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Lied der Wale

Lied der Wale

Titel: Lied der Wale
Autoren: D Thomas
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ich gesagt. Und nicht schummeln!«
    »David, dann falle ich bestimmt ins Wasser!«
    »So wenig Vertrauen in meine Führungskünste?«
    »Ich verlass mich lieber auf deine Verführungskünste!«, feixte Leah, doch sie schloss gehorsam die Lider.
    Sie konnte hören, wie Masao vor ihnen beiden herlief, und nach einigen Metern bogen sie um die Ecke eines Lagerhauses. Hier begann der Kai.
    »Du darfst sie jetzt öffnen, mach die Augen auf.«
    Mit Leah im Schlepptau blieb David vor einem Schiff stehen, das offensichtlich gerade generalüberholt worden war. Kein MillimeterRost störte den glänzenden Farbanstrich. Am Bug prangte ein geschwungener Schriftzug: »SeaSpirit II«.
    »Nein!«, sagte sie so überrascht, wie sie nur konnte.
    »Doch«, sagte Masao und hüpfte herum wie ein kleiner Junge.
    Es hatte noch eine ganze Weile gedauert, bis sich Vater und Sohn wieder näherkamen, doch immerhin war es ein guter Anfang gewesen. Ein Anfang, den Masao zu schätzen wusste. Und wie Leah vorausgesagt hatte, war Kazuki für seinen Sohn tatsächlich von den Toten auferstanden – er sprach plötzlich hin und wieder von seinem Vater . Ohne Abscheu, fast mit einem kleinen Unterton von Stolz in der Stimme.
    »Komm hoch, Leah«, rief ihr Joe vom Deck aus zu. »Schau’s dir an.«
    Sie stieg mit David und Masao den Steg hinauf und sprang aufs Deck. David steuerte auf die Brücke zu, wobei er es sich nicht nehmen ließ, einen Umweg über den Maschinenraum einzulegen.
    »Wie findest du’s?«, hatte er Leah nun schon drei Mal gefragt.
    In der Kombüse schickte ihr Marek sein breitestes Grinsen entgegen, während er mit Gewürzen und frischem Gemüse jonglierte und Sam und Govind den Tisch für ein opulentes Mahl deckten. Sogar Blumen hatten sie besorgt.
    »Heute ausnahmsweise gutes Essen! Alles frisch. Nicht wie in letzten Jahren. Auf neues Schiff kommen auch nur frisches Essen. Wenn Essen schlecht ...«
    »... dann alle supertot!«, vollendeten Sam und Govind gemeinsam den Satz.
    Im voll ausgestatteten Computerraum teilte ihr Govind mit, dass er nur wenige Tage brauche, um ihre Idee mit den Patenschaften umzusetzen.
    »Steve wird sich wundern. All seine Leute werden abspringen und zu uns kommen. Nächsten Freitag starten wir, und dann geht’s richtig los.«
    Davids Blick fiel auf Leah, und er ergriff ihre Hand.
    »Ich freu mich so sehr für euch«, sagte sie und versuchte vergeblich die Tränen zurückzuhalten. Nächsten Freitag. In nicht mal einer Woche. Leah erinnerte sich an ein Gespräch, das sie mit David hatte, kurz nachdem er bei ihr eingezogen war.
    »Du gehst wieder auf See, nicht wahr?«, hatte ihn Leah damals gefragt.
    »Ich weiß es nicht, Leah. Ich möchte es, ja, aber ... ich weiß es nicht.«
    Sie wollte nicht, dass er wieder loszog. Sie wollte mit ihm leben, Alltag, Freud und Leid mit ihm teilen.
    »Auch ich möchte bei dir sein, mit dir leben«, fügte er damals hinzu, als ob er ihre Gedanken lesen könnte. »Das ist es, was mich hier hält.«
    »Ich hatte gehofft, dass du dich um die Organisation kümmern würdest, nein, wir beide gemeinsam, und dass Jüngere wie Masao und Sam und Govind den Job an der Front machen«, murmelte sie daraufhin in einem Anflug von Offenheit.
    David hatte sie in den Arm genommen. Schweigend waren sie nach Hause gegangen. Und er hatte sich seitdem nicht mehr zu dem Thema geäußert.
    Govind erhob sich und schlug mit einem Löffel gegen die Tasse. Er räusperte sich, als alle im Raum schwiegen. »David, es ist nicht meine Art, große Worte zu machen. Wir wissen alle, was du für uns getan hast. Und ich möchte die Gelegenheit nicht ungenutzt verstreichen lassen, dir jetzt einen kleinen Teil davon zurückzugeben.«
    David blickte fragend zu Joe, doch auch der zuckte nur mit den Schultern. Govind griff unter den Tisch und zog ein handlichesNotebook aus seiner Tasche hervor. Er griff nach dem Handy und stöpselte es mit einem Verbindungskabel an das Gerät.
    »Wie wir wissen, ist die ›SeaSpirit‹ zum Glück ohne Mann, aber dafür mit allen Mäusen untergegangen. Damit meine ich natürlich insbesondere die Angehörigen der Spezies Computermaus. Das ganze Rechner Equipment wurde Opfer der Fluten.« Ein breites Grinsen überzog sein Gesicht. »Das ganze? Ja, das ganze – bis auf ein paar ziemlich resistente Sicherheitskopien. Ich habe mir erlaubt, ein paar Daten und Programme zu retten.«
    Govind klappte das Notebook auf und drehte ihn so, dass David den Bildschirm sah.
    »David, Leah, wir sind
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