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1411 - Vampirehre

1411 - Vampirehre

Titel: 1411 - Vampirehre
Autoren: Jason Dark
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Tegryn lag im allertiefsten Wales. Man konnte ihn als einsames Kaff bezeichnen, aber es gibt einsamere, die hatte ich schon kennen gelernt, denn Tegryn hatte einen Bahnhof und war durch ihn mit der ›Außenwelt‹ verbunden, was sicherlich zahlreiche Menschen nutzten. Wir waren an ihm vorbeigefahren, und auch jetzt hätten wir ihn noch im Rückspiegel erkennen können, denn allzu weit standen wir nicht von ihm entfernt.
    Natürlich gab es für unsere längere Fahrt einen Grund. Urlaub wollten wir hier bestimmt nicht machen. Vielmehr ging es um eine Person, die wir suchten.
    Es war Justine Cavallo, die sang- und klanglos aus Janes Haus verschwunden war. Das hätte uns nicht besonders zu stören brauchen – wenn Justine eine normale Frau gewesen wäre. Aber sie war eine Unperson, die sich vom Blut anderer Menschen ernährte, und wenn sie so plötzlich verschwand, dann hatte das seine Gründe.
    Wir konnten nicht riskieren, dass sie durchdrehte und in diesem kleinen Ort ihre Spuren hinterließ. Zudem hatte Jane Collins herausgefunden, dass ihr Verschwinden etwas mit ihrer Vergangenheit zu tun hatte, mit einer Zeit also, von der wir nichts wussten. Wir wussten nur, dass sie durch ihre Schwester zur Blutsaugerin gemacht worden war, aber das war auch alles.
    Aber wir kannten die blonde Bestie und wussten, dass sie diese Reise bestimmt nicht zum Spaß angetreten hatte. Da steckte mehr dahinter.
    Was hatte sie hier in dieser einsamen Gegend zu suchen, über die sich ein blasser Dunst gelegt hatte?
    Dass sie jemand einen Guten Tag wünschen und dann verschwinden wollte, daran glaubten wir beide nicht. Auch jetzt, als wir den Ort erreicht hatten, in dem sich Justine unseren Nachforschungen zufolge befinden sollte, hatten wir von ihr kleine Spur entdeckt.
    Es herrschte eine seltsame Atmosphäre, das spürten wir beide. Ich sah es an Janes Gesicht an, dass sie sich ebenfalls nicht gerade wohl fühlte.
    »Was meinst du?«, fragte ich sie deshalb.
    »Es ist schon leicht bedrückend.«
    »Das finde ich auch.«
    »Und warum ist das so?«
    Ich hob die Schultern. »Sorry, aber darauf kann ich dir keine Antwort geben. Ich weiß es einfach nicht, aber es liegt nicht nur am leichten Dunst.«
    »Und es sind wenige Menschen zu sehen.«
    »Das auch.«
    »Justine?«
    Ich verzog die Lippen. »Glaubst du, dass sie hier ihre Zeichen gesetzt hat?«
    »Kann doch sein.«
    Das konnte zutreffen. Möglicherweise hatte sie schon einige Menschen angefallen und deren Blut getrunken, aber ob das genau zutraf, wussten wir beide nicht.
    Da wir uns auf gleicher Höhe befanden, lag der Ort nicht wie auf dem Präsentierteller vor uns. Wir schauten nicht über ihn hinweg, sondern eher in ihn hinein.
    Es gab hier natürlich keine Hochhäuser. Das einzig hohe Gebäude war die Kirche, und deren Turm ragte ebenfalls nicht eben weit in den Himmel.
    Die Häuser hatten alle das gleiche graue Aussehen wie der kleine Bahnhof in unserem Rücken. Sie waren recht niedrig, und manche schienen sich sogar zu ducken. Nur einige wenige Autos parkten in unserer Nähe, und wenn sie in den Ort hineinfuhren, dann rollten sie über Kopfsteinpflaster, das ebenfalls schon ein gewisses Alter besaß.
    Wir sahen auch wenige Menschen, das musste nicht unbedingt am Wetter liegen. Hier hatte man eben nichts im Freien zu tun. Oder es lag an der Angst, die die meisten Bewohner im Schutz der Häuser hielt, weil eine gewisse Justine Cavallo bereits zugeschlagen hatte.
    Es war früher Abend, und die Dämmerung senkte sich bereits über den Ort. Hinzu kam der Nebel, der allerdings mehr ein leichter Dunst war. Und hin und wieder hörten wir doch so etwas wie Leben, denn da war dann der Motor eines fahrenden Autos zu hören.
    Und wir sahen zwei Jungendliche, die von einem Bike stiegen, das sie an einer Seite des Bahnhofsgebäudes abstellten, kurz zu uns hinschauten und das Gelände des Bahnhofs betraten.
    Aus Spaß waren sie bestimmt nicht gekommen. Wir gingen davon aus, dass sie auf einen Zug warteten, und da hatten wir uns nicht geirrt, denn ein Zug kam.
    Zuerst hörten wir ihn. Beim Umdrehen sahen wir dann, dass die Wagen in den Bahnhof einfuhren und stoppten.
    »Es gibt also doch Leben«, meinte Jene.
    »Immerhin.«
    Es stiegen sogar einige Fahrgäste aus, die in Richtung Dorf schritten. Männer, die in einem anderen Ort arbeiteten, denn jeder von ihnen trug eine Tasche.
    Wir wurden von ihnen ignoriert, was uns nicht weiter störte. Die beiden jungen Leute stiegen ein, dann machte sich der
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