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Liebe mit beschrankter Haftung

Liebe mit beschrankter Haftung

Titel: Liebe mit beschrankter Haftung
Autoren: Voosen Jana
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ohnehin ziemlich ungemütlichen Sitzgelegenheit. Verlegen stehen wir voreinander.
    »Du siehst gut aus«, stelle ich fest und er grinst schief.
    »Du klingst überrascht.«
    »Na ja. Das bin ich auch.«
    »Besten Dank.«
    »Ich sag ja nicht, dass du vorher nicht gut ausgesehen hast.« Ich schaue ihn mir genauer an. Irgendwas ist anders, aber ich kann nicht so recht erfassen, was es ist.
    »Du bist ja ganz schön schwanger«, unterbricht er meine Gedanken und ich nicke verlegen. »Glückwunsch.«
    »Äh, ja, danke.«
    »Dann hast du ja jetzt alles, was du wolltest.« Misstrauisch sehe ich ihn an. Will er mich provozieren? Oder hat er wirklich keine Ahnung, welche Wende mein Leben in den letzten Tagen genommen hat? Andererseits, woher sollte er das auch wissen? Zwar hatten Kati und Daniel die ganze Zeit über Kontakt, aber so etwas würde sie doch ohne meine Zustimmung nicht ausplaudern. Oder doch?
    »Und wo ist der stolze Vater?«
    »Paul? Na, im Kreißsaal, was dachtest du denn?«
    »Ich meinte eigentlich Marko.«
    »Oh. Der. Ja, also …« Verlegen starre ich auf meine Füße. »Das ist eine lange Geschichte.«
    »Ich habe Zeit.«
    In der kargen Krankenhaus-Kantine lassen wir uns an einem wackeligen Tisch nieder, trinken lauwarmen Kamillentee und ich erzähle Daniel, was passiert ist, seit wir uns das letzte Mal gesehen haben. Am Anfang versuche ich noch, möglichst sachlich zu bleiben, ich will Daniel nicht verletzen und vor allem will ich mir keine Blöße geben, aber schon bald sprudeln die Worte nur so aus mir heraus. Eine Wirkung, die Daniel schon immer auf mich hatte. Nachdem ich geendet habe, blinzele ich ihn unsicher an. Wird er darauf herumreiten, dass er mir das ja gleich gesagt hat? Dass ich die falsche Wahl getroffen habe?
    »Das tut mir wirklich leid für dich.«
    »Oh. Ja. Danke.« Nervös drehe ich meinen Pappbecher in den Händen hin und her.
    »Was wird es denn eigentlich?« Mit einem Kopfnicken deutet er auf meinen Bauch.
    »Ein Mädchen.« Mein Herz macht einen kleinen Hüpfer. Und dann noch einen. Jedenfalls, wenn mein Herz mir durch all die Aufregung in den Bauch gerutscht ist. Erschrocken sehe ich Daniel an.
    »Was ist denn los?« Besorgt kommt er um den Tisch herum auf mich zu.
    »Sie tritt! Zum ersten Mal. Fühl mal.« Ich nehme seine Hand und lege sie auf meinen Bauch. Prompt versetzt ihm meine Tochter einen weiteren gezielten Tritt in die Handfläche.
    »Sie hat wohl Temperament, die Kleine. Wie ihre Mutter.« Andächtig sitzen wir nebeneinander. Unauffällig betrachte ich Daniel von der Seite. Er sieht wirklich gut aus. So gesund. Und außerdem riecht er lecker.
    »Hast du ein neues Parfüm?«
    »Parfüm? Also, Mia, jetzt mal ehrlich, wie lange kennst du mich? Habe ich jemals Parfüm getragen?«
    »Nein«, gebe ich zu. »Aber irgendwie riechst du anders. Vielleicht ein neues Duschgel? Shampoo?« Er schüttelt den Kopf und lässt meinen Bauch los.
    »Ich glaube, jetzt ist sie eingeschlafen.«
    »Kann sein.« Daniel beugt sich nach vorne und legt sein Ohr an meinen Bauch. »Was machst du denn da?«
    »Ich dachte, vielleicht kann ich sie schnarchen hören. Falls sie das auch von dir hat«, grinst Daniel und taucht wieder auf. »Aber ich glaube nicht.«
    »So ein Blödsinn, sie schwimmt doch in Fruchtwasser, da kann sie doch gar nicht … Moment mal, was?«, unterbreche ich mich selbst. »Wieso von mir? Ich schnarche doch gar nicht.« Daniel lacht leise und eine böse Ahnung steigt in mir hoch. »Etwa doch?« Er nickt.
    »Ziemlich laut sogar.«
    »Das kann doch nicht sein.« Ich schnarche also wirklich? »Wieso hast du mir das nie gesagt?«, frage ich vorwurfsvoll und füge zerknirscht hinzu: »Vor allem, weil ich mich beinahe jeden Morgen über deine Sägerei beschwert habe?«
    »Ach, ich wollte nicht, dass du dich schämst oder so.« Ich spüre, wie ich knallrot anlaufe.
    »Und du hast trotzdem so oft bei mir übernachtet?«
    »Es hat mich gar nicht so gestört wie dich. Ich fand es sogar ganz niedlich. Dass solche Geräusche aus so einer kleinen Stupsnase rauskommen können.« Er lacht und in seiner linken Wange erscheint ein Grübchen. »Willst du noch einen Tee?«, erkundigt er sich und ich schüttele den Kopf.
    »Nein danke. Aber vielleicht Saft, wenn sie haben?«
    »Na klar. Ich guck mal.« Er geht in Richtung des Selbstbedienungstresens davon und ich gucke ihm auf den Hintern. Kaum wird mir bewusst, was ich da tue, senke ich den Blick auf die Tischplatte vor mir. Was mache ich denn da?
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