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Light & Darkness

Light & Darkness

Titel: Light & Darkness
Autoren: Laura Kneidl
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Delegation, Artikel 1)
    Light zupfte am Saum des schwarzen Kleides, das Clay eigens für sie organisiert hatte. Der Stoff reichte ihr bis zu den Knien und war am Hals zu einem Rollkragen geschnitten. Sie wirkte seriös wie eine junge Politikerin oder schlichtweg wie eine Delegierte, die genau wusste, was das System von ihr verlangte. Es war der Tag der Revision und Light saß in der ersten Reihe des Verhandlungszimmers. Hinter ihrem Rücken waren mehrere Dutzend Leute versammelt, die sie nicht kannte. Revisionen waren selten. Ihre Revision war ein Präzedenzfall, der die Schaulustigen anzog wie Motten das Licht.
    Nach dem Zwischenfall mit den Censio und ihrem Besuch im dämonischen Konsulat ging alles drunter und drüber. Ständig trafen neue Meldungen über das Versteck der Censio ein. Doch niemand wollte die Informationen bestätigen, geschweige denn Dante eine Immunität für seine Kooperation zusprechen. Clay hatte ihnen versichert, Dante würde nichts geschehen, aber Light konnte diesen Worten kein Vertrauen schenken, zumal es viele Menschen – Politiker – gab, die den Sohn des ehemaligen Censio-Anführers hinter Gittern sehen wollten.
    Light schüttelte diesen Gedanken ab. Sie wollte sich auf die Revision konzentrieren und das, was darauf folgen würde: Das Gespräch mit ihren Eltern. Denn sie hatte sich bis jetzt nicht überwinden können mit ihnen zu sprechen, so dass ihre Eltern noch nichts von ihrem Glück wussten, Dante weiterhin in ihrem Haus willkommen heißen zu dürfen. Auch Jude und Kane hatten keine Ahnung, aber die Konfrontation mit ihnen konnte noch warten. Die beiden waren zu Hause geblieben in dem Glauben, sie würden den Ausgang der Verhandlung kennen.
    »Bist du aufgeregt?«, fragte ihre Mum von der Seite und tätschelte beruhigend die Hand ihrer Tochter. Light verzog ihre Lippen zu einem schiefen Lächeln. Es war ein jämmerlicher Versuch ihr schlechtes Gewissen zu verbergen. Sie hätte ihren Eltern von der repräsentativen Aufgabe im Konsulat erzählen müssen, aber vermutlich war es nicht nur der Zeitmangel, sondern auch die Angst vor ihren Reaktionen, die Light dazu gebracht hatte es ihnen zu verschweigen.
    »Es geht schon.« Light ließ ihren Blick durch den Gerichtssaal schweifen. Dante saß auf der anderen Seite des Saals zwischen zwei blau uniformierten Delegierten. Auch er sah sich um und als ihre Blicke sich trafen zuckte es in seinen Mundwinkeln. Er schien keinerlei Bedenken zu haben, was ihren Plan betraf und diese Selbstsicherheit gab Light mehr Vertrauen und Hoffnung, als Dante es sich vorstellen konnte. Es würde schwierig werden ihre Beziehung geheim zu halten, aber sie konnten es schaffen. Mit der Hilfe von Clay und Samuel würden sie alles verändern und den Rat dazu bringen, erst Artikel 9 und schließlich Artikel 6 zu streichen.
    Clay und Samuel saßen wenige Reihen hinter Dante. Von Zeit zu Zeit beobachtete Light, wie ihre Fingerspitzen sich berührten oder wie sie sich zueinander beugten, als wäre es im Gerichtssaal zu laut. Light konnte sich vorstellen, wie es mit ihr und Dante wäre: Unauffällig würde er sich zu ihr beugen, sein Atem würde ihre Haut streifen und ihr Herz dazu bringen, schneller zu schlagen. Es waren gestohlene Momente, eine Rebellion gegen das, was das System von ihnen verlangte, aber nur jene die es sehen wollten konnten sie auch sehen: die Veränderung.
    Eine plötzliche Stille legte sich über den Saal, als der Richter den Raum betrat. Alle erhoben sich von ihren Plätzen, während ein älterer Herr mit schütterem Haar sich neben Mr Bennett stellte. Mr Bennetts Kopf war rot und Schweißperlen lagen auf seiner Stirn. Ihm schien die Revision unangenehm, denn sein Team war verantwortlich für den Fehler, der sie und Dante zusammengeführt hatte. Nur ein kleines Missgeschick, ein falscher Klick, der Light als Jungen gekennzeichnet und damit alles verändert hatte.
    »Sie können sich setzten«, sagte der Richter, bevor er selbst hinter seinem Pult Platz nahm. Die Gerichtsunterlagen in den Händen verkündete er: »Den Unterlagen entnehme ich, dass es zu einem formellen Fehler in den Unterlagen von Light Adam gekommen ist, was eine Anomalie im Delegationssystem zur Folge hatte«, fasste der Richter zusammen. »Light Adam und ihre rechtlichen Vormünder Silvia und Ryan Adam klagen gegen das System und fordern die Entlassung von Dante Leroy aus der Obhut von Light Adam.«
    Mr Bennett, der neben dem Richterpult stand, nickte. »Das ist richtig, Euer
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