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Absolut WILD - Die Mini-Tiger sind los

Absolut WILD - Die Mini-Tiger sind los

Titel: Absolut WILD - Die Mini-Tiger sind los
Autoren: L Courtenay
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    Streifen oder Punkte?
    Wenn morgens als Erstes ein Tiger auf einem landet, bekommt man es deutlich zu spüren, auch wenn er erst vier Monate alt ist. Die Pfoten von Pommes sind schon so groß wie mein Kopf, und er wiegt fast so viel wie Hasi, unser Golden Retriever.
    »Uff!«
    Pommes saß rittlings auf meinem Kopf, sodass ich seinen flauschigen weißen Bauch von ganz Nahem sehen konnte. Ein Teil von mir wollte ihn knuddeln, weil er einfach so süß ist, aber der Rest von mir wollte atmen. Das Atmen setzte sich durch.
    »Nicht lecken!«, japste ich und gab Pommes lachend einen Kuss auf seine raue schwarze Nase, wobei ich versuchte, seiner Zunge auszuweichen. Die Zungen von Tigern sind nämlich wie Schmirgelpapier. Damit lecken sie einem glatt den Lack von den Zehennägeln.
    »Mach nicht so einen Alarm, Taya!«, motzte Tori gähnend.
    Ich will gar nicht davon anfangen, wie uncool es ist, das Zimmer mit seiner grässlichen Zwillingsschwester zu teilen. Sagen wir einfach, wenn es nach mir ginge, würde Tori draußen im Gartenschuppen wohnen.
    »Ich kann doch nichts dafür!«, protestierte ich, während ich mit dem Tigerjungen rang. »Es ist Pommes’ Schuld! Ich habe ihn nicht hereinkommen hören. Hat er etwa wieder in deinem Bett geschlafen? Du weißt, was Mama davon hält. Ich hoffe für dich, dass –«
    Tori stieß einen gellenden Schrei aus.
    Pommes sprang mit einem Satz aus meinem Bett und flitzte so schnell zur Tür hinaus, dass ich nur noch seinen zuckenden schwarz-gelb geringelten Schwanz sah. Ich musste an diese gestreiften Raketenluftballons denken, die in einem Irrsinnstempo davonzischen, sobald man sie loslässt.
    »Meine Decke!«, rief meine Schwester wütend. » MAMA ! Pommes hat auf meine Decke …«
    Ich überlasse es eurer Fantasie, was Pommes wieder angestellt hatte.
    Unsere Mutter zieht zu Hause für Zoos und Safari-Parks wilde Tiere auf. Verrückt, aber cool, oder? Nachdem sie aus ihrem ersten Beruf ausgestiegen war (sie war MODEL ! Wirklich!), hat sie Zoologie studiert und die Genehmigung zur Haltung wilder Tiere bekommen. Dann nahm sie zwei verwaiste Tigerjunge aus dem hiesigen Safari-Park Wild World mit nach Hause. Sie nannte sie Salz und Pfeffer und behielt sie, bis sie zu groß wurden und anfingen, den Teppich aufzufressen. Als sie in den Safari-Park zurückkehrten, sagten die Tierpfleger, sie hätten noch nie so gesunde Jungtiere gesehen, und fragten, womit Mama sie gefüttert hatte und ob sie die Rezepte bekommen könnten. So hat alles angefangen. Tori und ich haben also schon immer wilde Tiere um uns gehabt.
    Wilde Tiere ja, aber keine Tiger. Zur Zeit von Salz und Pfeffer waren Tori und ich noch nicht geboren. Deshalb waren wir natürlich ziemlich aus dem Häuschen, als die Geschichte mit Pommes und Mayo losging.
    Mama und wir waren allein zu Hause, als der Anruf kam. Papa war wieder mal unterwegs, um Tiere zu fotografieren, irgendwo in China. Tori und ich saßen an unseren Hausaufgaben, und ich versuchte, Schnecken in ihr Heft zu malen, wenn sie gerade nicht hinsah. Tori kann man leicht nerven. Aber sie nervt mich auch, mehr als mir lieb ist. Das ist eben das Problem, wenn Zwillingsschwestern von zwei völlig verschiedenen Planeten kommen.
    Dass der Grund des Anrufs ein tierischer Notfall war, erkannten wir daran, dass Mama beim Auflegen in Tränen ausbrach.
    Mama ist sehr gefühlsbetont, genau wie ich. Sie bekommt nun schon seit dreizehn Jahren solche Notfall-Anrufe, doch sie hat sich bis heute nicht daran gewöhnt. Sie macht jedes Mal vier Phasen durch.
    Phase eins: Tränen.
    Phase zwei: Schweigen.
    Phase drei: Wutanfall im Namen des Tieres.
    Phase vier habe ich nach dem alten Werbespruch der Firma mit dem Tiger im Tank die »Packen wir’s an!«-Phase genannt. Dann wischt Mama sich die Augen, krempelt die Ärmel hoch und fängt an, Trinkfläschchen und Futter und Zubehör zu bestellen und Termine mit Tierärzten zu machen.
    Tori und ich warteten, bis die Phasen eins und zwei vorüber waren. Als Mama in die dritte Phase kam, liefen wir zu ihr und umarmten sie. Wir haben viel Übung darin, genau den richtigen Zeitpunkt dafür abzupassen. Meine Schwester und ich sind uns nicht in vielem einig, wenn es allerdings um Mama und unsere Tiere geht, gibt es keine Diskussionen.
    »Dieser Idiot! Seine neue Frau wollte einen Tiger als Haustier«, zischte Mama zornig. »Dieser kriminelle Idiot hat einem Fremden, den er in Indien getroffen hat, Geld gegeben. Dann hat dieser behämmerte, kriminelle
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