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Absolut WILD - Die Mini-Tiger sind los

Absolut WILD - Die Mini-Tiger sind los

Titel: Absolut WILD - Die Mini-Tiger sind los
Autoren: L Courtenay
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das tun, wenn du gemobbt würdest? Würdest du jedem erzählen, dass du Spinner oder Zombie oder sonst wie heißt?«
    Der Schwachkopf hatte seinen Namen am dritten Schultag geändert. Mit hoch erhobenem Kopf hatte er es uns verkündet, als wir auf den Bus nach Hause gewartet hatten. Weil er aussah, als hätte er geweint, hatte ich sofort gesagt, dass ich ihn Schwachkopf nennen würde, wenn er es so wollte, und dass es ein cooler Spitzname wäre, der sogar ziemlich tough klang. Tori hatte kein Wort gesagt und nur den Turnschuh auf dem Dach der Bushaltestelle angestarrt, als wäre er total aufregend und nicht bloß ein kaputter alter Schuh, der irgendwie da oben gelandet war.
    »Mich hat es ja auch ein bisschen überrascht, als er uns gesagt hat, wir sollen ihn Schwachkopf nennen«, gab ich zu. »Aber er wird die ganze Zeit von den anderen schikaniert, also sollten wir ihn unterstützen, so gut wir können. Schon allein wegen unserer gemeinsamen Grundschulzeit.«
    Tori sah mich zweifelnd an. Doch bevor wir uns streiten konnten, kam plötzlich ein Terrier auf uns zugeflitzt, und die ganze Schwachkopf-Geschichte war im Nu vergessen. Als er Pommes und Mayo sah, stemmte er die Füße in den Boden und kam schlitternd zum Stehen. Dann begann er zu jaulen und machte kehrt, so schnell ihn seine kurzen Beine trugen. Sein Frauchen nahm ihn rasch in die Arme und sah die Tiger mit weit aufgerissenen Augen an. Sie war nicht von hier.
    »Keine Angst!«, rief Tori. »Die fressen keine Hunde.«
    »Noch nicht!«, fügte ich hinzu und wackelte mit den Augenbrauen.
    Es sollte ein Witz sein, aber die Frau zischte ab, als hätte sie eine Rakete in der Hose.
    »Ich reiße nie wieder in so einer Situation einen Witz«, nahm ich mir vor. »Da mache ich mich ja nur lächerlich.«
    »Es wäre nicht das erste Mal«, sagte Tori. »Aua!«
    Auf dem Heimweg rieb sich Tori die ganze Zeit ihren tauben Arm. Als wir durch das Gartentor kamen, wollten die Tiger eigentlich wieder zum Teich. Doch sie waren müde von unserem Ausflug und leisteten nur zum Schein ein bisschen Widerstand, als Tori und ich sie zum Haus zogen.
    »Sie müssen bestimmt bald in die Käfige«, meinte Tori, während ich an meinem Finger lutschte, an dem Pommes’ Leine einen roten Striemen hinterlassen hatte.
    Ich schaute zu den Käfigen, die Mama vor Jahren im Garten gebaut hatte, und strich Pommes wehmütig über den Kopf. Es war immer ein schwerer Moment für mich, wenn die Tiere das Haus verlassen mussten. Pommes blickte mit seinen goldenen Tigeraugen zu mir auf. Er sah aus, als hätte er zu viel schwarzen Eyeliner drauf.
    »Pommes hat so kluge Augen«, sagte ich und öffnete die Hintertür. »Manchmal denke ich, er weiß einfach alles. Ich sollte ihn bei der nächsten Mathearbeit mit in die Schule nehmen.«
    »Seine Pfoten sind zu groß für den Taschenrechner«, bemerkte Tori.
    Meine Schwester hatte ausnahmsweise mal einen Witz gemacht, der wirklich witzig war. Wir lachten immer noch, als wir ins Haus kamen.
    Papa saß am Küchentisch. Sein Gesicht war grau wie bei einem toten – und ziemlich behaarten – Fisch. Er starrte uns an, aber eigentlich sah er uns gar nicht. Es war richtig unheimlich. Mayo schnupperte an ihm, und Pommes gab ein merkwürdiges Jaulen von sich.
    »Papa?« Tori war als Erste bei ihm. »Alles in Ordnung?«
    »Papa?«, kiekste ich.
    Sein Blick wurde klarer. »Hallo, Sorgen!«, begrüßte er uns.
    Voll die Erleichterung.
    »Was war denn los?«, fragte ich mit schriller Stimme.
    Papa machte eine fahrige Handbewegung. »Mir geht es gut«, sagte er matt. »Ich bin nur müde. Und ich habe noch viel zu tun, bevor ich morgen nach Kolumbien fliege. Es ist eure Mutter, um die wir uns Gedanken machen müssen. Wir haben es gerade erfahren: Terry Tanner ist ein freier Mann.«

4
    Immer cool bleiben
    Die Lage war ernst.
    »Terry Tanner kann sich die Tiger nicht zurückholen!«, rief ich Tori wütend zu, als wir eine Woche später den Flur zu unserem Klassenzimmer hinuntergingen. Also, ich sage zwar »gingen«, aber eigentlich wurden wir von einem gewaltigen Strom aus Geschrei und Schuluniformen mitgerissen. »Das geht doch nicht! Er und seine unterbelichtete Frau hätten sie fast umgebracht, Tor! Sie wurden der Wildnis entrissen, noch bevor sie die Augen offen hatten und ihre Mutter sehen konnten. Das ist böse und unrecht!«
    »Ich weiß , Taya«, sagte Tori. »Aber er ist jetzt ein freier Mann. Er kann alles versuchen, was er will.«
    Die Leute von Wild World
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