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Liebe mit beschrankter Haftung

Liebe mit beschrankter Haftung

Titel: Liebe mit beschrankter Haftung
Autoren: Voosen Jana
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piepsend die Ankunft einer SMS.
    UNSEREN LIEBEN FREUNDEN WÜNSCHEN
    WIR EIN FROHES NEUES JAHR.
    LIEBE GRÜSSE VON DEN BERGERS.
    Wow. Es ist tatsächlich schon eine Minute nach zwölf. Da habe ich doch glatt den Jahreswechsel verpasst. Unschlüssig stehe ich mitten im Waschsalon und weiß nicht so recht, was ich jetzt tun soll. Niemand ist hier, den ich umarmen und dem ich ein frohes neues Jahr wünschen kann. Aber das habe ich mir schließlich selber so ausgesucht, darum kann ich jetzt schlecht rumjammern. Also schlinge ich die Arme um mich selbst und sage laut: »Frohes Neues, liebe Mia. Es soll das schönste Jahr deines Lebens werden. Und all deine Wünsche sollen sich erfüllen.« Zugegeben, es fühlt sich ein bisschen komisch an, mich hier selbst zu knuddeln, aber irgendeiner muss es ja tun. Schließlich setze ich mich wieder auf die Plastikbank und überlege, ob jetzt ein guter Zeitpunkt wäre, meine beste Freundin Kati anzurufen, die mit ihrem neuen Freund Paul auf Mallorca Silvester feiert. Die beiden hatten mir zwar angeboten, mitzukommen, aber mit einem frischverliebten Pärchen in romantischer Umgebung den Jahreswechsel zu feiern, ist bestimmt noch frustrierender als meine jetzige Abendgestaltung. Außerdem will Kati Paul endlich eröffnen, dass sie von ihm schwanger ist. Zeit wird’s, finde ich, schließlich ist sie bereits in der zwölften Woche.
    »Ich weiß«, hat sie geseufzt und mich mit ihren blauen Kulleraugen angesehen, »aber weil wir uns doch erst seit vierzehn Wochen kennen … ich wollte unsere Beziehung nicht gleich am Anfang damit belasten.«
    »Ein Kondom wäre eine tolle Idee gewesen«, habe ich zum wohl hundertsten Mal gesagt, aber dann eingelenkt, »keine Sorge, Süße, guck ihn einfach so an wie mich jetzt gerade, dann wird alles gut.«
    »Also bist du nicht böse, dass ich dich an Silvester alleinlasse?«
    »Quatsch! Mir fällt schon was Tolles ein!«
    Wie es um meinen Einfallsreichtum bestellt ist, sehe ich ja jetzt. Was mache ich hier eigentlich? Eine gestandene Frau von sechsunddreißig Jahren, die an Silvester im Waschsalon sitzt, das ist nicht cool. Das ist deprimierend. Und schon habe ich einen Kloß im Hals. Zum Glück fällt mir jetzt die Flasche Champagner in meiner Ikea-Tasche ein, die ich, nebst Plastik-Sektflöte, mitgenommen habe. In diesem Moment klingelt mein Handy.
    »Hallo?«
    »Süße, ich … endlich … Netz überlastet … frohes … und ganz viel …«, dringen Wortfetzen an mein Ohr. Aber ganz eindeutig erkenne ich Katis Stimme.
    »Ich verstehe kein Wort. Aber für euch auch alles Liebe!«, brülle ich in den Hörer und halte mir dann erschrocken die Hand vor den Mund, weil vom anderen Ende des Waschsalons ein unwilliges Grunzen ertönt. »Wie schön, dass du anrufst«, fahre ich etwas leiser fort.
    »… Empfang … kaum … verstehen.«
    »Ich glaube, das Netz ist total überlastet«, nicke ich. »Kannst du mich denn hören?«
    »Süße … kein Wort … Paul … auch.«
    »Grüß ihn auch schön von mir«, plappere ich weiter. »Hast du es ihm schon gesagt?«
    »Verdammtes … keinen Zweck.« Ich hoffe, sie meint damit das Telefonnetz und nicht ihre Beziehung.
    »Na, wahrscheinlich steht er gerade neben dir und du kannst nicht so richtig reden, nicht wahr?«
    »… besser … Schluss …«
    »Nein, bitte leg doch noch nicht auf«, sage ich, obwohl ich natürlich weiß, dass man das, was hier gerade passiert, nicht wirklich als Konversation bezeichnen kann. Aber es ist so schön, Katis Stimme zu hören, und wenn es nur Wortfetzen sind.
    »Süße … ich …«
    »Wann kommt ihr denn wieder? Du glaubst ja nicht, wie ich dich vermisse. Du musst mir alles haarklein erzählen, sobald du zurück bist, okay? Sollen wir gleich was ausmachen? Ich könnte euch vom Flughafen abholen, das wäre gar kein Problem und …«
    Tut – tut – tut. Ich lasse das Handy sinken. Aber immerhin hat mich Katis Anruf so weit abgelenkt, dass der sich ankündigende Heulkrampf gestoppt wurde. Auch wenn ich kein Wort verstanden habe, war es doch schön, dass sie an mich gedacht hat. Und offensichtlich nicht nur sie. Inzwischen sind vier Kurzmitteilungen auf meinem Handy eingetroffen. Von wem die wohl sind?
    EIN FROHES NEUES JAHR!
    ALLES LIEBE UND HOFFENTLICH BIS BALD MAL WIEDER! MELANIE
    HALLO, IHR LIEBEN! HOFFEN, IHR SEID GUT REINGERUTSCHT! EIN GLÜCKLICHES NEUES JAHR WÜNSCHEN EUCH VON HERZEN EURE SARAH UND HANNO
    EIN SCHÖNES NEUES JAHR WÜNSCHEN EUCH EVA, JENS UND LUCA (DER AM LETZTEN
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