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Liebe und Vergeltung

Titel: Liebe und Vergeltung
Autoren: Mary Jo Putney
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verschroben sein, daß du dich zuzugeben schämen würdest, mit mir verwandt zu sein.“
    „Niemals!“ widersprach Alastair entrüstet. „Wir beide haben von unseren Müttern unser Maß an Exzentrik geerbt! Nein, ich würde in das neben deinem gelegene Cottage ziehen und mich hinter Bergen fremdländischer Literatur verkriechen. Du kommst dann mit deinen Katzen zum Tee, und ich rezitiere euch türkische Gedichte.“ Alastair lächelte, wurde jedoch sogleich wieder ernst und fragte besorgt: „Sara, liebst du Weldon?“
    „Selbstverständlich nicht“, antwortete sie und schaute den Vetter überrascht an. „Aber ich glaube, daß ich gut mit ihm auskommen werde. Ich betrachte es nicht als Opfer, mich mit ihm zu vermählen. Er ist intelligent und gut erzogen. Wir beide wissen, was wir voneinander zu halten haben. Vater wird zufrieden sein, daß ich unter der Haube bin, und ich möchte gern ein Kind haben.“
    „Und dann wirst du mit Weldon eine Ehe führen, in der jeder den eigenen Weg geht.“
    „Ganz recht“, stimmte Sara zu. „Genau das hat Sir Charles mir vorgeschlagen. Im übrigen weiß ich nicht, ob ich sehr glücklich wäre, wenn ich ihn dauernd um mich hätte.“
    „Welch kaltblütiges Geschöpf du bist!“ sagte Alastair und schüttelte den Kopf. „Sehnst du dich denn nicht nach Liebe?“ „Soweit ich das beurteilen kann, führt Verliebtsein zu ausgesprochen ungemütlichen und komplizierten Ergebnissen!“ antwortete Sara achselzuckend. „Eigentlich sollte man meinen, daß du von dem Gedanken an eine Liebesheirat kuriert bist.“
    „Ich fürchte, ich bin und bleibe ein Romantiker“, entgegnete Alastair trocken. „Das ist ein Wesenszug, von dem ich nicht geheilt werden kann. Du jedoch warst stets die Vernünftigere von uns beiden.“ Er führte seine Cousine zu einer Marmorbank und half ihr beim Platznehmen. Aus der Ferne drang der
    Lärm des Verkehrs herüber, doch die Weitläufigkeit des Gartens, das viele Grün und der süße Duft der blühenden Blumen machten es schwer zu glauben, daß man sich mitten in der Stadt befand. Alastair schwieg einen Moment, genoß die Sonne und fragte dann unvermittelt: „Täte es dir leid, falls Weldon sich von dir zurückziehen würde? Es könnte ja etwas passieren, das ihn Abstand von der Verlobung nehmen ließe. Zum Beispiel ein Unfall oder eine langwierige Krankheit.“
    „Ich würde es nicht bedauern, wenn er von sich aus auf mich verzichtete“, bekannte Sara wahrheitsgemäß. „Natürlich möchte ich nicht, daß ihm etwas zustößt“, fügte sie mit einem vorwurfsvollen Blick auf Alastair streng hinzu. „Unterstehe dich also, ihn unter eine Kutsche zu stoßen, nur weil du glaubst, mich vor ihm bewahren zu müssen!“
    „Ich habe nicht die Absicht!“ versicherte Alastair rasch. „Ich wollte nur wissen, wie du über diese Ehe denkst.“
    „Ich weiß deine Anteilnahme zu würdigen“, sagte Sara lächelnd. „Aber du hast ganz unnötige Bedenken. Sir Charles ist ein durchaus ehrenhafter Mann. Ich bin sicher, daß ich mich gut mit ihm verstehen werde.“
    Es rührte sie, daß Alastair so um ihr Wohl besorgt war. Er war wie ein Bruder zu ihr, aber schließlich waren sie ja auch fast wie Geschwister aufgewachsen. Sie hatten sich stets alles anvertraut, jeden Kummer, die kleinen Geheimnisse und sehnsüchtigen Träume, und waren gemeinsam durch Dick und Dünn gegangen. Alastair hatte immer darauf bestanden, daß er als der Ältere und Mann, den Kopf für ihre Streiche hinzuhalten und die Strafe auf sich zu nehmen habe, obwohl meist Sara diejenige gewesen war, die sich und ihn in Schwierigkeiten brachte. Viel öfter jedenfalls, als ihre Mütter geglaubt hatten. Er war der einzige, der ihr wahres Naturell kannte. Für ihre Umgebung war sie nur die wohlerzogene, sittsame und kultivierte Dame aus erstklassigem Hause. Sie hätte Alastair nicht mehr ins Herz schließen können, wäre er ihr leiblicher Bruder gewesen.
    „Einer meiner Freunde ist gestern in London eingetroffen“, sagte er plötzlich. „Ich würde ihn dir gern vorstellen. Er heißt Mikahl Khanauri und stammt aus dem Hindukusch. Soweit ich weiß, ist er der erste Kafir, der seinen Fuß auf europäischen Boden setzt. Sein Volk hat ihm den Beinamen Balagrini, der
    Falke, gegeben. Er hat tatsächlich etwas von einem Pelegrin an sich, da er wie ein Wanderfalke weit in der Welt herumgekommen ist. Eigentlich gebührt ihm die Anrede Khan, was in etwa gleichbedeutend ist mit unserem Begriff Prinz. Sein
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