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Anna Strong Chronicles 04 - Der Kuss der Vampirin

Anna Strong Chronicles 04 - Der Kuss der Vampirin

Titel: Anna Strong Chronicles 04 - Der Kuss der Vampirin
Autoren: Jeanne C. Stein
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Jeanne C. Stein
    Anna Strong Chronicles 04 - DER KUSS DER VAMPIRIN
     
     
    Ich bin seit sechs Monaten ein Vampir.
    Inzwischen habe ich mich daran gewöhnt, menschliches Blut zu trinken, den einmaligen Genuss der Blutlust kennengelernt, die Verbindung von Blut und Sex.
    Das ist der angenehme Teil.
    In denselben sechs Monaten wurde mein Haus bis auf die Grundmauern niedergebrannt, und mein bester Freund und Geschäftspartner wurde entführt und beinahe getötet, von einem Vampir, der mir den Weg ins untote Leben zeigen wollte. Avery hat behauptet, mich zu lieben. Er hat gelogen.
    Ich habe erfahren, dass ich eine dreizehnjährige Nichte habe, und zwar von einer Frau, die sie gegen Geld Männern zur Verfügung gestellt hat – ihrer eigenen Mutter.
    Dann fand ich heraus, dass sie ebenfalls gelogen hat. Alles war gelogen.
    Trish ist nicht meine Nichte, aber ich habe die Lüge auf-rechterhalten, damit meine Eltern die Vormundschaft über das Mädchen bekommen. Ein Geschenk an sie, weil ich nicht länger ihr Kind sein kann.
    Ich habe meinen menschlichen Geliebten verloren, weil Max auf die schlimmste mögliche Art herausfand, was ich bin – er hat mich in Aktion gesehen. Hat gesehen, wie die Vampirin in mir zum Vorschein kam und tötete.
    Vor kurzem habe ich mich von meinem vampirischen Mentor getrennt, und von den »Wächtern«, einer Organisation, die Übernatürlichen hilft, in der modernen Welt zurechtzukommen. Zu meinen Aufgaben gehörte es auch, gefährliche Einzelgänger unter den Vampiren auszuschalten. Das Problem ist nicht, dass mir meine Arbeit nicht gefallen hätte. Im Gegenteil, sie hat mir zu viel Spaß gemacht.
    Ich bin fest entschlossen, auf menschliche Art zu leben.
    Manchmal ist das die Hölle. Manchmal, so wie heute, kommt es mir ganz leicht vor.
     
     
    Kapitel 1
    Als ich noch ein Mensch war, habe ich die Weihnachtszeit gehasst – das allgegenwärtige Gedudel geistloser Weihnachtslieder, den Zwang zur Hoffnung und Glückseligkeit, die aufgesetzte Jovialität. Für mich war Weihnachten eine grausame Erinnerung daran, dass in ein paar Tagen ein weiteres Jahr vergangen sein würde seit dem Tod meines Bruders, der bei einem sinnlosen Unfall gleich nach »der schönsten Zeit des Jahres« ums Leben gekommen war.
    Aber hier stehe ich vierzehn Jahre später an einem Nachmittag mitten im Dezember mit einem breiten, albernen Grinsen im Gesicht und ertrage das Gedränge müffelnder Menschen, damit ich meiner Nichte helfen kann, ein Geschenk für meine Mutter auszusuchen.
    Meiner Nichte. Jetzt kann ich das Wort benutzen, ohne es im Geiste in Anführungsstriche zu setzen.
    In den vergangenen paar Monaten ist Trish ebenso sehr ein Mitglied meiner Familie geworden, wie ich es bin. Vielleicht sogar mehr als ich, denn sie ist ein Mensch, und ich nicht.
    Ich bin ein Vampir.
    Noch etwas kann ich mir inzwischen eingestehen (natürlich nur mir selbst), ohne innerlich vor Abscheu oder Scham zu schaudern: Ich bin ein Vampir.
    Ich akzeptiere das inzwischen genauso wie meine Haarfarbe (blond) oder meine grünen Augen. Ich bin nicht als Vampir auf die Welt gekommen, sondern wurde zu einem gemacht. Ich habe mich an diese Situation anpassen müssen, und um ehrlich zu sein, kann ich sie manchmal für mehrere, äh, Minuten vergessen.
    »Tante Anna?« Ich liebe den Klang dieser Worte, ich kann nicht anders. Zur Antwort drücke ich das wunderschöne, gesunde, dreizehnjährige Mädchen neben mir kräftig an mich.
    Sie rückt von mir ab, aber sie grinst dabei. »Wofür war das denn?«
    »Einfach so. Hast du dich schon entschieden?«
    Wir sind im Horton-Plaza-Einkaufszentrum bei Tiffany’s, und auf einem samtbezogenen Tablett vor uns liegt die engere Auswahl von Ohrringen. Ich stehe links von Trish, abseits der Spiegel, denn kein Spiegelbild zu haben, ist ein ziemlicher Nach-teil, wenn man als Vampir unter Sterblichen lebt.
    Außerdem kann ich Trish so unbemerkt beobachten und darüber staunen, wie sie sich in den vergangenen drei Monaten gemacht hat.
    Als ich Trish Delaney kennenlernte, war sie von zu Hause weggelaufen. Ihre Mutter Carolyn stand eines Abends bei meinen Eltern vor der Tür und verkündete, Trish sei ihr Enkelkind. Carolyn, die wir seit dem Tod meines Bruders nicht mehr gesehen hatten, erzählte uns die rührende Geschichte, dass sie erst nach dem Tod meines Bruders festgestellt hatte, dass sie schwanger war und meinen Eltern nichts davon gesagt hatte, aus Angst, sie könnten genauso reagieren wie ihre eigenen Eltern
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