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Absolut WILD - Die Mini-Tiger sind los

Absolut WILD - Die Mini-Tiger sind los

Titel: Absolut WILD - Die Mini-Tiger sind los
Autoren: L Courtenay
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zurück.
    Ich konnte es nicht ausstehen, so von Tori veräppelt zu werden.
    »Ich dachte, dass es bei Tigern vielleicht wie bei Dalmatinern ist«, verteidigte ich mich. »Dass das Muster im Fell etwas später kommt. Mach dich nicht ständig über mich lustig!«
    Tori verfiel in Schweigen. »Denkst du auch manchmal an September, wenn wir die Schule wechseln?«, fragte sie nach einer Weile total überraschend.
    Ich schmollte noch wegen der Sache mit den Punkten. »Nein«, brummelte ich. »Ich bin ja nicht so eine Streberin wie du!«
    Es war Mai, und wir waren in der Sechsten. Das ist bei uns in England die letzte Klasse der Grundschule. Wir waren völlig beschäftigt damit, die Ältesten auf dem Schulhof von Castle Hill zu sein, den Hindernislauf für das Sportfest zu planen und über den neuen Hamster von Zoe McGuigan zu sprechen. Die weiterführende Schule war für mich noch genauso weit weg wie Weihnachten.
    »Wusstest du, dass wir in unserer Jahrgangsstufe dreihundert Leute sein werden?«, fragte Tori.
    »Klar doch.« Noch einmal ließ ich mich nicht von Tori reinlegen.
    »Und wir und Joe Morton aus Mr Thompsons Klasse werden die Einzigen von Castle Hill sein«, fuhr Tori fort.
    Ich wusste gar nicht genau, wer Joe Morton war. Der dürre Typ mit den Segelohren oder der Junge mit dem Ohrring, dessen Ohrloch in der Vierten übel geeitert hatte? Weil ich nicht sicher war, ob Tori mich auf den Arm nahm, lenkte ich das Gespräch lieber wieder auf die Tiger.
    »Was glaubst du, wie groß die Tigerbabys sind?« Ich versuchte mir die süßen Fellbündel vorzustellen. »Meinst du, sie passen jedes in eine Hand?«
    »Wieso? Willst du mit ihnen jonglieren?«, erwiderte Tori spöttisch.
    Ich warf mich wütend auf mein Kopfkissen. Warum um alles in der Welt waren wir Zwillinge? Warum sahen wir gleich aus, obwohl wir so verschieden waren? Warum waren wir überhaupt miteinander verwandt?
    Die Tigerbabys trafen am nächsten Tag noch vor dem Postboten ein. Unsere Hündin Hasi flippte total aus. Sie ist völlig verrückt nach den Tieren, die Mama mit nach Hause bringt, und schaltet immer voll in den Pflege-Modus. So sind Golden Retriever nun mal.
    Ich musste Hasis neugierige Nase immer wieder zur Seite schieben, während ich Pommes ganz behutsam in meiner Hand hielt und voller Bewunderung anstarrte. Seine Augen waren ziemlich verkrustet, und er fühlte sich rappeldürr an, aber er war bezaubernd. Als er gähnte, riss er sein Mäulchen ganz weit auf und zeigte mir seinen geriffelten Gaumen und seine lange rosarote Zunge. Sicherheitshalber sah ich mir das Muster seines Fells noch mal genauer an. Jawohl: Streifen.
    »Tori, nimm du bitte Mayo.« Mama gab meiner Schwester das andere Tigerbaby. »Ich muss die erste Fütterung vorbereiten.«
    Tori und ich saßen mit unseren kostbaren Schätzen auf dem Schoß nebeneinander. Ausnahmsweise war mir mal nicht nach Reden zumute. Und so schwiegen wir einträchtig, wie es bei uns nur selten vorkommt, und bestaunten die flauschigen Wunder in unseren Händen.
    Mama mischte unterdessen Milchpulver mit Wasser und ein paar Tropfen Traubenzuckerlösung, dann überprüfte sie die Temperatur der nährenden Flüssigkeit an ihrem Handgelenk. Vorhin habe ich gesagt, dass Mama sehr gefühlsbetont ist, aber wenn sie sich um unsere Tiere kümmert, überkommt sie eine unglaubliche Ruhe, die mich immer an eine tiefe, friedliche, warme Lagune erinnert.
    »Dürfen wir sie füttern?«, fragte Tori. »Es ist erst sieben, und Zoes Mutter holt uns frühestens in anderthalb Stunden ab. Dürfen wir? Bitte, bitte!«
    Weil Mama die ganze Zeit bei den Tigerbabys bleiben musste, wurden wir diese Woche von Zoe McGuigans Mutter zur Schule gebracht, bis Papa am Wochenende aus China zurückkam und den Job übernehmen konnte.
    »Sie sind immer noch ziemlich dehydriert, also gebt ihnen nicht zu viel auf einmal«, sagte Mama und reichte jeder von uns eine Tropfpipette.
    Pommes lag strampelnd in meiner Hand und gab superniedliche Fiepser von sich. Ich schob ihm vorsichtig die Spitze der Pipette ins Maul und drückte den Gummiballon am anderen Ende so sacht wie möglich zusammen. Zuerst spuckte Pommes die Hälfte wieder aus und beschlabberte seine weiße Brust, doch es dauerte nicht lange, bis er den Trick heraushatte.
    Nach dem Füttern schlief Mayo gleich ein. Mama nahm sich die beiden, kontrollierte rasch die Nabelschnurreste, die noch nicht abgefallen waren, und wischte sie mit einem Desinfektionsmittel ab.
    »Mal sehen, wie sie
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