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Liebe und Vergeltung

Titel: Liebe und Vergeltung
Autoren: Mary Jo Putney
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Wieder fühlte sie sich eigenartig beunruhigt, doch erneut verdrängte sie das ungute Gefühl.

3. KAPITEL
    Langsam ließ Mikahl im Clarendon Hotel den Blick durch den Salon seiner Suite schweifen. Die Einrichtung war nicht ganz sein Geschmack, doch für die nächste Zeit mußte er sich mit den überladen ausstaffierten Räumlichkeiten begnügen.
    Es klopfte, und sein Diener betrat den Salon. „Mr. Benjamin Slade ist eingetroffen, Sahib.“
    „Ich lasse bitten, Kuram.“
    „Willkommen in London, Eure Hoheit“, sagte Mr. Slade, verneigte sich und tauschte dann mit ihm einen festen Händedruck.
    „Mir scheint, Kuram und Ihnen macht es großen Spaß, mich als fernöstlichen Potentaten zu behandeln“, sagte Mikahl lächelnd. „In Indien haben Sie sich nicht so devot benommen.“ „Es hebt Ihr Ansehen, Sir, wenn Sie in London als Prinz auftreten“, erwiderte der Advokat und lächelte belustigt. „Meiner Ansicht nach ist es sogar ratsam, auch privat den förmlichen Ton beizubehalten.“
    „Sie mögen recht haben“, räumte Mikahl nachdenklich ein. „Nehmen Sie bitte Platz, Mr. Slade. Darf ich Ihnen eine Tasse Tee anbieten?“
    „Gern“, antwortete der Anwalt und setzte sich in einen Sessel.
    In der Öffentlichkeit hätte man den kleinwüchsigen, schmalen Herrn mit dem sich lichtenden Haar leicht übersehen können. Das Bemerkenswerteste an ihm waren die grauen Augen, die einen wachen, lebhaften Ausdruck hatten. Mikahl hatte ihn fünf Jahre zuvor in Bombay kennengelernt, wo Slade zehn Jahre bei der Ostindienkompanie beschäftigt gewesen war. Gerüchten zufolge hatte der Anwalt seine Tätigkeit nach einem Skandal beenden müssen. Diskret zog Mikahl Erkundi-gungen ein und erfuhr, daß ein Mr. Wilkerson, der Vorgesetzte Slades, sich dank der Geschäftstüchtigkeit seines Untergebenen bereichert und ihn dann zum Sündenbock abgestempelt hatte, als man den Unregelmäßigkeiten auf die Spur gekommen war. Mikahl suchte Slade auf und bot ihm an, in seine Dienste zu treten und sich an Wilkerson zu rächen.
    Der verbitterte und mit seinem Schicksal hadernde Slade hatte sofort eingewilligt. Kaum einen Monat später war Beweismaterial aufgetaucht, das an Wilkersons kriminellen Machenschaften keinen Zweifel ließ. Wilkerson war verurteilt und ins Gefängnis gebracht worden. Vermutlich hatte der Anwalt geahnt, daß die seinen ehemaligen Vorgesetzten überführenden Dokumente gefälscht waren. Er schwieg jedoch, da ihm nur auf diese Weise Gerechtigkeit widerfahren konnte.
    Vier Wochen nach dem Ende des Verfahrens war er nach London abgereist, um für Mikahl, Prinz Balagrini von Kafiristan, als Geschäftsbevollmächtigter tätig zu werden. In den seither vergangenen Jahren hatte er die Belange seines Auftraggebers zu dessen vollster Zufriedenheit vertreten, wenngleich er sich gelegentlich recht ungewöhnlicher Methoden befleißigte. Doch das hatte Mikahl nie gestört.
    Nachdem Kuram den Tee serviert hatte, erstattete der Anwalt Bericht über den Stand der von ihm wahrgenommenen Interessen seines Mandanten.
    Aufmerksam hörte Mikahl zu, lehnte sich dann bequem auf dem Sofa zurück und schlug ein Bein über das andere. „Ich möchte im ton Furore machen“, sagte er schmunzelnd, „und benötige dafür ein repräsentatives Anwesen. Ein Haus, ganz eines Prinzen würdig.“
    Mr. Slade nickte. „Möchten Sie es mieten oder kaufen?“ „Falls kein geeignetes Objekt zum Kauf ansteht, bin ich mit einer Anmietung einverstanden“, antwortete Mikahl. „Außerdem suche ich einen Landsitz, der jedoch nicht weiter als zwei Fahrstunden von der Stadt entfernt sein darf. Ich stelle mir ein imposantes Herrenhaus mit weitläufigen Ländereien vor, die man gewinnbringend bewirtschaften kann.“
    „Haben Sie die Absicht, sich für immer in England anzusiedeln, Sir?“ fragte der Advokat und hob erstaunt die Brauen.
    „Das wird sich zeigen. Im Moment geht es mir darum, in einen lukrativen Besitz zu investieren, der sich von selbst trägt und mir obendrein einen glanzvollen gesellschaftlichen Rahmen bietet. Noch etwas Tee?“ Als der Anwalt nickte, schenkte Mikahl nach und bemerkte dann zufrieden: „Die Informationen, die Sie inzwischen über Weldon bekommen haben, sind sehr nützlich. Ich möchte, daß Sie sich noch eingehender mit seinen geschäftlichen Transaktionen befassen.“ „Selbstverständlich“, erwiderte Benjamin Slade mit regloser Miene. „Habe ich dabei auf bestimmte Punkte zu achten?“ Ruhig erläuterte Mikahl dem Anwalt
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