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Liebhaber der Finsternis

Liebhaber der Finsternis

Titel: Liebhaber der Finsternis
Autoren: Unbekannt
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war sie ausgewandert nach Australien. Die Besitztümer, wenn man sie denn so nennen konnte, hatte sie veräußert. Sie besaß nichts weiter als das, was sie am Leib trug und den kläglichen Rest, der in dem braunen Lederkoffer zu ihren Füßen Platz gefunden hatte. Wenn es heute Nacht nicht geschah, würde sie in dem Hotelzimmer auf die nächste Gelegenheit warten. Zeit war etwas, wovon sie ab sofort genug besaß. Es raschelte zu ihren Füßen und sie lauschte dem Wispern des Windes in den Zweigen der alten Eibe, während sie in Erinnerungen schwelgte.
    Das letzte Jahr hatte diesen Sinneswandel hervorgerufen. Das erregende Flattern von Schmetterlingen in ihrem Bauch war verflogen, weil ihre Liebe nicht erwidert wurde. Als ihr Herz in tausend Teile brach, war das Gefühl so fürchterlich, dass sie beschloss, es für immer zu begraben. So etwas sollte sich niemals wiederholen.
    Ein Geräusch hinter ihr ließ sie zusammenzucken. Würden sich Mühe und Ausdauer auszahlen? Würden die Vampire sie in ihrer Mitte aufnehmen? Sie sah sich nicht um, verharrte in der Sekunde der Euphorie, die ihren Pulsschlag schneller werden ließ.
    Eine starke, kalte Hand legte sich auf ihre Schulter und eine dunkle, alles umschmeichelnde Stimme zog sie unaufhaltsam in ihren Bann.
    „Was tust du an diesem düsteren Ort zu dieser späten Stunde? Hast du keine Angst, dass dir jemand etwas zuleide tun könnte?“, raunte eine männliche Stimme dicht an ihrem Ohr.
    Ihr Herz hämmerte wie verrückt, als hätte es sich in den vergangenen Sekunden erholt und zu einem Ganzen zusammengefügt. Zweifel machten sich breit und doch lockte diese Stimme und ließ sie vor Vorfreude erschauern.
    „Nein, ich habe keine Angst. Ich sehne mich nach der Ewigkeit und nach einem kalten Herzen, das meinen Verstand nicht daran hindert, einen klaren Gedanken zu fassen. Wenn du ein Vampir bist, dann nimm, was ich dir anbiete und mache mich zu einer von euch“, antwortete sie, als wäre es die normalste Sache der Welt.
    Sie wartete auf eine Reaktion und ließ die wärmende Decke von ihren Schultern gleiten. In diesem Moment bahnte sich der Halbmond einen Weg durch die Wolken und erhellte mit seinem silbernen Glanz diesen düsteren Ort. Langsam stand sie auf, wandte sich um und sah dem Fremden in die Augen. Sie hatte für diesen Zweck ein figurbetontes Outfit gewählt. Das hautenge Kleid verdeckte weniger als schicklich gewesen wäre und gewährte ihrem Gegenüber einen tiefen Einblick auf ihr wohlgeformtes Dekolleté. Es war eine eigene Kreation und offensichtlich verfehlte sie nicht die angestrebte Wirkung. Darunter trug sie fast nichts.
    „Wie ist dein Name?“, fragte er mit belegter Stimme.
    Sie sah seinen lüsternen, ungläubigen Blick. „Leah.“
    „Corben“, antwortete er und verbeugte sich. „Wenn es dein Wille ist, werde ich dich mit Freuden zu einer der unseren machen, aber nicht hier und jetzt. Ich werde dich mit zu uns nach Hause nehmen. Die Nacht hat zu viele Augen und du fröstelst in deinem dünnen Gespinst. Ich aber will, dass du in der Glut meiner Umarmung verbrennst und dir wünschst, nie wieder die Wärme der Sonne auf deinem Antlitz zu spüren. Denn wenn du die Meine bist, wird ein Band uns verbinden und ich möchte, dass du es nicht als Fessel wahrnimmst, sondern als Bund einer ewig währenden Liebe.“
    Die Ruhe, die sie umfing, war unnatürlich. Fast so, als wären alle Tiere geflüchtet oder vor Ehrfurcht verstummt. Es war die Stille, in der man eine Stecknadel fallen hören könnte.
    Sein Umhang hatte die Silhouette von dunklen Schwingen angenommen und die Luft knisterte, als wäre sie durch seine Anwesenheit elektrisch aufgeladen. Leah musste schlucken, denn dieses erotisierende Gefühl griff nach ihr und ließ in ihrem Schoß ein prickelndes Verlangen aufkeimen. Seit seiner Ankunft schien sie von innen heraus zu glühen. Es war diese gewisse Art, die sie nur zu gut kannte und die nur durch die leidenschaftliche Vereinigung zweier Menschen gestillt werden konnte. Am liebsten hätte sie sich an ihn gedrängt. Sie brannte darauf, von ihm berührt zu werden. Die Brustwarzen unter dem zarten Stoff hatten sich erwartungsvoll aufgerichtet und sehnten sich danach, von ihm liebkost zu werden. Die Frage, die ihr auf den Lippen brannte und die ihre Fingerkuppen kribbeln ließ, war, ob sich bei ihm auch etwas aufgerichtet hatte. Für eine Bestätigung hätte sie zugreifen müssen, denn für alles andere war es zu dunkel. Aber das traute sie sich
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