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Kill Decision

Kill Decision

Titel: Kill Decision
Autoren: Daniel Suarez
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«… unmittelbar darauf über der Stadt durch wutentbranntes irakisches Militär abgeschossen.»
    Sie nickte vor sich hin. «Zerstört, klar. Aber die Chance, an die Wrackteile ranzukommen, ist marginal bis null.»
    Er seufzte. «Ein schreckliches Versehen, aber die Aufregung legt sich wieder.»
    Sie stellte auf stumm. «Es war kein Versehen. Das hier war ein Angriff auf die Vereinigten Staaten.»
    Clarke sah sie verwirrt an.
    «Es war keine Drohne von uns, Henry.»
    Er ließ sich in einen Ohrensessel sinken. «Was heißt keine Drohne von uns? Wer besitzt denn sonst noch Reaper-Drohnen? Die Briten?»
    «Das heißt, es war keine befreundete Reaper-Drohne.» Sie blickte taxierend auf den Bildschirm. «Möchte wissen, wie sie das Ding an unserem Radar vorbeigekriegt haben. Vielleicht wurde es ja von einer Wüstenstraße irgendwo in der Nähe gestartet. Gorgon Stare wäre da nützlich gewesen. Das ist ein Argument für die Mittelbewilligung, mit dem wir im Ausschuss operieren sollten. Notieren Sie’s.»
    Clarke sah sich nach Papier und Stift um, gab es aber gleich wieder auf und musterte sie stirnrunzelnd. «Wollen Sie sagen, jemand hat eine Reaper kopiert?»
    «‹Kopieren› wäre wohl kaum nötig gewesen. Fast die Hälfte unserer Reaper-Drohnen ist im Einsatz verloren gegangen – abgestürzt oder abgeschossen. Und nicht alle wurden geborgen. Auf den Schwarzmärkten kursieren alle möglichen Einzelteile.»
    «Im Ernst?»
    «Technologie verbreitet sich, Henry, das hat sie nun mal an sich. Deshalb ist ja permanenter Fortschritt so wichtig. Wir müssen immer einen Schritt voraus bleiben. Wir bekommen gerade eine wichtige Lektion erteilt.»
    Er deutete mit dem Kinn auf den Fernseher, wo jetzt die Kamera über schreiende verletzte Kinder in einem Krankenhaussaal schwenkte. «Das könnte sehr schlecht für die Marke Amerika sein.»
    «Ja, und deshalb ist es so wichtig, die Proliferation dieser Drohnen älteren Typs zu unterstützen. Sonst wird jedes Mal, wenn irgendwo ein vergleichbarer Drohnenangriff stattfindet, die Welt die USA dafür verantwortlich machen. Das darf so nicht weitergehen.»
    Er betrachtete einen Moment den stummen Fernseher – die Endlosschleife mit der mysteriösen Drohne, die ihre Raketen abfeuerte. «Glauben Sie, dieser Angriff hat mit den Terrorakten hier in den Staaten zu tun?»
    Sie antwortete mit einer Gegenfrage: «Welche Auswirkungen hat dieses Desaster auf unsere Kunden?»
    Clarke verzog das Gesicht. «Ungute. Es wird die öffentliche Meinung über unbemannte Fluggeräte negativ beeinflussen.»
    «Es sei denn, wir schaffen es, einen anderen Schuldigen zu präsentieren.»
    «Wenn solche Bilder erst einmal zirkulieren, wird das nicht so leicht zu machen sein.»
    «Überlassen Sie das mir. Sorgen Sie nur dafür, dass Ihre Leute in den Startlöchern stehen, um ihren mimetischen Zauber zu veranstalten.»
    Sie starrten beide auf den Bildschirm, wo jetzt in Tücher gehüllte winzige Leichname durch eine wütende Menge getragen wurden.

[zur Inhaltsübersicht]
    2
    Vorbefehl
    Ein schwarzer Chinook MH-47 flog im Dunkeln eine Talflanke entlang. Bleiches Mondlicht, von den Gipfeln reflektiert, hob für einen Moment die Silhouette des großen Hubschraubers hervor, bevor dieser, zur Gefechtslandung ansetzend, steil ins Schwarz abtauchte. Während seines Manövers spie er alle paar Sekunden aus dem Heck grelle grünlich weiße Täuschkörper aus. Dann zog der Pilot den Bug des Hubschraubers hoch und schwebte auf eine verdunkelte, mit Satellitenschüsseln und Funkantennen gespickte vorgeschobene Einsatzbasis hinab. Der Helikopter drehte sich in einer Staubwolke um seine Längsachse und setzte dann gekonnt auf einer geschotterten Landezone auf.
    Während die Turbinentriebwerke herunterfuhren, klappte die Heckrampe herab, und ein Dutzend schwerbewaffneter US-Army-Special-Forces-Soldaten mit schwarzen Schutzwesten und Gesichtsmasken kamen heraus. Mit sich zogen sie einen Gefangenen in dreckbespritztem Salwar Kameez und Chapan; er hatte eine Kapuze überm Kopf, und seine Hände waren im Rücken mit Plastikhandfesseln verschnürt.
    Einer der Soldaten brüllte «Paatsezhey!» und stieß den Gefangenen vorwärts.
    Die Gruppe bewegte sich rasch durch konzentrische Ringe von HESCO-Schutzwällen zum Zentrum des Camps, wo sich neben Fertigbaubaracken ein Antennenwald erhob. Lokale Kräfte in grünen Kitteln, die mit der Errichtung neuer Befestigungsanlagen beschäftigt waren, lehnten sich auf ihre Schaufeln und sahen
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