die Augen des Moderators weiteten sich.
    »Kannten Sie Jesus?«, sprudelte es aus ihm heraus.
    Der Vampir schien überaus amüsiert über diese Frage. »Sagen wir es mal so: Ich habe von ihm gehört … damals. Aber getroffen habe ich ihn nicht.«
    »Sind Vampire gläubig?«
    »Ja und nein. Genau wie bei den Menschen, scheiden sich auch bei uns die Gemüter. Die meisten Vampire folgen dem alten Weg. Wir sind zwar sehr intelligent, aber es wäre vermessen zu denken, dass wir in Sachen Glauben auch nur einen Deut schlauer sind als jedes andere Wesen.«
    »Gibt es noch andere übernatürliche Wesen?« Der Moderator schien seinen Faden wiedergefunden zu haben.
    »Es entzieht sich meiner Vollmacht, über solche Dinge zu sprechen.«
    Das Interview ging eine halbe Stunde. Danach verabschiedete sich der Moderator bei dem Vampir, welcher wieder nur respektvoll mit dem Kopf nickte.
    Meine Mutter brachte mich ins Bett und wiederholte noch einmal den wohl essentiellsten Satz: »Alles, was die Menschheit zurzeit wissen muss, ist, dass sie sich nicht vor Vampiren zu fürchten braucht.«
    Das war jetzt fünf Jahre her und seitdem hatte ich nicht einen Vampir getroffen. Ich hörte, dass es in Köln einunddreißig registrierte Vampire gab. Die Chance, einen zu treffen, war also nicht besonders groß.
    Das Fernsehen und die Zeitungen waren noch einige Zeit voll mit Bildern und Informationen über die Kinder Satans , wie sie die Kirche nannte, doch dann wurde es ruhig. Nur der Moderator hatte sich zum Kasper der Nation gemacht. Stefan Raab machte viele Jahre Witze über ihn. Bei jedem Gast in seiner Late-Night-Show brachte er denselben Witz: »Was ich Sie schon immer mal fragen wollte …«, Buzz, »… kannten Sie Jesus?«
     
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