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Liebe und Vergeltung

Titel: Liebe und Vergeltung
Autoren: Mary Jo Putney
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Festen herumzureichen. Es konnte sehr amüsant werden zu beobachten, wie die englischen Täubchen vor dem asiatischen Falken davonstoben - oder vielleicht auch geziert die Federn spreizten.

2. KAPITEL
    Lady Sara St. James erging sich in den Gärten von Haddonfield House, als sie hinter sich feste Schritte vernahm. Das mußte Weldon sein. Er kam ziemlich früh.
    Unwillkürlich strich sie sich über die roten Locken und ließ sogleich die Hand sinken. Sie benahm sich töricht. Weldon war nicht an ihrem Aussehen interessiert. Hätte er unbedingt eine Schönheit heiraten wollen, wäre sein Augenmerk auf eine andere gefallen. Nein, ihm war an einer Dame aus altem Geschlecht gelegen, die ihm eine vorzügliche Hausherrin und seiner Tochter eine gute Stiefmutter sein würde.
    Sara wußte, beide Rollen würde sie hervorragend ausfüllen. Belustigt beschloß sie, Weldon den Anblick zu bieten, den er erwartete. Graziös schlenderte sie weiter, hin und wieder den Schritt verhaltend, um eine Rose, die Lilien oder ein Beet mit blauem Rittersporn zu bewundern.
    „Sara! Bleib bitte stehen!“
    Sofort ließ sie die gekünstelte Haltung fallen, drehte sich erfreut um und sagte, herzlich die Hände ausstreckend: „Alastair! Das ist eine nette Überraschung! Hast du mir das letzte Kapitel deines Buches mitgebracht?“
    Er ergriff Saras Hände und gab ihr einen freundschaftlichen Kuß auf die Wange. „Nein, ich fürchte mich, es dir zu zeigen“, antwortete er lächelnd. „Du bist eine viel zu aufmerksame Leserin. Ich glaube, es war kein guter Einfall, dich für meine Reisebeschreibungen zu interessieren.“
    „Schade“, erwiderte Sara bedauernd. „Dabei hattest du gesagt, du wüßtest meine kritischen Anmerkungen zu schätzen.“
    „Gewiß, aber leider hast du immer recht“, entgegnete Alastair schmunzelnd. „Würdest du dich irren, könnte ich mich leichter darüber hinwegsetzen. Ich gestehe, die Reisen zu machen, war bei weitem einfacher, als über sie zu schreiben. Das nächste Kapitel wird jedoch hoffentlich in der nächsten Woche abgeschlossen sein.“
    „Ich brenne darauf, es zu lesen. Ich bin überzeugt, dieses Buch wird dein bestes sein.“
    „Ach, das erklärst du mir jedesmal“, erwiderte Alastair lachend. „Aber ich freue mich, daß du so zu mir hältst.“
    „Du bist mein Fenster zur Welt“, äußerte Sara ernst. Sie würde nie die Wunder dieser Erde betrachten können, die er gesehen hatte. Deshalb hatte sie in den Jahren der Einsamkeit und Verzweiflung auch seine Briefe so genossen und ihm später vorgeschlagen, seine Reiseeindrücke niederzuschreiben und zu veröffentlichen. Die ersten beiden seiner Bücher waren große Erfolge geworden, und das dritte, an dem er jetzt arbeitete, würde sicher ebenso beliebt werden. „Es ist schön, daß du da bist“, sagte sie und entzog ihm die Hände. „Ich muß dich indes darauf hinweisen, daß ich bald Besuch bekomme.“
    „Ist es jemand, den ich kenne?“
    „Sir Charles“, antwortete Sara und krauste flüchtig die Stirn. „Er will meine endgültige Entscheidung zu seinem Heiratsantrag hören. Seltsam, obwohl alle Schauspieler in dieser Farce das Ende des Stückes kennen, sind wir gezwungen, brav den vorgesehenen Text aufzusagen.“
    „Gut, daß du von deiner Verlobung sprichst.“ Prüfend schaute Alastair seine Cousine an. „Nimmst du Weldons Antrag gegen deinen Willen an? Hat dein Vater dich dazu gedrängt?“
    „Natürlich nicht! Er übt keinen Druck auf mich aus. Die Fantasie geht mit dir durch, mein Lieber!“ Sara nahm seinen Arm und setzte den Weg durch den Garten fort. „Im Gegenteil, Vater unterstützt diese Verbindung. Er meint, es sei seine Aufgabe, mich gut zu versorgen, da ja der Titel und der damit verbundene Erbbesitz an Nicholas fallen.“
    Alastair paßte sich dem leicht hinkenden Schritt seiner Cousine an und erkundigte sich skeptisch: „Und du bist wirklich mit dieser Ehe einverstanden? Dein Vater wird dir doch gewiß den größten Teil seines persönlichen Vermögens überschreiben. Dann bist du eine reiche Frau, die nicht auf eine Vernunftehe angewiesen ist. Wenn du dich nach männlichem Schutz sehnst, kannst du gern bei mir wohnen. Was hältst du von dem Gedanken? Das Mausoleum, das ich geerbt habe, ist für mich ohnehin zu groß.“
    „Ich möchte lieber in einem Cottage leben, umrankt von wilden Rosen und umgeben von vielen Katzen“, erwiderte Sara lachend. „Das würde mir gefallen! Aber nach einer Weile würde ich bestimmt so
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