Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Liebe und Vergeltung

Titel: Liebe und Vergeltung
Autoren: Mary Jo Putney
Vom Netzwerk:
korrekter Titel ist also Mikahl, Prinz Balagrini von Kafiristan.“ „Ich bin beeindruckt!“ erwiderte Sara lächelnd. „Aus einem deiner Briefe wußte ich zwar, daß du von Peschawar aus weiter ins Gebirge reisen wolltest. Bis heute hast du jedoch nie erwähnt, daß du im Hindukusch gewesen bist.“
    „Vermutlich war ich der einzige Engländer, der Kafiristan je besucht hat“, erklärte Alastair, und seine dunkelbraunen Augen leuchteten auf. „Die Kafiren sind ein bemerkenswertes Volk, eine Mischung der verschiedenartigsten Rassen, ganz anders als die im Gebiet des Himalaya ansässigen Stämme. Sie sind wilde, rauhe Gesellen und sehr selbstbewußt. Im Äußeren und den Sitten und Gebräuchen nach ähneln sie Europäern weitaus mehr als den mongolischen Nachbarn. In jedem Tal gibt es einen anderen Dialekt. Ich würde gern mehr über sie erfahren. Vielleicht sind sie wirklich makedonischen Ursprunges. Sie behaupten nämlich, von den Hellenen abzustammen, die unter Alexander dem Großen bis weit über Samarkand vorgedrungen sind.“ Alastair lachte und zwinkerte seiner Cousine zu. „Einen bedeutenden Unterschied zu uns gibt es allerdings. Die Frauen in Kafiristan genießen entschieden mehr Freiheiten als die in England.“
    „Die Kafiren müssen ein sehr vernünftiger Menschenschlag sein“, stellte Sara trocken fest. „Du sagtest, dein Freund sei so etwas wie ein Prinz?“
    „Es gibt keinen Adel im europäischen Sinne“, erläuterte Alastair eifrig. „Der Khan ist der Stammesführer. Leider hat Mikahl mir nie sehr viel über sich erzählt. Aus flüchtigen Bemerkungen habe ich jedoch den Eindruck gewonnen, daß er nicht in Kafiristan geboren ist. Vielleicht war sein Vater ein Mongole oder Tatarenfürst, der ihn mit einer Kafirin gezeugt und sie dann verlassen hat. Da er mir freiwillig nichts über seine Eltern berichtet hat, fand ich es ratsamer, ihn nicht zu fragen.“
    „Wie hast du ihn überhaupt getroffen?“
    „Er hat mir das Leben gerettet, sogar zweimal.“ Erschrocken schaute Sara den Vetter an. „Ich wußte über-haupt nicht..
    „Es ist besser, wenn du die näheren Umstände nicht kennst“, unterbrach er sie ruhig.
    „Alastair!“ erwiderte sie vorwurfsvoll. „Du kannst nicht solche Andeutungen machen und mich dann im Ungewissen lassen!“
    „Wenn du meinst“, gab er achselzuckend nach. „Beim ersten Mal fiel ich beim Überschreiten der Grenze einer Horde von wüsten Kerlen in die Hände. Es muß die Burschen gestört haben, daß ein Ausländer bei ihnen eingedrungen war. Ich verstand zwar nicht viel, aber die Gesten waren um so beredter. Es war klar, daß die Männer mich einen Kopf kürzer machen wollten. Während sie anscheinend überlegten, auf welche Weise ich mein Leben beschließen sollte, kam Mikahl und wurde eingeladen, dem Schauspiel beizuwohnen. Er war nicht damit einverstanden, die Gastfreundschaft so mißbraucht zu sehen, und forderte den Anführer der Rotte auf, um mich zu würfeln. Später erfuhr ich von ihm, daß der Einsatz den Gegenwert von ungefähr zwanzig Guineen hatte. Glücklicherweise gewann Mikahl, und ich ging in seinen Besitz über. Er wollte mich nach Peschawar zurückbringen. Auf dem Marsch wurden wir von Banditen überfallen. Genau in dem Moment, wo ich keine Munition mehr hatte, wurde ich von zwei Räubern in die Enge getrieben. Mikahl kam mir zur Hilfe und hat mir zum zweiten Male das Leben gerettet.“
    Sara merkte, daß Alastair es ganz bewußt vermied, ihr das Grauen zu beschreiben, das er angesichts des Todes empfunden haben mußte. „Wie oft bist du noch bei deinen Abenteuern in Lebensgefahr geraten?“ erkundigte sie sich unbehaglich.
    Er legte ihr den Arm um die Schultern und drückte sie herzlich. „Ach, vergiß die trüben Gedanken“, antwortete er aufmunternd. „Du mußt dich nicht um mich sorgen, wenn ich auf Reisen bin. Falls es zutrifft, daß nur gute Menschen einen frühen Tod erleiden, komme ich immer wieder heim.“
    Wider Willen mußte Sara lächeln. „Hat Mikahl dich dann nach Indien gebracht?“ fragte sie neugierig.
    „Nein, er nahm mich zu sich und pflegte mich, bis ich wieder auf den Beinen stand. Wenn ich es recht überlege, hat er mir vielleicht sogar dreimal das Leben gerettet, weil er dem Heilkundigen des Dorfes verbot, sich um mich zu kümmern. Sobald ich mich bewegen und Vergleiche anstellen konnte, fiel mir auf, daß er hellhäutiger als die anderen Kafiren war. Er hielt auch mehr auf Sauberkeit. Schon unterwegs nach
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher