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Liebe und Vergeltung

Titel: Liebe und Vergeltung
Autoren: Mary Jo Putney
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meiner Lieblingscousine, einen Heiratsantrag gemacht, den anzunehmen sie die Absicht hat.“
    „Ich wußte nicht, daß er eine zweite Ehe eingehen will“, sagte Mikahl, griff nach der Karaffe und schenkte dem Freund und sich nach. Sich zurücklehnend, bemerkte er ruhig: „Ich habe den Eindruck, daß du nicht einverstanden bist. Ist dir etwas Nachteiliges über Weldon bekannt?“
    „Nein. Er genießt einen guten Ruf und verkehrt in den besten Kreisen. Der Umstand, daß er sich sein Vermögen im Handel und durch finanzielle Transaktionen erworben hat, hindert den ton nicht, ihn einzuladen. Zudem ist er der jüngere Bruder des Baron Batsford. Ich kann auch nicht erklären, warum ich ihn nicht besonders mag. Bei den wenigen Anlässen, wo wir uns begegnet sind, hat er sich stets freundlich verhalten. Vielleicht zu freundlich!“
    „Liebt ihn deine Cousine?“
    „Das bezweifele ich“, antwortete Alastair und schüttelte den Kopf. „Er ist gut zwanzig Jahre älter als sie, und sie ist kein sehr romantischer Mensch.“
    „Da sie offenbar ihr Herz nicht verschenkt hat“, sagte Mikahl und lächelte leicht, „würde es mich interessieren, ob es dir unangenehm wäre, falls die Verlobung gelöst wird.“
    Jäh entsann Alastair sich der dunklen, nie greifbare Formen annehmenden Andeutungen, die ihm hin und wieder über Mikahl Khanauri zu Ohren gekommen waren. „Kannst du mir versichern“, fragte er unbehaglich, „daß Weldon deinen Zorn verdient hat?“
    „Ja“, bestätigte Mikahl in sprödem Ton. „Und mehr als nur meinen Zorn!“
    Alastair zweifelte nicht an den Worten des Freundes. Mikahl hatte zwar die befremdliche Denkungsart eines Orientalen, war jedoch ein ausgesprochen redlicher Mensch. „Um ehrlich zu sein“, sagte Alastair offenherzig, „würde ich es begrüßen, wenn die Verbindung zwischen Sara und Weldon nicht zustande käme. Ich möchte nur nicht, daß meine Cousine unter deinem Verhalten zu leiden hat.“
    „Unschuldigen zu schaden, liegt mir fern“, entgegnete Mikahl fest. „Erzähl mir mehr über deine Cousine.“
    „Sie heißt Lady Sara St. James und ist die einzige Tochter des Duke of Haddonfield. Unsere Mütter waren Zwillingsschwestern, kamen aus Schottland und entstammten bescheidenen Verhältnissen. Bei der Ankunft in London war das glänzende Aussehen ihr einziges Kapital. Doch das genügte. Man nannte sie die unvergleichlichen Montgomerys, und beiden gelang es, einen Herzog zum Gatten zu bekommen. Damit hatten sie den Müttern heiratsfähiger Töchter ein Beispiel gegeben, das zu kopieren den Damen jedoch nie gelang.“ Alastair trank einen Schluck und ließ sich den süffigen Cognac genüßlich über die Zunge rinnen.
    „Wie alt ist Lady Sara?“
    „Siebenundzwanzig, vier Jahre jünger als ich.“
    „Damit hat sie eigentlich das Alter schon überschritten, in dem eine junge Dame üblicherweise heiratet“, sagte Mikahl und lächelte entschuldigend. „Ist sie denn nicht hübsch?“ „Ganz im Gegenteil! Heutzutage ist es auch nicht mehr die Regel, daß Mädchen sich möglichst frühzeitig vermählen müssen. Wäre Sara je gewillt gewesen, sich zu verheiraten, hätte sie den Gatten aus einer unübersehbaren Schar von Bewerben wählen können.“
    „Ich würde sie gern so bald wie möglich kennenIernen“, äußerte Mikahl nachdenklich. „Zuerst muß ich mich jedoch in einen englischen Gentleman verwandeln.“
    „Das dürfte nicht schwer sein“, erwiderte Alastair schmunzelnd. „Morgen nehme ich dich zu meinem Schneider und Coiffeur mit. Aber ich warne dich. Unsere Kleidung ist längst nicht so bequem wie das, was du trägst. Im übrigen rate ich dir, dich nicht allzu sehr unserem Geschmack anzupassen. Ein Hauch exotischen Auftretens macht dich reizvoller für den ton, der ja stets für alles Neue und Ungewöhnliche zu haben ist.“ Lächelnd fügte Alastair hinzu: „Ich werde dich der Gesellschaft als Prinz vorstellen.“
    „Das ist nicht ganz richtig“, widersprach Mikahl und furchte die Stirn. „Ein Khan ist ein Stammesfürst, aber kein Prinz.“ „Ach, so genau wollen wir es nicht nehmen“, tat Alastair achtlos den Einwand ab. „Als Prinz wird man dir mehr Hochachtung entgegenbringen, selbst wenn du nur ein Potentat aus einem fernen Lande bist. Ich bin sicher, du wirst ungeheures Aufsehen erregen.“ Ganz besonders bei den Damen, die ein großes Haus führen, fügte Alastair im stillen hinzu. Sie würden gewiß begeistert sein, den Prinzen von Kafiristan bei ihren
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