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Liebe die bleibt

Liebe die bleibt

Titel: Liebe die bleibt
Autoren: Carmen Sanders
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verdammt gut surfen kann. Das hat nichts mit uns zu tun…“ Seine Stimme überschlägt sich beinahe, als müsse er sich rechtfertigen.
    „Dann kannst du ihr ja das Surfen beibringen, vielleicht stellt sie sich ja geschickter an als ich .“
    „Nein, sie kann noch nicht einmal schwimmen .“
    Auch wenn ich einen geringschätzigen Ton in seiner Stimme wahrnehme, bin ich außer Stande, mir meine Verbitterung nicht anmerken zu lassen.
    „Dann musst du aufpassen, dass sie nicht ertrinkt “, fahre ich altklug fort, während sich in meinem Kopf traumatische Bilder zusammenbrauen, in denen ein Mann seine junge Frau im weißen Kleid aus dem Meer zieht. Tot. Die Bilder verschwimmen plötzlich im Nichts, als Augustin endlich antwortet.
    „Ja, vielleicht .“
    „ Liebst du sie?“, frage ich unvermittelt. Meine Stimme klingt gepresst. Vielleicht weil ich mir versehentlich auf die Lippe gebissen habe.
    „Ja , vielleicht?“
    „Du wiederholst dich“, zische ich leise. „Es gibt nur ein J-a oder ein V-i-e-l-l-e-i-c-h-t oder ein …“
    „Nein“, ergänzt er meinen Satz, ohne das harte Wort zu betonen.
    Was war das denn jetzt, denke ich. Wollte er mir bloß das Wort abschneiden oder mir auf die Frage antworten, ob er sie liebt? Soll ich mich vergewissern? Nein, ich frage besser nicht. Denn wenn ich nicht frage, kann ich mir einreden, dass es die Antwort auf meine Frage war. Mit der Hoffnung zu leben, ist manchmal besser, als mit der Wahrheit am Strick zu hängen. So wie ich mit ihm Schiffbruch erlitten habe, brauche ich diese Hoffnung, um mich emotional über Wasser halten zu können.
     
    Schweigend blicken wir auf die Tanzfläche, behalten die Braut im Auge, die sich ausgelassen zur Musik dreht, lauthals den Schlager Ein Stern, der deinen Namen trägt mitsingt, und aufgrund ihres Alkoholkonsums nicht mehr richtig auf ihren kleinen Füßen stehen kann, ab und an das Gleichgewicht verliert und in die fangwilligen Arme von Tanzpartner oder Verwandtschaft fällt. Ich registriere aus den Augenwinkeln, wie Augustin geringschätzig den Kopf schüttelt.
    „Sie hat die falsche Schuhgröße“, stelle ich beiläufig fest. „Die hat höchstens Schuhgröße 36 und du hast Schuhgröße 42. Es dürfen zwischen den Füßen von Mann und Frau nur vier Größen dazwischen liegen, damit eine Beziehung funktioniert. Bei euch liegen sechs Größen dazwischen, das kann nicht gut gehen.“
    „Glaubst du immer noch an den Unsinn?“, erwidert Augustin, mehr gleichgültig als erstaunt.
    „Ja, daran glaube ich, weil es statistisch erwiesen ist. „Bei uns lagen nur vier Größen dazwischen…“
    Augustin blickt mich schweigend an. Ich warte, dass er auf meine Feststellung etwas erwidert. Stattdessen äugt er auf seine Armbanduhr.
    „Wie spät ist es denn?“, frage ich ihn und schiele auf seinen Arm.
    „Kurz nach Mitternacht“, sagt er, während seine Augen wie Suchscheinwerfer durch die tanzende Menge huschen und ratlos auf seiner Braut verweilen, die sich kreischend von ihren Brüdern zum x-ten Male hochleben lässt. Auf ihrem Brautkleid ist ein Rotweinfleck zu sehen. Wie symbolisch, denke ich, roter Fleck auf weißem Kleid…
    Ihre Hochsteckfrisur hat ihre ursprüngliche Form verloren. Sie wirkt verlottert. Ich nehme es schadenfroh zur Kenntnis.
    „Das Fest neigt sich langsam dem Ende“, stelle ich sachlich fest und straffe meine Schultern, als wollte ich mich zum Aufbruch rüsten.
    „ Ich bin froh, wenn alles vorbei ist, mir ist das alles zu viel. dieser ganze Rummel,“ erwidert Augustin genervt.
    „Es ist aber noch nicht vorbei. Du musst noch dein Versprechen einlösen“, züngle ich leise, wobei ich seinen Blick auffange und ihn blasiert anlächle: „Gewissensbisse?“
    Augustin schüttelt den Kopf.
    „Hast du einen Plan?“, will ich von ihm wissen.
    Er nickt abwesend. „Ich werde sie gleich von der Tanzfläche holen. Sie ist total betrunken, ich glaube, wir brauchen ihr noch nicht mal ein Schlafmittel zu geben.“
    „Wie weit ist es bis in deine… eure Wohnung?“
    „Unser Haus“, verbessert er mich. „Mit dem Auto fünf Minuten.“
    „Okay, aber wir geben ihr trotzdem ein Schlafmittel. Ich will auf Nummer sicher gehen. Nicht auszudenken, wenn sie uns erwischt! Ich will euer jungen Glück schließlich nicht zerstören.“
    „Das glaube ich dir aufs Wort …“
    Ich kann auf seine schnippische Bemerkung nichts mehr erwidern, da Augustin eilig in Richtung Tanzfläche strebt.
     
    Eine halbe Stunde später sitzen
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