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Liebe die bleibt

Liebe die bleibt

Titel: Liebe die bleibt
Autoren: Carmen Sanders
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verwandelte. Augustin ließ sich das Tattoo auf seinen linken Oberarm stechen, in der Größe einer Spielkarte. Ich entschied mich für eine kleinere Variante auf der Innenseite meines rechten Unterarms. Bevor der Tätowierer mit seiner Arbeit begann, bestand er darauf, dass wir noch eine Tasse Tee trinken sollten. Auf einem winzigen Tablett bekamen wir die kleinen Gläser serviert. Wir tranken den lauwarmen Tee in einem Zug aus und legten uns dann auf die Lederliegen. Ich wurde von einer Mitarbeiterin behandelt, während der Chef sich Augustin widmete. Ich machte mich auf eine schmerzhafte Prozedur gefasst und war ganz überrascht, dass sich die Schmerzen in Grenzen hielten. Nach einer Stunde des angenehmen Dahindämmerns war alles vorbei. Die Kosten der Behandlung waren weitaus größer als die Schmerzen. Ich war so glücklich und stolz auf mein Tattoo, dass ich diesen Moment unbedingt auf einem Foto festhalten wollte. Ich bat den Tätowierer, uns zu fotografieren und drückte ihm meinen Fotoapparat in die Hand. Strahlend lächelten wir in die Kamera und umarmten uns so, dass unser Körperschmuck gut zu Geltung kam. Und in dem Moment, als der Fotograf auf den Auslöser drückte, war Augustin abgelenkt, sagte etwas zu mir und seine Augen sprachen in diesem Augenblick das aus, was er sagte.
    „ Ich liebe dich“ , sagte er zu mir, ja, das hat er gesagt, ich erinnere mich noch ganz genau. Deswegen habe ich mich für dieses Foto entschieden.
     
    Bevor ich das Foto zu einem Geschenk verpackte, betrachtete ich es lange.
    Ein glückliches Foto , aus einer glücklichen Vergangenheit, für eine unglückliche Zukunft, habe ich gehadert, als ich weinend den Rahmen in meinen Händen hielt. Als ich immer wieder mit der Hand über das zersplitterte Glas streichelte, als könne ich es dadurch wieder zusammenfügen. Aber eigentlich wollte ich das gar nicht. Ich wollte es ihm so schenken, wie es ist, weil es so am deutlichsten unsere gescheiterte Liebe symbolisiert. Eine Liebe, die von Hoffnungen lebte, aber an der Realität scheiterte. Einen kurzen Brief habe ich auch beigelegt:
     
    Lieber Augustin,
    i ch möchte, dass Dir das Bild nahegeht, ich möchte, dass Du sentimental wirst, wenn Du es in deinen Händen hältst, und vor allem möchte ich, dass Du es hervorkramst, wenn Du sehr traurig bist, wenn Dir die Erinnerung die Tränen in die Augen treibt, wenn Du haderst und bereust, was Du getan hast, wenn Du eingesehen hast, dass Geld eben nicht glücklich macht, dass man Glück nicht kaufen kann und der bequeme Weg oft in der Einöde endet. Und ich möchte, dass Du dann weinst, so wie ich es unzählige Nächte getan habe. Ich möchte, dass Deine Initialen dann anfangen zu brennen, sich entzünden, so dass Du auch den körperlichen Schmerz spürst. Aber ich möchte nicht, dass Du daran zerbrichst, genau sowenig, wie ich keinesfalls möchte, dass UNSER Bild in die Hände Deiner „Frau“ fällt, deswegen habe ich mein Geschenk an Dich adressiert. Du weißt, ich bin nicht böse, obwohl ich allen Grund dazu hätte.
    L eila
     
    Ich werde durch Augustins Lachen aus meinen Gedanken gerissen. Sein Schwiegervater hat neben uns Platz genommen. Kameradschaftlich klopft er Augustin auf die Schulter und erzählt einen Witz nach dem anderen. Ich weiß, dass Augustin keine Witze mag, aber er lacht, weil er lachen muss, um nicht als Spaßbremse unangenehm aufzufallen. Ein kluger Schachzug, denn Herr Holmeier besitzt eine erfolgreiche Event-Agentur, bei der Augustin jetzt als Juniorchef einsteigen wird. Ein beruflicher Traum. Endlich kann er seine Ideen verwirklichen, ohne ein Risiko einzugehen. Jetzt hat er es nicht mehr nötig, auf meine Kosten zu leben, mich um Geld zu bitten und ein schlechtes Gewissen zu haben. Er hat sich den bequemsten Weg gesucht, sich in ein gemachtes Nest gesetzt, so wie es seinem Naturell entspricht. Soll bloß einer sagen, dass es nur die Frauen sind, die sich reiche Männer suchen, um ein Leben in Luxus und Sorglosigkeit zu führen. Die Männer haben sich emanzipiert. Sie haben gelernt, ihre Haut zu Markte zu tragen und meistbietend zu verhökern. Ich habe so ein Exemplar erwischt: einen Filou, der sich teuer verkauft hat. Er kann seinen Traum nun leben.– Ich hingegen muss meinen Traum begraben. Zugegeben, es war ein naiver Traum zu glauben, ihn für immer an mich binden zu können, wo er doch die Freiheit liebte und stets mit dem Reichtum liebäugelte. Ich wusste das alles, aber ich habe es mir schöngeredet,
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