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Liebe mit beschrankter Haftung

Liebe mit beschrankter Haftung

Titel: Liebe mit beschrankter Haftung
Autoren: Voosen Jana
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Umständlich bettet sie ihr Kind von ihrem linken auf den rechten Arm um und hält kurz den Atem an, als die Kleine zu glucksen beginnt.
    »Nein, nicht aufwachen, Süße. Weiterschlafen. Okay, also, ich hätte da mehrere Ansatzpunkte. Der erste ist psychologischer Natur und sehr einfach: Du willst einfach immer das, was du nicht haben kannst. Sehr verbreitet unter Frauen. Und unter Männern übrigens auch.«
    »Ich wusste es«, jaule ich auf, bevor sie fortfahren kann, »du glaubst also auch, dass ich ihn nicht haben kann.«
    »Darum geht es doch jetzt gar nicht. Vom evolutionsbiologischen Standpunkt aus betrachtet ist die Sache deutlich verzwickter. Aber eigentlich auch ganz einfach.« Ja, was denn nun? »Also, wenn eine Frau sich einen Mann für die Fortpflanzung sucht, wählt sie instinktiv einen, dessen genetisches Material sich von ihrem möglichst stark unterscheidet. Dadurch bekommt das Baby ein besonders vielseitiges Immunsystem, das sein Überleben sichert. Wenn sie dann aber schwanger ist, verändert sich ihr Geruchssinn durch die neuen Hormone. Sie fühlt sich dann besonders zu Männern hingezogen, deren Immunsystem ihrem eher ähnelt.«
    »Häh?«
    »Brüder, Cousins, Leute von der eigenen Sippe eben, die bei der Aufzucht des Nachwuchses helfen, auch wenn das Alpha-Männchen, von dem sie sich hat schwängern lassen, längst zur Nächsten gezogen ist.« Mit offenem Mund sehe ich Kati an. »Und wenn ich mich nicht sehr täusche, kann zu dieser Gruppe Männer eben durchaus auch ein Kumpel zählen, den man über Jahre eher als Bruder denn als Mann gesehen hat. Überleg doch mal: Daniel ist fürsorglich und treu und es ist einfach entzückend, wie er mit Luna umgeht.«
    »Aber das konnte ich doch noch gar nicht wissen, als ich ihn im Krankenhaus wiedergetroffen habe.«
    »Musstest du ja auch nicht. Das macht doch alles deine Nase für dich.«
    »Er hat gar kein neues Duschgel«, sage ich mehr zu mir selbst und starre vor mich hin.
    »Wie bitte?«
    »Ach nichts.«
    »Klingt einleuchtend, oder?« Beifall heischend sieht sie mich an und ich nicke widerstrebend. Nicht besonders romantisch zwar, aber doch auf jeden Fall einleuchtend, das muss ich zugeben.
    »Moment mal«, da fällt mir doch etwas ein, »warum bist du dann immer noch in Paul verliebt? Vor der Schwangerschaft, währenddessen und jetzt immer noch? Da hinkt deine Theorie total. Das musst du zugeben!« Einen Moment denkt sie angestrengt nach, dann zuckt sie mit den Schultern.
    »Weißt du, das ist doch sowieso alles nur theoretischer Kram, der nicht wirklich was mit dem Leben zu tun hat.«
    »Nicht? Ich dachte …«
    »Eben«, unterbricht sie mich mit erhobener Stimme, »und vielleicht solltest du damit einfach mal aufhören. Mit dem Denken, meine ich. Und mit dem ewigen Analysieren, wo jetzt welches Gefühl warum gerade herkommt.«
    »Also, das musst du gerade sagen.«
    »Stimmt.« Sie lächelt friedfertig. »Aber wenn ich versuche, anthropologisch oder sonst wie zu erklären, warum ich gestern Nacht Pauls Antrag angenommen habe, dann werde ich ja wahnsinnig. Also genieße ich es einfach.« Versonnen betrachtet sie den Diamantring an ihrer linken Hand, den ich vollkommen übersehen habe.
    »Und das sagst du mir erst jetzt?«, rufe ich aus und halte mir gleich darauf erschrocken den Mund zu. Aber zu spät, Luna ist bereits aufgewacht.
    »Tut mir so leid«, flüstere ich, während wir beide atemlos zusehen, wie die Lider mit den erstaunlich langen Wimpern flattern und das Baby gleich darauf zu schreien beginnt.
    »Ach, du süße Maus, hat die Tante Mia dich geweckt?«
    »Das wäre nicht passiert, wenn du der Tante Mia diese Information nicht so lange vorenthalten hättest.«
    »Wahrscheinlich hatte ich Angst, du lässt mich mit akuter Mutterschaftshormonvergiftung einweisen. Na, Süße, hast du Hunger?« Kaum ist die Brust freigelegt, schnappt Luna mit ihrem kleinen Mund danach und Kati macht ein etwas gequältes Gesicht.
    »Wieso einweisen lassen? Hast du eine Ahnung, wie sehr ich mich für dich freue? Das ist doch großartig! Verliebt, verlobt, ein Kind, und das alles mit dem gleichen Mann. Bin ich froh, dass wenigstens du dein Happy End bekommst!«
    »Danke, Süße.« Sie entspannt sich ein wenig und lehnt sich zurück. »Glaub bloß nicht, dass du mich jetzt loswirst. Wir bleiben hier.«
    »Wirklich? Du willst ihn heiraten, aber nicht zusammenziehen?«
    »Ich bin verliebt, Mia. Aber doch nicht vollkommen verrückt.«
    Und wie könnte mein Happy End
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