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Liebesschmarrn und Erdbeerblues: Roman (German Edition)

Liebesschmarrn und Erdbeerblues: Roman (German Edition)

Titel: Liebesschmarrn und Erdbeerblues: Roman (German Edition)
Autoren: Angelika Schwarzhuber
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schloss die Augen. Wollte es gar nicht hören. Wobei das natürlich keinen Sinn ergab. Und da kam es schon. Aber ganz anders, als ich gedacht hatte.
    »Es stehen einige sehr lustige, aber auch sehr weise Sachen drin. Und außerdem das Rezept für das Blitz-Schweiners, und das kann ich nur jedem empfehlen.«
    Ich öffnete langsam wieder die Augen. Hatte er das tatsächlich gesagt, oder war das nur Wunschdenken von mir? Ich lächelte unsicher.
    Vroni Reichmann hüstelte kurz.
    »Ja, wenn das so ist, dann, äh, sollten wir uns doch einmal das Buch zu Gemüte führen.« Ich sah ihr an, wie schwer es ihr fiel, das zu sagen.
    »Machen Sie das, Frau Reichmann. Ich bin mir sicher, auch Ihnen wird es gefallen«, empfahl Karl.
    Ob er das Kapitel »Wer nicht wagt, der nicht gewinnt, gilt auch in Bayern« meinte? Oder eher »Rezepte, die auch den grantigsten Bayern zum Lächeln bringen«, das ich insgeheim Karl gewidmet hatte, stellvertretend für alle miesepetrigen Landsmänner und -frauen. Obwohl Karl zu meinem Erstaunen heute alles andere als schlecht gelaunt war.
    Ich sah ihn an und war überglücklich und dankbar für seine Fairness, obwohl es ihm ein Leichtes gewesen wäre, mich vor den Leuten hier fertigzumachen. Plötzlich überkam mich eine wunderbare innere Ruhe. Jetzt wusste ich, dass hier genau der richtige Ort und Rahmen war, um ihm zu sagen, was ich zu sagen hatte. Ich atmete tief ein.
    »Gut, wenn Sie mir die Gelegenheit geben, dann werde ich gerne ein paar Worte sprechen«, sagte ich in Richtung der Vorsitzenden und ging nach vorn. Ich stellte mich an das kleine Rednerpult und schaute die Leute an, die mich gebannt beobachteten. Noch waren sie nicht überzeugt davon, dass ich nicht doch Böses im Schilde führte.
    Normalerweise hatte ich immer schreckliche Angst, wenn ich vor mehr als drei Leuten etwas sagen musste. Und schon in der Schule hatte ich kaum ein Wort herausbekommen, wenn ich vor der Klasse stand. Was sich leider immer sehr negativ auf meine mündlichen Noten ausgewirkt hatte.
    Vor so vielen Menschen wie jetzt hatte ich noch nie gesprochen. Doch in diesem Moment war alle Angst wie weggeblasen.
    »Ich möchte mich bei Ihnen zuerst einmal entschuldigen, dass ich etwas unpassend angezogen bin. Aber ich hatte leider keine Zeit mehr, mich umzuziehen. Herr Huber …« Er saß nur wenige Meter entfernt und schaute äußerst neugierig. »Also Herr Huber hat Ihnen empfohlen, meinen Ratgeber zu lesen, und das finde ich äußerst bemerkenswert von ihm. Wie Sie ja alle mitbekommen haben, waren wir in der Vergangenheit nicht immer einer Meinung, wenn es darum ging, dass es in Bayern keinen festen Begriff für ›Ich liebe dich‹ gibt.« Ich atmete durch. Jetzt würde ich gleich eine schwierige Stelle umschiffen müssen, und ich hoffte inständig, dass ich nicht kentern würde.
    »Um es gleich vorwegzunehmen. Von diesem Standpunkt bin ich auch weiterhin nicht abzubringen. In Bayern gibt es dafür keinen einheitlichen Ausdruck. Da beißt die Maus keinen Faden ab.«
    Die Leute fingen zu tuscheln an, und einige pfiffen mich aus. Es wurde unruhig im Saal. Auch Vroni Reichmann schaute sehr unzufrieden.
    Karl hob die Hand.
    »Ruhe bitte!«, forderte er die Leute auf. »Lassen wir Frau Koller doch weiterreden.«
    Ich nickte dankbar in seine Richtung und sprach dann tapfer weiter.
    »Bevor Sie mich hier alle lynchen, steinigen oder vierteilen, gibt es aber auch eine sehr gute Nachricht. Gerade wir Bayern sind ja ein ganz spezielles Volk und haben immer schon vieles anders gemacht als andere. Das war nicht immer gut, aber meistens schon. Und weil wir vieles anders machen, haben wir nicht einen Ausdruck für ›Ich liebe dich‹, sondern unzählig viele. Im Laufe unserer beeindruckenden Entwicklungsgeschichte erkannten wir nämlich instinktiv, dass einer alleine niemals das ausdrücken könnte, was wir genau sagen wollen.«
    Es war wieder ruhig geworden, und die Leute hörten mir gebannt zu. Ich warf Karl einen kurzen Blick zu und sah, wie er grinste. Schnell schaute ich wieder weg und führte meine Gedanken weiter aus.
    »Sagt zum Beispiel eine Frau zu ihrem Mann ›Ohne di war ois nix‹,dann ist es das größte Kompliment an ihn und ein Ausdruck ihrer großen Liebe, obwohl das Wort Liebe gar nicht darin vorkommt.«
    Ich merkte, dass ich die Leute mit diesem Beispiel nicht recht überzeugte. Also musste ich schwerere Geschütze auffahren.
    »Wenn ein Mann seiner Frau sagt, ›I pfeif für di auf mein
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