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0064 - Sieben standen gegen uns

0064 - Sieben standen gegen uns

Titel: 0064 - Sieben standen gegen uns
Autoren: Sieben standen gegen uns
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Buck Joe war in der Unterwelt bekannt als ein Mann, def sehr zielbewusst, sehr hart und sehr geldgierig war. Den Spitznamen ›Buck‹ hatte er wegen seiner Geldgier erhalten, denn ›Bucks‹ nennen verschiedene Kreise bei uns in den Staaten den Dollar, und Buck Joe heißt demnach nichts anderes als ›Dollar Joe‹.
    Joe Collins, wie sein richtiger Name war, hatte eine hübsche Liste von Vorstrafen hinter sich, die alle fein säuberlich in den amtlichen Karteien und Registraturen aufgezeichnet waren. Die Letzte hatte er von 1944 bis 1949 irgendwo in Kansas abgesessen. Damals war er wegen Bandenverbrechen zu acht bis zwölf Jahren verdonnert worden, aber man hatte ihn schon nach fünf Jahren wieder laufen lassen. Danach verschwand er für einige Zeit von der Bildfläche.
    Fest steht, dass Buck Joe im Sommer 1953 in New York auftauchte und sesshaft wurde. Er kaufte sich ein hübsches Häuschen am südlichen Rand von New York und schien einer der harmlosesten Zeitgenossen der Welt zu sein.
    Jede Woche einmal fuhr er in die City, wobei er als vorsichtiger Mann seinen eigenen Wagen zu Hause ließ und dafür Bus und U-Bahn benutzte. In den Nachtlokalen am Broadway und in der Fifth Avenue war er bald ein bekannter und gern gesehener Kunde. Er ließ sich wöchentlich einmal in diesen exklusiven Buden volllaufen, dass er am Morgen des nächsten Tages kaum noch seinen Namen stammeln konnte, aber er benahm sich nie auffällig oder gar störend. Und da er seine Rechnungen jedes Mal mit barem Geld und großzügigen Trinkgeldern beglich, waren alle Barkeeper und Nachtlokalbesitzer sehr traurig, als Joe einmal wegen einer Grippe vierzehn Tage lang im Bett liegen bleiben musste.
    Die Polizei kümmerte sich zu dieser ersten Zeit noch ein paar Wochen lang unauffällig um Joes Lebenswandel. Polizisten sind aus Erfahrung misstrauisch, und dass ein gefährlicher Wolf so mit einem Schlag plötzlich ein liebliches Lämmchen geworden sein soll, das können Sie allen Menschen einreden, nur nicht einem Polizisten. Aber auch die Detectives der Kriminalabteilung unserer New Yorker Stadtpolizei bekamen es bei allem Misstrauen nach ein paar Wochen satt, einen Mann zu beobachten, der sämtliche Rechnungen pünktlich bezahlte, niemanden etwas zuleide tat, nicht den leisesten Kontakt mit Gangstern und Halbweltsfiguren unterhielt.
    Er ließ noch sieben Monate in süßem Nichtstun verstreichen, dann fing er an, äußerst vorsichtig, heimlich und geschickt neue Fäden ins Lager der Unterwelt zu spinnen. Das Ergebnis war, dass er im Februar 1954 eine schmierige Figur namens Tonio Prucci kennenlernte.
    Prucci war der vierte Sohn einer italienischen Einwandererfamilie, die sich mühsam durchschlug. Der Vater schuftete auf eine biedere, ehrliche Art als Kranführer im Frachthafen. Der Verdienst reichte für die neunköpfige Familie schlecht und recht.
    Tonio machte sich beizeiten selbstständig. Schon als Vierzehnjähriger beteiligte er sich an Raubzügen einer Bande Jugendlicher, die es vorwiegend auf das Ausplündern Betrunkener abgesehen hatte. Tonio war oft tagelang nicht zu Hause. Als er das erste Mal von der Polizei auf gegriffen wurde, verstand er es, seinen Namen geheim zu halten, sodass er drei Jahre in eine Besserungsanstalt gesteckt wurde, ohne dass seine Angehörigen davon erfuhren.
    Was ein junger Gangster bei seiner Einlieferung in eine sogenannte Besserungsanstalt an gemeinen Tricks, diebischer Fingerfertigkeit und moralischer Gewissenlosigkeit noch nicht beherrscht, das hat er in der Regel bei seiner Entlassung.
    So verhielt es sich mit Tonio. War er vorher noch ein relativ ungefährlicher Ganove und Dieb, so wurde er später zu einem gemeingefährlichen Raubtier. Er begnügte sich nicht mehr mit dem Ausplündern Betrunkener, weil er mittlerweile herausgefunden hatte, dass bei Betrunkenen nur selten viel zu holen ist. Er verlegte sich jetzt darauf, die Leute auszurauben, bevor sie ihre Dollars in Whisky umsetzen konnten.
    Er stellte sich in die Nähe der exklusiven Nachtlokale und pries die Vermittlung von Damenbekanntschaften an. Durchweg fielen vermögende Männer über fünfzig auf ihn herein. Tonio lockte sie in eine dunkle Seitenstraße, schlug sie mit einem Totschläger nieder und plünderte sie aus.
    Da er bei seiner Arbeit immer als Frau verkleidet ging, erkannte ihn später niemals eines seiner Opfer wieder, wenn es ihn in seiner gewöhnlichen Kleidung irgendwo wiedertraf. Tonios Durchschnittsbeute betrug abendlich an die
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