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Sengende Nähe - Singh, N: Sengende Nähe

Sengende Nähe - Singh, N: Sengende Nähe

Titel: Sengende Nähe - Singh, N: Sengende Nähe
Autoren: Nalini Singh
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    1
    Mercy trat nach einem trockenen Zweig, der ihr im Weg lag, und starrte ihn böse an. „Blöder Ast.“ Natürlich hatte der wehrlose Ast ihr nichts getan – er hatte nur das Unglück, auf dem Weg zu liegen, als sie jetzt frustriert vom Festplatz des Rudels und der Feier zu Ehren von Dorians und Ashayas Verbindung flüchtete.
    Es machte sie ganz krank, mit anzusehen, wie verliebt ihr bester Freund in seine Gefährtin war. Im Grunde fand sie inzwischen auch alle anderen Wächter zum Heulen. „Clay hat doch nur noch Augen für Tally, ganz zu schweigen von Luc und Sascha, diesen Turteltäubchen.“
    Aber die Schlimmsten waren Nate und Tamsyn. Wie konnten sie es wagen, nach all den Jahren immer noch so verrückt aufeinander zu sein! „Dagegen sollte es Gesetze geben“, knurrte Mercy. Über Vaughn und Faith wollte sie gar nicht erst nachdenken.
    Stattdessen ging sie auf die Jagd.
    Eine Stunde später befand sie sich so tief im Wald, dass sie nur noch die leisen Geräusche der Nachttiere hören konnte, die im Dunkeln umherhuschten. Sie ließ sich auf einem mit Moos bewachsenen Baumstamm nieder und seufzte. In Wahrheit war sie natürlich weder auf die Wächter noch auf deren Gefährtinnen wütend. Nein, sie freute sich so sehr für sie, dass es fast wehtat. Aber sie war auch eifersüchtig. Überall Paare. Nur sie war allein.
    „Da haben wir’s“, grummelte sie. „Ich geb’s ja zu. Ich bin ein eifersüchtiges altes Mädchen.“
    Es war keinesfalls schlecht, zu den dominanten Weibchen in einem Gestaltwandlerrudel zu gehören. Weibliche Alphatiere waren nichts Besonderes. Aber es war ziemlich scheußlich, eine dominante Frau in einem Leopardenrudel zu sein, wenn es keinen dominanten Mann gab, der einen wirklich anmachte. Und es setzte dem Ganzen die Krone auf, als dominante Leopardin in einem Gebiet zu leben, das von Leoparden und Wölfen beherrscht wurde – und ausgerechnet auf den Falschen scharf zu sein.
    Dabei war sie ja nicht auf dieses Gebiet angewiesen – Dorian hatte sie sogar gedrängt, den Staat zu verlassen, um in einem anderen Rudel einen Gefährten finden zu können, aber sie brachte es nicht über sich, die DarkRiver-Leoparden zu verlassen – nicht solange alles so auf der Kippe stand. Sicher, es war ein wenig ruhiger geworden, seit die Entführung von Dorians Gefährtin Ashaya fehlgeschlagen war, aber es war eine trügerische Ruhe. Jeder wartete auf den nächsten Schlag – sei es von dem verdächtig ruhigen Rat der Medialen oder von der seit Neuem von sich reden machenden gewaltbereiten Menschenallianz.
    Nur eines war sicher, der nächste Schlag würde kommen.
    Als Wächterin der DarkRiver-Leoparden hätte sie sich eigentlich Gedanken über eine geeignete Verteidigungsstrategie machen und verschiedene Szenarien durchspielen müssen. Stattdessen war sie vor Verlangen fast wahnsinnig, konnte sie an nichts anderes mehr denken als an das Fieber in ihrem Körper, den Hunger, der ihr den Hals zuschnürte, die Begierde in jeder Zelle, bei jedem Atemzug. Intime Berührungen waren für ihre Raubtierseele so wichtig wie der Wald, der ihre Heimat war, aber es wäre vielleicht weniger schlimm gewesen, wenn sie nicht vor ein paar Tagen mit Tamsyn, der Heilerin des Rudels, gesprochen hätte.
    Sie selbst hatte das Gespräch darauf gebracht. „Es ist sehr gut möglich, dass ich nie einen Gefährten finde.“
    „Das kannst du doch jetzt noch nicht wissen“, hatte Tamsyn gesagt und sie besorgt angesehen. „Du könntest jederzeit –“
    „Das ist es nicht. Aber es könnte sein, dass ich nicht dazu in der Lage bin, mit jemandem mein ganzes Leben zu verbringen. Du weißt genau, dass es so etwas gibt.“
    Tamsyn hatte zögernd genickt. „Bei dominanten Frauen kommt das öfter vor als bei Männern. Die Unfähigkeit, nachzugeben … sich ganz hinzugeben. Selbst dem Gefährten gegenüber.“
    Und das war das Schlimmste, dachte Mercy. Es konnte durchaus sein, dass sie einen Gefährten mit jeder Faser ihres Herzens wollte, endlich den starken Partner fand, den sie brauchte, und sich dennoch weigerte, ihn auf der Ebene zu akzeptieren, die für eine innere Verbindung notwendig war. Vielleicht wäre das Paarungsbedürfnis stark genug, um ihn zum Liebhaber zu nehmen, vielleicht sogar eine noch festere Bindung einzugehen … aber wenn die Leopardin in ihr ihm nicht alle Rechte zugestand, würde sie sich vielleicht monatelang von ihm fernhalten und nur dann zurückkehren, wenn sie sich gegen ihr Verlangen nicht
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