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Liebe mit beschrankter Haftung

Liebe mit beschrankter Haftung

Titel: Liebe mit beschrankter Haftung
Autoren: Voosen Jana
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Hals gerochen hast?« Ich drehe mich wieder zu ihm um und will empört protestieren. Dann zucke ich doch nur resigniert mit den Schultern.
    »Na schön, von mir aus. Ja, ich habe an deinem Hals gerochen. Wie ich dir schon gesagt habe, gefällt mir dein neues Duschgel. Bist du jetzt zufrieden?«
    »Sehr zufrieden.« Er beugt sich über mich. Sein Gesicht ist jetzt dicht vor meinem. Mein Mund fühlt sich plötzlich staubtrocken an, das Herz schlägt mir bis zum Hals und meine Lippen kribbeln voller Vorfreude. Jetzt wird er mich küssen. Und es wird ganz anders werden als vor sechzehn Jahren. Es wird wunderschön werden. Ich lehne mich einen Millimeter in seine Richtung. Daniel lächelt und legt sich wieder hin. »Gute Nacht.« Wie jetzt? »Und übrigens, Mia?«
    »Ja?«
    »Ich habe gar kein neues Duschgel.«
    Am nächsten Tag sitze ich wie auf Kohlen und warte ungeduldig darauf, dass Paul und Daniel endlich die Wohnung verlassen, damit ich mit Kati sprechen kann. Die sitzt mit tiefen Ringen unter den Augen auf der Wohnzimmercouch und strahlt ihr Baby verliebt an, das in ihren Armen friedlich vor sich hindöst.
    »Ja, meine Süße, schlaf schön. Das war auch wirklich eine anstrengende Nacht.« Ich lasse mich neben den beiden auf das Sofa plumpsen.
    »War sie viel wach?«, erkundige ich mich, obwohl mich das nur mäßig interessiert. Schließlich habe ich im Moment ganz andere Sorgen. Aber die Erfahrung der letzten Wochen hat gezeigt, dass Luna ein gutes Thema ist, um mit Kati ein Gespräch anzufangen.
    »Sie wollte fast jede Stunde gestillt werden.«
    »Tut das immer noch so weh?«, frage ich und warte angstvoll auf die Antwort.
    »Tierisch«, nickt Kati und strahlt auf ihre Tochter herunter. »Aber angeblich wird es nach zwei Monaten oder so besser.« Zwei Monate? Na, wenn es weiter nichts ist. Mir wird ein wenig flau in der Magengegend und ich frage mich, mit was für einer Hormonbombe der Körper eine Frau überschütten muss, damit sie freiwillig zwölfmal am Tag ein Kind an ihrer Brust trinken lässt, obwohl ihr dabei vor Schmerz die Tränen kommen.
    »Vielleicht sollte ich doch lieber nicht stillen«, sage ich, woraufhin meine Freundin energisch den Kopf schüttelt.
    »Natürlich stillst du. Es ist das tollste Gefühl der Welt. Das willst du nicht verpassen!«
    »Aber ich dachte, es tut weh.«
    »Na und? Das tut die Liebe auch.« Nanu. Was sind das denn für philosophische Töne? Auf jeden Fall ist hier mein Stichwort.
    »Du, Kati. Ich muss dir was sagen.« Erwartungsvoll sieht sie mich an. »Ich glaube, ich habe mich in Daniel verliebt.«
    »Was du nicht sagst. Dass du das auch schon mitbekommen hast.« Ich ignoriere ihren Spott.
    »Ich kapiere das einfach nicht. Wieso jetzt? Warum bringe ich mich ständig in so blöde Situationen? Wieso kann ich nicht einmal das Richtige tun? Oder vielmehr, wieso kann ich nicht einmal das Richtige fühlen? Wenn Daniel mich will, will ich Marko, und jetzt, wo er mich nicht mehr will …«
    »Aber du weißt doch gar nicht, ob er dich nicht will.«
    »Doch.« Ich starre düster vor mich hin. »Er ist über mich hinweg. Endgültig. Heute Nacht im Bett, es gab da einen Moment, weißt du, wo wir uns hätten küssen können. Wenn er gewollt hätte. Aber er wollte ganz offensichtlich nicht. Hat sich einfach umgedreht und ist eingeschlafen.«
    »Hm.«
    »Und das ist ja auch kein Wunder«, fahre ich mit erhobener Stimme fort, »ich bin schließlich …«
    »Pssst, könntest du bitte ein bisschen leiser reden, damit sie nicht aufwacht?«
    »Oh, ja, sorry. Also, jedenfalls, ich bin schwanger, und das Kind da drin ist noch nicht einmal von ihm, sondern von dem Kerl, der ihn ausgestochen hat. Den ich ihm blöderweise vorgezogen habe. Wie konnte ich nur so dumm sein?«
    »Jetzt beruhige dich aber mal und sei nicht so streng mit dir selbst. Du konntest doch damals nicht wissen, dass es ein Fehler sein würde.«
    »Aber Daniel wusste das von Anfang an«, gebe ich zu bedenken.
    »Daniel wusste gar nichts. Er hat in dem Moment einfach für seine Interessen gekämpft, so wie du für deine. Und du warst eben einfach nicht verliebt in ihn. Da kannst du doch nichts für.«
    »Aber jetzt bin ich es«, sage ich verzweifelt. »Warum muss das ausgerechnet jetzt passieren? Was stimmt denn nicht mit mir?« Katis bedeutungsschwangerer Blick lässt mich stutzen. »Was guckst du denn so komisch?«
    »Also, Süße, ich habe da so eine Theorie. Möchtest du sie hören?«
    »Ich weiß nicht. Will ich?«
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