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Liebesschmarrn und Erdbeerblues: Roman (German Edition)

Liebesschmarrn und Erdbeerblues: Roman (German Edition)

Titel: Liebesschmarrn und Erdbeerblues: Roman (German Edition)
Autoren: Angelika Schwarzhuber
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der Bücher von Karl gelesen hatte.
    »Ist das nicht die Koller?«, hörte ich neben mir eine weibliche Stimme und vermied es, in die Richtung zu blicken.
    »Klar ist sie das!«, antwortete eine andere Frau.
    »Dass die sich hierher traut?« Jetzt mischte sich auch ein Mann in das Gespräch mit ein.
    »Unmöglich! Und in so einem Aufzug«, sagte ein anderer.
    Die benahmen sich ja gerade so, als ob ich etwas wirklich Schlimmes verbrochen hätte. Aber womöglich waren meine öffentlichen Diskussionen mit Karl, den sie hier wie einen Heiligen verehrten, Grund genug, mich als eine potenzielle Attentäterin auf die bayerische Kultur abzustempeln.
    Ich tat so, als ob mich das alles gar nichts anginge, und versuchte, mich seitlich nach vorn zu drängen. Irgendwie musste ich Karl da rausbekommen, bevor ich hier ernsthaften Ärger bekäme. Aber es war schon zu spät. Immer mehr Leute wurden auf mich aufmerksam und schauten mich feindselig an. Warum hatte ich nicht wenigstens mein Dirndl angezogen? Nicht das moderne schwarze, sondern das schlichte graue. Es war zwar nicht direkt eine traditionelle Tracht, aber wenigstens hätte man meinen guten Willen gesehen.
    Durch den Trubel um mich herum waren Karl und die Vorsitzende auf mich aufmerksam geworden. Vroni Reichmanns Gesichtsfarbe wurde bedrohlich rot, als sie mich sah.
    »Frau Koller! Was machen Sie hier?«, fauchte sie. Und augenblicklich wurde es im Raum mucksmäuschenstill. Karl hatte einen Zug um den Mund, den man fast als amüsiert bezeichnen konnte. Ich räusperte mich nervös.
    »Ich möchte Sie hier gar nicht weiter stören, aber ich hätte kurz was mit Herrn Huber zu besprechen«, sagte ich beflissen freundlich.
    »Herr Huber hat jetzt was anderes zu tun, und Sie sind hier nicht erwünscht«, machte Frau Reichmann deutlich, stemmte ihre Hände in die Hüften und schaute mich mahnend an. Da fiel mir auf, dass sie die Schleife ihres Dirndls vorn mittig gebunden hatte. Oha! Sie gab sich öffentlich als Jungfrau aus. Mutig, mutig. So ein kleines bisschen Mitleid kam in mir auf. Schließlich war sie schon weit in den Vierzigern. Womöglich war sie deshalb so bissig, was ich verstehen konnte. Trotzdem brauchte sie mich nicht so böse anblicken. Ich konnte ja schließlich nichts dafür, dass sie quasi noch ungeöffnet war.
    Ich beschloss, den Saal zu verlassen und draußen auf Karl zu warten. Es war eine dumme Idee gewesen, die Veranstaltung zu besuchen.
    Ich verabschiedete mich, lächelte bemüht und schob mich in Richtung Tür.
    »Nein. Halt! Ich würde gerne hören, was Frau Koller zu sagen hat. Umsonst ist sie ja bestimmt nicht hierhergekommen.« Karl lächelte in meine Richtung.
    Vroni Reichmann schien nicht sonderlich davon begeistert zu sein, dass ich mich noch länger auf ihrer Veranstaltung aufhielt, doch da Karl den Vorschlag gemacht hatte und sie ihn nicht brüskieren wollte, sagte sie: »Dann kommen Sie doch bitte nach vorn, Frau Koller! Und sagen Sie uns, was Sie zu sagen haben.«
    Ganz bestimmt würde ich das nicht tun! Ich wollte ja nur mit Karl reden.
    »Ach, das eilt nicht, Frau Reichmann. Ich hab Sie alle hier schon zu lange aufgehalten. Karl, ich melde mich dann per E-Mail bei dir.« Ich wollte nur noch raus.
    »Aber nein! Ich weiß doch, dass du momentan kaum Zeit findest, E-Mails zu schreiben oder gar zu lesen.«
    Just in diesem Moment fielen mir die Nachrichten ein, die er geschickt und die ich nie gelesen hatte, und mein schlechtes Gewissen rührte sich.
    »Ich kann aber gar nicht …«, setzte ich noch einmal an. Aber Karl unterbrach mich schon wieder. Heute lassen mich die Männer einfach nicht ausreden, dachte ich und seufzte.
    »Also, ich finde es gut, dass Frau Koller da ist. Außerdem ist ihr Buch gar nicht so schlecht, wie ich befürchtet hatte. Nun ja, bis auf diese seltsame Theorie halt. Aber darüber werden wir noch reden müssen.«
    »Sie haben das Buch gelesen, Herr Huber?«, fragte Vroni Reichmann konsterniert.
    »Selbstverständlich!« Er griff in seine Lederaktentasche, zog ein Exemplar heraus und hielt es hoch. Ich staunte nicht weniger als die Leute im Saal.
    »Und ich kann nur jedem hier empfehlen, es auch zu tun.« Jetzt würde doch bestimmt noch etwas Gemeines von ihm kommen. Irgendein Satz wie: »Denn wenn Sie das tun, können Sie von sich behaupten, das schlechteste Buch der Welt gelesen zu haben.« Oder vielleicht: »Dann wissen Sie wenigstens, warum Lene Koller nie einen richtigen Mann bekommen und heiraten wird.«
    Ich
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