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Undercover

Undercover

Titel: Undercover
Autoren: Manuela Martini
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    Die Luft war kühl und feucht, die Straße menschenleer und dunkel. Sie waren zu viert. Was für eine dumme Idee. Detective Shane O’Connor schüttelte über sich selbst den Kopf. Wir hätten gleich ein Taxi nehmen sollen.
    „Mensch, Jungs, bin ich besoffen!“ Jack stolperte. Shane bekam seinen Kollegen gerade noch am Arm zu fassen. „Pass’ auf, dass du Weihnachten nicht mit `ner aufgeplatzten Lippe erleben musst!“
    „Damit küsst es sich verdammt schlecht!“ Evans stieß Shane, wie so oft an dem Abend , den Ellbogen in die Seite und lachte.
    „Nehmen wir die Straße da, geht schneller.“ Hawking zeigte nach links. Sie bogen in eine schmale Seitenstraße ein. Die Straße war dunkel. Es brannten keine Laternen. Wirklich eine blöde Idee, dachte Shane und stapfte weiter.
    „Als Frau würd’ ich mich nicht hierher trauen“ , lall te Jack und fuhr sich über seine Glatze.
    „Du als Frau?“, Evans lachte, „vor dir würden sie doch alle davonlaufen!“

    Schroffe Hauswände, ein Schaufenster eines Internetshops, eine Einfahrt. Der Mond war hinter einer Wolke verschwunden. Sie redeten auf einmal nicht mehr, ihre Sohlen schabten u nd krachten auf dem Asphalt. Plötzlich blieb Jack vor einem düsteren Hauseingang stehen.
    „He!“
    Zwei Gestalten konnte Shane erkennen. Sonst nichts.
    Jack machte einen wankenden Schritt auf den Eingang zu.
    „Na, was gibt’s hier zu tun?“
    „Zieht Leine!“, kam es aus dem Dunkel.
    „Jack, komm’ schon, Feierabend“, sagte Shane. Verdammt, wir wollen alle nach Hause. Ann, hochschwanger, wartete sicher seit Stunden auf Jack.
    Jack fingerte seinen Ausweis aus der Hemdtasche.
    „Polizei! Und jetzt mal zu euren Ausweisen!“
    Evans sah zu Hawking , Hawking zu Shane. Sie standen einen Schritt hinter Jack, und Jack stand zwei Schritte und zwei Stufen vor den beiden Gestalten. Der Mond tauchte auf und verschwand wieder. Das Rauschen der Nacht. Ohne Schritte. Ohne Motorengeräusch. Vier gegen zwei. Es wäre besser, weiter zu gehen, aber wir können ihn doch jetzt nicht allein lassen, dachte Shane.
    „Jack!“, sagte Hawking leise aber eindringlich.
    „Also was ist jetzt!“ Jacks Stimme klang gereizt.
    „Zieht Leine, Bullen, ihr seid doch total besoffen!“, knurrte die S timme aus dem Dunkel .
    „He, keine Beleidigungen, ja!“
    „Jack, komm, schon.“
    „Wird’s bald! Wir haben nicht die ganze Nacht Zeit! Also, raus mit den Papieren!“, sagte Jack.
    Die Männer im Eingang rührten sich nicht. Der Mond tauchte auf.
    „Mensch! Irr’ ich mich oder seh`ich Gesp enster? Bist du’s wirklich? Harry ?“ Jack drehte sich zu Shane um, „he, ich glaub’s nicht aber...“
    „Nein, Sie müssen sich irren“, sagte der Mann. Vor den Mond schob sich eine Wolke. Shane konnte das Gesicht nicht erkennen.
    Die Sache wurde brenzlig, spürte Shane. Jack hörte ihn nicht, schüttelte die Hand auf seiner Schulter ab, die ihn wegziehen wollte, und redete weiter: „ Harry , natürlich...“
    „Nein!“, kam es scharf aus dem Dunkel.
    „Wenn du nicht Harry sein solltest, dann will ich erstrecht eure Papiere s ehen! Wir sind zu viert, also,i hr habt keine Chance!“, sagte Jack.
    „Jack!“ Er sollte Jack jetzt einfach eine reinhauen, dachte Shane, damit er die Klappe hält, das hier lief auf nichts Gutes hinaus.

    Ein kurzer Moment des Stillstands. Der Mon d schien jetzt hell . Vier Polizisten, betrunkene Heimkehrer von einer Party, auf dem Weg zum Taxistand in der nächsten Querstraße. Für den Bruchteil einer Sekunde noch wäre ein Rückzug möglich. Shane wusste, er und Hawking sollten jetzt Jack unterhaken und wegziehen, und in der nächsten Straße ein Taxi heranwinken.
    Doch der Moment verstrich. Jack machte einen Schritt auf die Männer zu, sagte:
    „Wird’s bald?“, winkelte den Arm an, um in sein Jackett zu greifen.
    In dieser Sekunde zog der links stehende Mann etwas aus seinem Gürtel. Ein Schuss explodierte, Shane zog die Pistole, Jack sackte vor ihm zusammen, Shane drückte ab, Schüsse peitschten, etwas riss ihn zu Boden, nahm ihm die Luft. Er f ällt in einen schwarzen Schacht. Dann wird alles dunkel. Und still.

    Shane wachte auf. Der Mond war bleich und kalt. Evans’ Hand mit dem Revolver leuchtete fahl. Der Ehering blitzte. Der Kopf im Rinnstein in einer dunklen Lache. Hawking starrte in den Mo nd. Auf dem weißen Hemd dunkle Flecken. Und er, Shane, wo lag er, so weich und warm? Jacks Jacke war das, und unter der Jacke Jacks gekr ümmter Rücken, auf
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