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Liebhaber der Finsternis

Liebhaber der Finsternis

Titel: Liebhaber der Finsternis
Autoren: Unbekannt
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andere geriet in ein Gespräch mit seinem Sitznachbarn. Als es zu laut wurde, ermahnte Sariel die Anwesenden zur Ruhe. Er nahm erneut das Zepter in die Hand.
    „Cian, dein Bruder und Anführer eures Clans und ich haben uns beraten und schlagen folgende Strafe vor.“ Sariel stand auf und blickte in die Runde. Als er sich der Aufmerksamkeit aller Anwesenden sicher war, fuhr er fort. „Du wirst aus dem englischen Clan ausgestoßen und darfst nie wieder zurückkehren. Außerdem wirst du ein Jahr lang keinen Kontakt zu Mitgliedern gleich welcher Art haben. Außer dem Diener, der dir das Essen reicht, wird keiner mit dir sprechen. Du hast Glück, dass dein Bruder so mildtätig gestimmt war. Wenn es nach mir gegangen wäre …“ Er machte eine wegwerfende Handbewegung. „Aber lassen wir das.“
    Cian spie aus. „Mildtätig, dass ich nicht lache. Ich spucke darauf, was er sagt. Er lügt, wenn er den Mund aufmacht. Macht doch …“
    Sariel war pfeilschnell an seiner Seite und zwang ihn auf die Knie. „Mäßige dich! Ich bin sehr wohl in der Lage, deine Strafe zu verschärfen, denn wenn der Rat das Urteil annimmt, wirst du ab sofort meinen Befehlen unterstehen.“
    Cian sah ihn mit funkelnden Augen an.
    „Ich sehe, wir verstehen uns also“, sprach Sariel. „Nachdem du die Strafe in unserem Kerker abgesessen hast, wirst du ein gleichberechtigtes Mitglied unserer Gemeinschaft werden. In diesem Jahr wirst du genügend Zeit haben, dich mit unseren Sitten und Gebräuchen auseinanderzusetzen und dir darüber klar zu werden, wie dein weiteres Dasein verlaufen soll. Das ist eine Chance für dich, noch einmal neu zu beginnen. Du solltest deinem Bruder danken.“ Langsam ließ er von Cian ab und ging zu seinem Platz zurück. „Ich bitte euch nun, über den Vorschlag abzustimmen“, schloss er seine Ansprache.
    Als einer nach dem anderen den Arm gehoben hatte, um seine Zustimmung zu bekunden, wurde Cian von zwei deutschen Clanmitgliedern in den Kerker abgeführt. Beim Verlassen des Saals kehrten ihm alle Anwesenden den Rücken, um ihrer Missbilligung und der Trennung von ihrem Clan Ausdruck zu verleihen.
    Anschließend ging Corben zu Leah, um sie über die Ereignisse in Kenntnis zu setzten.
    „Ich will die Scheidung.“
    „Du willst … was?“
    „Ich will offiziell von dem Bündnis, dass er sich erschlichen hat, befreit werden.“
    „Ich weiß nicht, ob so was möglich ist. Es gab noch nie einen derartigen Fall. Ich werde mit Sariel darüber sprechen. Möchtest du Cian sonst noch etwas mitteilen? Du hast nur noch heute Nacht. Morgen beginnt seine Strafe, dann ist es zu spät.“
    „Ich will die Scheidung und dann will ich ihn nie wieder sehen“, sagte sie mit bebenden Lippen.
    „Gut, wie du willst, dann gehe ich jetzt zu Sariel und werde mich mit ihm beratschlagen. Ruh dich aus, wir werden einen Weg finden“, versprach er und küsste sie zum Abschied.
    Als er hinter sich die Tür schloss, war er schon am Grübeln. Scheidung, wie stellte sie sich das vor? Obwohl er sie verstehen konnte, wusste er nicht, wie das vonstattengehen sollte. Doch auch hier bewies sich der besonnene deutsche Anführer als hilfreich. Er hatte eine gute Idee, wie eine solche Trennung aussehen konnte, gab aber zu bedenken, dass sie nicht lange ohne Gemahl bleiben durfte.
    Corben hatte sowieso nicht vor, Leah einen Moment aus den Augen zu lassen. Er würde die Gelegenheit beim Schopf ergreifen und sie zu seiner Gefährtin machen. Schon in der nächsten Nacht würde er sie zur Frau nehmen. Sobald alle Formalitäten der Trennung erledigt waren, wollte er sie auf Händen in sein Schlafgemach tragen und sie glücklich machen.

    Als Leah von Jeqon in der nächsten Nacht zu ihrer offiziellen Scheidung geleitet wurde, war sie schrecklich aufgeregt. Corben hatte also eine Möglichkeit gefunden, ihren Wunsch zu erfüllen. Wenn das überhaupt möglich war, liebte sie ihn dafür noch mehr.
    Sie wurde in die Bibliothek geführt. Vor einem mit einer schwarzen Samtdecke bedeckten Tisch standen Sariel und Corben. Cian saß links von ihnen. Sie sollte sich auf dem rechten Stuhl niederlassen. Cian würdigte sie keines Blickes.
    Ihr Augenmerk lag auf dem silbernen Kelch, der vor ihr auf dem Tisch stand. Er sah aus wie der Kelch der Unsterblichkeit, nur zierte diesen ein zweigeteiltes Herz. Neben ihm lag ein kleines, silbernes Messer. Jeqon schloss hinter ihr die Tür.
    Leah sah Sariel und Corben erwartungsvoll an. Als der deutsche Anführer zu sprechen begann,
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