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Liebe mit beschrankter Haftung

Liebe mit beschrankter Haftung

Titel: Liebe mit beschrankter Haftung
Autoren: Voosen Jana
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Besuch vorbei? Bei meiner eigenen Tochter?«
    »Ich will mich einfach nicht über Bartstoppeln im Waschbecken streiten. Oder über Küchenmöbel. Oder um die Bettdecke.« Katis Stimme wird schriller und die friedliche Stimmung ist im Eimer. »Es ist doch sowieso schon schwer genug, es mit einem Menschen auszuhalten. Warum muss man es sich noch schwerer machen, indem man so dicht zusa … aaaaaaaaah!« Sie stößt einen so markerschütternden Schrei aus, dass ich zusammenzucke und mit dem Kopf gegen die Tür stoße. Zum Glück scheint das keiner gehört zu haben. Nur Idefix kommt aus meinem Zimmer, stellt sich neben mich und schaut verwundert zu mir hoch.
    »Schon gut, schon gut«, sagt Paul hastig. »Vielleicht kann ich ja eine Wohnung ganz in der Nähe finden.«
    »Aaaah.«
    »Oder ich kaufe ein riesiges Haus, wo jeder von uns einen eigenen Flügel hat.«
    »P A U L!«
    »Ja, dafür muss ich noch ein bisschen sparen, aber …«
    »Paul, ich glaube, das Kind kommt!« Was hat sie da gerade gesagt? Das Kind kommt? Ist das nicht fast zwei Wochen zu früh? In diesem Moment wird die Türklinke heruntergedrückt und trifft mich schmerzhaft an der Stirn.
    »Aua.«
    »Was machst du denn da unten?«, fragt Paul verwirrt, während ich etwas unmotiviert auf Idefix herumstreichele, der wahrscheinlich denkt, dass ich jetzt völlig durchgedreht bin. Kati grinst wissend.
    »Na, was wohl, sie hat gelauscht. Aaaaaah.«
    »Sie hat Wehen«, erklärt mir Paul unnötigerweise. »Wir müssen ins Krankenhaus.« Zusammengekrümmt wartet Kati auf das Ende ihrer Wehe und sieht Paul dann spitzbübisch von unten herauf an.
    »In dem Aufzug willst du unter Leute?« Er sieht an sich herunter und scheint mit sich zu ringen. Doch dann strafft er die Schultern und nickt würdevoll.
    »Natürlich. Warum nicht? Wollen wir dann?«
    Als wir im Krankenhaus ankommen, folgen Katis Wehen bereits dicht aufeinander und ich beobachte sie besorgt von der Seite. Das ist doch nicht normal, oder? Die Dame am Empfangstresen lächelt uns milde entgegen.
    »Guten Tag, Paul Ludwig mein Name«, sagt Paul steif und sein ganzes Gebaren passt so überhaupt nicht zu seinem äußeren Erscheinungsbild. »Meine Freundin hat Wehen.«
    »Das sehe ich.« Mit schmerzverzerrtem Gesicht lässt sich Kati auf den ihr dargebotenen Rollstuhl fallen und sieht die Schwester ängstlich an.
    »Ich glaube, wir sollten keine Zeit verlieren. Irgendwie fühlt es sich an, als hätte ich das Kind schon halb zwischen den Beinen.« Plötzlich herrscht hektische Betriebsamkeit, alles geschieht auf einmal, ein gut aussehender Arzt kommt heran und eine Minute später wird Kati direkt in den Kreißsaal gefahren.
    »Warten Sie, ich komme mit«, rufe ich und folge ihnen im Laufschritt, bis mir eine dralle Schwester resolut den Weg verstellt.
    »Sie können da nicht rein.«
    »Natürlich kann ich. Und ich werde.« Sie blickt mich von oben bis unten an und schüttelt entschieden den Kopf.
    »Kommt nicht infrage. Sie sind doch selber schwanger, oder nicht?« Ich nicke. Was hat das denn bitte schön damit zu tun? »Glauben Sie mir, Kindchen, dann wollen Sie nicht sehen, was dort drin gleich passiert. Das wäre traumatisierend für Sie.« Entsetzt sehe ich sie an und dann besorgt Kati hinterher. »Warten Sie lieber hier draußen. Wenn die Wehen so schnell hintereinander kommen, wird es wahrscheinlich nicht allzu lange dauern.« Damit schiebt sie mich in die Wartezone und auf einen der hässlichen, braunen Plastikstühle. Hier sitze ich nun und knibbele aufgeregt an meiner Nagelhaut herum. Wenn die Oberschwester versucht hat, mich zu schonen, indem sie das gesagt hat, dann ist das auf jeden Fall gründlich nach hinten losgegangen. So furchterregend wie die Horrorbilder, die gerade vor meinem inneren Auge ablaufen, kann die Realität im Kreißsaal gar nicht sein.
    »Oh, hallo.« Eine Stimme reißt mich aus meinen Gedanken. Eine Stimme, die mir sehr vertraut ist, die ich aber schon seit langer Zeit nicht mehr gehört habe. Ich hebe den Kopf und starre Daniel an. Ihn wiederzusehen, versetzt mir einen Schock.
    »Wie kommst du denn hierher?«, frage ich statt einer Begrüßung.
    »SMS von Kati.« Ich frage mich, wann zwischen unserer Wohnung und dem Krankenhaus sie die Zeit dafür gefunden hat. Daniel tritt unschlüssig von einem Bein aufs andere und kann sich offenbar nicht dazu durchringen, sich neben mich zu setzen. Weil ich mir komisch vorkomme, die ganze Zeit zu ihm hochzuschauen, erhebe ich mich von meiner
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