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Kill Decision

Kill Decision

Titel: Kill Decision
Autoren: Daniel Suarez
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    1
    Bumerang
    Aus achttausend Fuß Höhe wirkten die Rettungskräfte, die um das Wrack einer Autobombe herumwuselten, wie aufgeregte Ameisen. Eine MQ-1-Predator-Drohne zoomte auf Nahaufnahme. Ein Marktplatz, übersät mit Trümmern und Körperteilen. Blutgetränkter, verbrannter Boden füllte das Videofenster. Die Sterbenden und Verwundeten streckten Hilfe suchend die Hände aus, vollkommen stumm.
    «Death TV», so nannten die Techs den Live-Videofeed der amerikanischen Flotte unbemannter Predator-, Global-Hawk- und Reaper-Drohnen. Via Satellit wurden die Bilder auf zehn große HD-Bildschirme übertragen, die in gleichmäßigen Abständen von den Dachbalken des schummrigen Großraumbüros der US Air Force in Hampton, Virginia, hingen. Distributed Common Ground System-1, wie die Einrichtung offiziell hieß, war von den Orten auf den meisten dieser Bildschirme etliche Zeitzonen entfernt. Hier war es zwei Uhr morgens.
    Die Feeds zu verfolgen war die Aufgabe junger Air-Force-Gefreiter, die in Sechsergruppen vor den Monitorwänden saßen und in Reaktion auf das, was sie dort sahen, auf Computertastaturen herumklapperten, beaufsichtigt von hinter ihnen patrouillierenden Unteroffizieren, die wiederum von Offizieren überwacht wurden wie Pit-Bosse und Floor-Manager in einer makaberen Art von Casino.
    An seiner Workstation im Halbdunkeln blickte der sechsundzwanzigjährige First Lieutenant Anthony Jordan gelegentlich hoch, um die Stimmungslage der Welt da draußen zu taxieren. Wie es aussah, würde dies ein ziemlich typischer Tag werden: sporadische Gewalt.
    Zwischen den Kontrollblicken tippte Jordan Meldungen in ein Chat-Fenster, die an ein Civil-Affairs-Team der Army in der US-Botschaft gingen – Grüne Zone von Bagdad, nur ein paar Meilen vom Ort der Autobombenexplosion entfernt. Gleichzeitig verfolgte er Chat-Threads zweier weiterer operativer Einheiten vor Ort auf dem Bildschirm und Satellitenfunkgespräche über sein Headset, während sein Telefon in regelmäßigen Abständen blinkte. Er spürte jemanden in seinem Rücken, und ein Blatt Papier glitt von links in sein Gesichtsfeld. Ohne aufzuschauen, sagte er: «Lazzo, Mann, wozu gibt es Sofortnachrichten? Sie reißen mich aus meinem Work-Flow.»
    Technical Sergeant Albert Lazzo beugte sich von rechts heran. «Dringend, Sir.»
    «Hm …» Jordan zeigte auf das Blutbad auf dem großem Bildschirm. «Da muss es schon damit mithalten. Ich höre.»
    Lazzo patschte auf das Blatt Papier. «AWACS hat ein unbekanntes Objekt auf dem Radar, südlich von Kerbela. Sie wollen, dass wir einen Blick drauf werfen.»
    Jordans Finger klapperten über die Tastatur. «Schicken Sie mir die genaue Zielinformation rüber, dann werde ich schauen, was ich tun kann.»
    «Heute ist das Aschura-Fest, Lieutenant.»
    «Müsste mir das was sagen?»
    Mit dem Seufzen des kompetenten Untergebenen sagte Lazzo: «Da veranstalten eine Million schiitische Pilger eine Trauerprozession zum Gedenken an das Martyrium Hussein ibn Alis, des Mohammed-Enkels, in der Schlacht von Kerbela. Der Pilgerzug ist schon öfter von militanten Sunniten angegriffen worden, und jetzt haben wir ein unbekanntes Flugzeug im Anflug.»
    «Ah … okay …» Stirnrunzelnd tippte Jordan die Antwort an eine Aufklärungseinheit zu Ende. «Was wissen wir?»
    «Erstmals auf dem Schirm drei Kilometer westlich von Al Hiyadha. Höhe zwo-null, Geschwindigkeit 200 Knoten, Steuerkurs drei-fünf-null.» Lazzo studierte den Ausdruck. «Eine einmotorige Maschine vielleicht. Schmuggler oder lokale VIPs. Aber …»
    Die Civil-Affairs-Leute hatten Jordan über die sensiblen Punkte seines Sektors gebrieft. Wenn er sich recht erinnerte, gehörten der Imam-Hussein- und der Al-Abbas-Schrein zu den heiligsten Stätten der Schia-Richtung des Islam – sprich, einer Viertelmilliarde Menschen.
    Lazzo hielt ihm wieder den Computerausdruck hin. «Laut Geeks haben Sie die Hecknummer, die am nächsten dran ist, Sir.»
    «Okay, gut. Gut.» Jordan griff sich den Ausdruck und klickte auf einen der drei LCD-Monitore auf seinem Tisch. Er öffnete GCCS, das Globale Kommando- und Kontrollsystem, das die Echtzeitpositionen sämtlicher im Einsatz befindlichen befreundeten Truppen anzeigte.
    Er scrollte die Kartenansicht seines Sektors und notierte die Hecknummer seiner Predator-Drohne, die am nächsten bei dem Radarkontakt war. Dann klickte er sich durch einen weiteren Screen, um eine verschlüsselte Satellitenfunkverbindung zu den
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