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Lied der Wale

Lied der Wale

Titel: Lied der Wale
Autoren: D Thomas
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bitte.« Dennoch konnte er sich ein Lächeln nicht verkneifen. Er hielt kurz inne, sah ihren Blick, der Felsbrocken erweichen konnte. »Okay, ich geb dir eine Chance. Du holst mir als Gegenpol zu McGregor noch einen Spezialisten ins Studio. Du bekommst fünfzehn Minuten. In ›This Weekend Live‹.«
    »Fünfundzwanzig.«
    »Spinnst du, die reißen mir den Arsch auf!«
    »Ich schreib danach einen Artikel, in dem du als der Megacrack erscheinst, der Typ, der es geschafft hat, David McGregor wieder vor die Kamera zu kriegen, alles war deine Idee, von Anfang an.«
    Phil seufzte. »Zwanzig, und du hältst mir Martha vom Hals, heute kommen die Jungs zum Pokern.«
    Leah sprang auf, lief um den Tisch herum und drückte Phil einen dicken Kuss auf die Wange.
    »O. k., du Plagegeist. Darauf sollten wir anstoßen. Wie ich dich kenne, wusstest du von Anfang an, dass bei uns zwanzig Minuten das Maximum für einen Gast sind.«
    Leah grinste. »Wie ich dich kenne, hättest du mich auf zehn runtergehandelt, wenn ich zwanzig gesagt hätte.«

N och zehn Minuten!« Aus dem Lautsprecher in der Maske knarrte der Countdown, während die Visagistin Davids Gesicht gerade unter einer Schicht Puder begrub.
    »Du wirst sehen, wir kriegen dein Schiff!«
    Nick hatte ihr geholfen, eine Internetseite aufzubauen, und die Homepage bot sogar die Möglichkeit, online zu spenden. Die Seite war optisch gelungen, Govind hatte Links zu noch mehr Backgroundmaterial über die Wale erstellt. Das Tollste war aber, dass in der Sendung das Video mit Ketan ausgestrahlt werden sollte.
    Der einzige Wermutstropfen in alldem war Davids Resignation. Nicht, dass er das Projekt nicht mitgetragen hätte, doch er glaubte einfach nicht an den Erfolg. »Ich beneide dich um deinen Optimismus«, sagte er – nicht zum ersten Mal.
    »Noch fünf Minuten. Mr McGregor, bitte nehmen Sie Ihren Platz ein.«
    Sofort nach dem Werbeblock war er dran. Morgens hatte David eine Generalprobe absolviert, und sie kannte den ganzen Ablauf bereits auswendig.
    »Du musst los. Toi, toi, toi! Klopf auf Holz!« Leah küsste David sanft – ausnahmsweise aufs Haar, denn karmesinroterLippenstift auf Davids Wange konnte die Sendung schnell in eine Lachnummer verwandeln. Er stand auf und schaute ihr in die Augen.
    »Danke.« Dann ging er.
    Keine Spur von Nervosität. Zugegeben, er war früher oft im Fernsehen aufgetreten, aber dass er alles so cool nahm, während ihr schon bei der Vorstellung, vor die Kamera treten zu müssen, schwindlig wurde, machte Leah stutzig. Sie eilte in die Regie, von wo aus sie die Sendung verfolgen durfte.
    »Schau ihn dir an, total locker«, sagte Phil und schaltete sein Mikro ein, »noch dreißig Sekunden.«
    Die Visagistin besserte schnell noch die Stelle an der Stirn nach, wo sich die OP-Narbe befand, dann setzte sich David hin.
    »Du hast mehr Lampenfieber als er«, hörte sie Phil sagen.
    »Ich schwitze aus allen Poren!« Was in dem vollklimatisierten Regieraum schon eine Leistung war.
    Der aufgeweckte junge Moderator begann in seiner ausschweifenden Erzählweise David vorzustellen, ohne jedoch bislang seinen Namen zu erwähnen, sichtbar zu lang ausgeführt für Davids Geschmack, denn er unterbrach ihn mitten in einem nicht enden wollenden Satz und sprach direkt in die Kamera.
    »Guten Abend, meine Damen und Herren, was Sie von mir noch nicht wissen, ist, ich heiße David McGregor, und ich möchte nur Ihr Bestes ...« Leah hütete sich, den Blick vom Set abzuwenden. Sie spürte Phils Stirnrunzeln auch so. Denn David ignorierte den Teleprompter mit dem vorgegebenen Text und fing einfach an zu improvisieren. »... Ihr Geld.«
    »Spinnt der?«, wütete die Regie.
    Leah konnte nur hoffen, dass Phil Profi genug war, nach der frechen Eröffnung nicht einen zweiten Werbeblock einzublenden, um währenddessen David aus dem Studio zu werfen. Und sie setzte darauf, dass er ihr vertraute.
    »Wenn Sie glauben, Sie haben sich verhört oder versehentlich eine Werbesendung eingeschaltet, so bitte ich Sie, mit dem Umschalten noch ein paar Minuten zu warten. Denn ich bin es nicht, der Ihr Geld braucht. Es sind die Wale. Das Ziel ist simpel: Sie sollen leben. Überleben.«
    Phil ließ die Sendung weiterlaufen, obwohl sich der Moderator, da David ihm keine Möglichkeit ließ, sich wieder einzuhaken, langsam überflüssig vorkam und genervt zur Regie blickte.
    »Da ich leider keinen Wal einladen konnte, habe ich hoffentlich einen würdigen Ersatz gefunden. Dr. James Redcliff.«
    Das
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