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Liebe vor der Kamera

Liebe vor der Kamera

Titel: Liebe vor der Kamera
Autoren: Carter Brown
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Filmindustrie«, erklärte ich.
    »Ah ja, ich glaube, Ivan Massie von der Stellar Filmgesellschaft erwähnte Ihren
Namen .« Er wischte sich mit der Hand über den Mund. »Sie
müssen entschuldigen, Mr. Holman. Es kommt selten vor, daß ich die Beherrschung
verliere .«
    »Natürlich«, erwiderte ich.
»Sie haben den Film auch gesehen ?«
    Er machte kehrt und setzte sich
wieder hinter seinen Schreibtisch. Bedächtig verstaute er den Yoghurtbecher
samt Löffel in einer Schublade und sah mich dann wieder an.
    »Nehmen Sie Platz, Mr. Holman .«
    Die Stimme klang trocken und
sachlich. Der Bankier schien wieder die Oberhand über den wütenden Vater
gewonnen zu haben.
    Ich ließ mich in dem bequemen
Ledersessel hieder und steckte mir eine Zigarette an.
    »Sie haben den Film gesehen ?« fragte ich noch einmal.
    »Fangen wir doch von vorn an«,
meinte er. »Tun wir so, als handelte es sich hier um einen vereinbarten Termin,
Mr. Holman. Wir haben die üblichen Höflichkeitsfloskeln ausgetauscht und kommen
jetzt zur Sache .« Er lächelte dünn. »Also — was kann
ich für Sie tun, Mr. Holman ?«
    »Ist Ihnen bekannt, daß Ihre
Tochter in pornographischen Filmen mitspielt, Mr. Cameron ?« fragte ich höflich.
    »Wenn wir im Begriff sind,
Vertraulichkeiten auszutauschen, Mr. Holman«, versetzte er, »schlage ich vor,
Sie nennen mir zuerst den Namen Ihres Klienten .«
    »Vertraulich, Mr. Cameron«,
erwiderte ich. »Aber er ist in seinem Fach ein ebenso bedeutender Mann wie Sie .«
    »Trotzdem finde ich, daß Sie
mir als ein Zeichen Ihres guten Glaubens den Namen Ihres Klienten nennen
sollten, Mr. Holman. Ich würde mich sogar recht gern mit ihm telefonisch
unterhalten. Nur um mich persönlich zu vergewissern, daß er tatsächlich der
Mann ist, der er Ihren Angaben nach sein soll. Warum schlagen Sie ihm nicht
vor, mich gelegentlich anzurufen ?«
    »Ich werde Ihnen erzählen, was
ihm passiert ist«, sagte ich generös. »Er erhielt von einem wohlmeinenden
Freund, der natürlich seinen Namen nicht nannte, eine Kopie des Films. Dem
Päckchen lag eine Liste weiterer Titel bei, die zu einem Preis von fünfzig
Dollar pro Stück in Wilsons Sex-Shop am Sunset Strip erstanden werden können.
Das war alles .«
    »Und?« Er hob die buschigen
Brauen.
    »Nun, derjenige, der ihm den
Film zugeschickt hat, muß guten Grund dazu gesehen haben, und der Gedanke an
Erpressung drängt sich da natürlich auf. Der Absender war aber zu gerissen, um
gleich mit der Tür ins Haus zu fallen; er wollte wahrscheinlich erst einmal die
Reaktion meines Klienten testen .«
    »Und wenn es Ihrem Klienten nun schnurzegal ist, wer davon erfährt, daß seine Tochter
in pornographischen Filmen mitspielt?«
    »Ist das auch Ihre Auffassung,
Mr. Cameron ?« fragte ich.
    »Guten Tag, Mr. Holman«, sagte
er kalt. »Vergessen Sie nicht, Ihrem Klienten auszurichten, daß er mich anrufen
möchte. Bis morgen um diese Zeit.«
    »Sonst ?« erkundigte ich mich.
    »Sonst interessiert mich diese
Geschichte nicht mehr«, erklärte er. »Ohne Übertreibung, Mr. Holman, ich bin
ein sehr reicher Mann und daher auch ein Mann, der viel Macht besitzt. Wenn ich
nicht mit Kooperation rechnen kann, dann werde ich selbstverständlich auf
eigene Faust handeln müssen .«
    Ich stand auf und steuerte auf
die Tür zu. Meine Hand war nach dem Türknauf ausgestreckt, als er nochmals zu
sprechen begann.
    »Vielleicht bin ich
übervorsichtig«, bemerkte er.
    Ich drehte mich um. Die grauen
Augen starrten mich kalt und durchdringend an.
    »Mir hat niemand eine Kopie des
Films geschickt — jedenfalls noch nicht«, fuhr er fort. »Seit vier Monaten habe
ich meine Tochter nicht mehr gesehen. Sie kam eines Nachts einfach nicht mehr
nach Hause. Natürlich habe ich über eine der besten Detekteien Nachforschungen
anstellen lassen. Die Ermittlungen endeten vor einigen Wochen ergebnislos. Ich
weiß nur, daß meine Tochter weder irgendwo im Krankenhaus liegt noch in einem
Gefängnis sitzt. Wenn sie tot ist, so ist ihre Leiche noch nicht entdeckt
worden. Wenn Sie im Rahmen Ihrer Tätigkeit für den Klienten, den Sie vorhin
erwähnten, auf meine Tochter stoßen sollten, bin ich bereit, Ihnen fünftausend
Dollar zu zahlen, wenn Sie mir sagen können, wo sie sich aufhält und was sie
treibt.«
    »Ich werde es nicht vergessen,
Mr. Cameron«, sagte ich.
    Die voll automatisierte
Blondine empfing mich mit einem Lächeln, als ich ins Vorzimmer zurückkehrte.
    »Sie leben noch«, stellte sie
fest, »also scheint ja
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