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Liebesschmarrn und Erdbeerblues: Roman (German Edition)

Liebesschmarrn und Erdbeerblues: Roman (German Edition)

Titel: Liebesschmarrn und Erdbeerblues: Roman (German Edition)
Autoren: Angelika Schwarzhuber
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Schafkopf-Frühschoppen‹, dann kann nur ein Bayer tatsächlich ermessen, wie sehr dieser Mann seine Frau lieben muss. Da kann kein ›Ich liebe dich‹ mithalten, auch wenn es noch so ehrlich gemeint ist.«
    »So is!«, rief ein älterer Mann mit gewaltigem Schnauzer. Es gab zustimmenden Applaus.
    »Ich hab noch keine gefunden, für die ich aufs Schafkopfen verzichten würde«, sagte ein anderer und bekam gleich darauf von der Frau an seiner Seite einen kräftigen Stoß in die Rippen. Die Leute lachten. Ich war zufrieden.
    »Was muss es dann erst für eine Liebeserklärung sein, wenn eine Frau sagt ›Für mi brauchst auf deinen Schafkopfabend ned verzichten‹«, setzte ich einen drauf.
    »Geh, ich bin ja froh, wenn ich mal einen Abend für mich habe und das im Fernsehen anschauen kann, was ich mag«, rief eine ältere Frau vergnügt. Etliche Damen nickten und applaudierten.
    Ich öffnete meine Handtasche. Darin ruhte nicht nur mein Glücksbringer Eisi, sondern auch der Zettel mit den bayerischen Begriffen, den Karl in der Hütte vergessen und den ich seither immer bei mir getragen hatte. Ich faltete das Blatt auseinander.
    »Herr Huber hat mir freundlicherweise einen Teil seiner reichen Ausbeute an Ausdrücken gegeben, und ich möchte sie Ihnen jetzt gerne vorlesen. Und bitte bedenken Sie dabei, es sind alles tatsächlich irgendwann einmal gemachte Liebeserklärungen.«
    Laut, und immer wieder unterbrochen von den Lachern der Zuhörer, las ich vor.
    »Du hast mir mei Herz abgluchst. Möchst mei Weiberl sei? I bin da so nah wir oa Rupfhaubn da andern im Topf. Wenn i di seh, dann hauts mi um vor Liab. I schenk da mei Herzerl. Mir gehörn zam wias Radieserl und d’Brezn. Wenn ma zam hoitn, schaff mas gwiss bis zum Schluss. Oida, i mog di. Prost, Schatzerl, du warst oane zum Heiraten.«
    Ich las natürlich auch vor, was ich von Karl schon in der Hütte gehört hatte, und musste selbst das Lachen mit aller Macht unterdrücken, als ich zur Schweinsbratenliebeserklärung kam.
    »Und dann gibt es natürlich auch den von Rainhard Fendrich gesungenen Teil seines Liedes: ›Weilst a Herz hast wie a Bergwerk, weilst der Wahnsinn bist für mi, steh i auf di …‹ Schöner kann man es kaum sagen. Der Fendrich ist zwar Österreicher, aber bei denen ist es ähnlich wie bei uns. Außerdem gibt es eine wunderschöne bayerische Version des Liedes von Claudia Koreck und Bernhard Fleischmann, den meisten besser bekannt als Fleischi, der bekannte bayerische Radiomoderator«, fiel mir zwischendrin noch ein. Dann las ich weiter vor.
    Als ich am Ende der Liste angelangt war, hatten viele der Leute Tränen vom Lachen, aber auch ein wenig vor Rührung in den Augen, und sie applaudierten begeistert. Daran könnte ich mich gewöhnen. Ich fühlte mich großartig. Vielleicht sollte ich in die Politik gehen?
    »Wir könnten jetzt noch lange weitermachen, und ich bin mir sicher, dass jeder von Ihnen noch einige bayerische Liebesbeteuerungen beitragen könnte«, sagte ich.
    »Oh mei, was i dene Weiba ois verzählt hab, dass i’s rumkriagt hab«, meinte ein Mann weit in den Achtzigern mit verschmitztem Lächeln, der direkt vor mir saß. Ich musste herzlich lachen.
    Er warf mir darauf einen Blick zu, der mich davon überzeugte, dass er tatsächlich einer Reihe von Frauen das Herz gebrochen hatte. Und es womöglich noch immer tat.
    Es wurde wieder lauter im Saal, denn die Leute erzählten sich gegenseitig, was ihnen noch so alles an Liebeserklärungen einfiel. Nur eine Frau saß eher ruhig auf ihrem Stuhl und schaute etwas unglücklich: Vroni Reichmann. Vermutlich hatte sie noch niemandem im Leben eine Liebeserklärung gemacht. Und wenn doch, dann war sie offensichtlich nicht erfolgreich gewesen. Vielleicht würde ihr das Lesen meines Buches wirklich helfen. Meines nächsten Buches. Denn da würde ich mich in einem besonderen Kapitel damit befassen, denjenigen Frauen Mut zu machen, welche die Schleife am Dirndl noch immer vorn mittig gebunden hatten. Und das in einem Alter, in dem andere sich schon Gedanken über den nahenden Wechsel machten. Oder sogar schon mit ihren Enkelkindern zur Einschulung lustige Schultüten bastelten. Matthias würde staunen, wenn ich ihm Genaueres über mein neues Buch erzählen würde. Ich hoffte sehr, dass er mit mir auch das kommende Projekt wagen würde.
    Aber jetzt hatte ich hier noch etwas Wichtiges zu sagen. Ich schaute kurz zu Karl und bemerkte, dass er mich ebenfalls beobachtete. Und mein Herz begann, wie ein
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