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Blutprinz (German Edition)

Blutprinz (German Edition)

Titel: Blutprinz (German Edition)
Autoren: J.K. Brandon , Liz Brandon
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Prolog
     
    W ar es die Rache, die ihm den inneren Frieden bringen sollte? Würde sie das Feuer, das seit Jahren in ihm brannte, ihn zerfraß und zerstörte, endgültig löschen?
    Er lehnte im Drehstuhl, genoss die Stille seines Arbeitszimmers und betrachtete die polierte Oberfläche des Schreibtisches, auf dem sich die tanzenden Flammen unzähliger Kerzen spiegelten. Der penibel aufgeräumte Schreibtisch war ein Relikt aus dem viktorianischen Zeitalter, das seinem Vater gehörte. Einem englischen Offizier, den er selbst nie kennen gelernt hatte. Nun fühlte er sich selbst wie ein General, der seine Truppen für die nahende Schlacht in Position brachte.
    Ein Klopfen an der Tür riss ihn aus den Gedanken. Seinen aufkeimenden Unmut über die unerwartete Störung verdrängend, bat er die Person herein.
    Die Tür aus schwarzem Holz schwang auf und die schmiedeeisernen Scharniere gaben ein klägliches Quietschen von sich. Eine hoch gewachsene Gestalt entstieg der Dunkelheit des Korridors. Der dunkle Umhang des Besuchers schien alles Licht im Zimmer aufzusaugen und verbarg das Gesicht zur Gänze.
    Lautlos, als schwebe sie über den Boden, näherte sich die Gestalt dem Schreibtisch. Mit ihr krochen ein kalter Wind und der Gestank von modrigen Kellerräumen in das Zimmer.
    „Habt Ihr meinen Auftrag ausgeführt?“, fragte er die Gestalt.
    „Wie es mir von Euch aufgetragen wurde.“ Die Stimme klang nach einem gequälten Keuchen. „Ich habe dafür gesorgt, dass er unter permanenter Beobachtung steht.“
    „Gibt es Beweise?“, fragte er ungeduldig. „Irgendetwas, das unserer Sache dienlich sein könnte?“
    „Noch nicht. Aber wenn er einen Fehler begeht, werde ich Euch davon unterrichten.“
    „Dann erwarte ich Eure Nachricht. Und nun lasst mich allein, ich muss nachdenken.“ Flüchtig winkte er in Richtung Tür. Dabei senkte er den Blick, um seinem Besucher zu zeigen, dass die Unterhaltung beendet war.
    „Wie Ihr wünscht.“ Die Gestalt verneigte sich und verließ das Arbeitszimmer.
    Die Kerzen verdrängten die Kälte und der Duft von parfümiertem Parafin den modrigen Gestank. Zufrieden öffnete er die Schreibtischschublade und tastete nach dem vergoldeten Flachmann. Er schraubte die Kappe ab und nahm einen großen Schluck. Der metallische Geschmack breitete sich angenehm auf seiner Zunge aus. Er genoss wie die Flüssigkeit seine Kehle hinunter lief und seinen Körper zu neuem Leben erweckte. Sein Blick fiel auf das Gemälde seines Kontrahenten, das seit Jahren dem Schreibtisch gegenüber hing. Wie eine Geißel weckte es den Schmerz und die Erinnerung an die Taten dieses Mannes. Nun würde man sehen, wer der Klügere war. Er würde ihn und sein Lebenswerk zerstören.

1.
     
Wien, 20. April 2007
     
    D ie Fahrt im Taxi war für Natalie Adam wie ein Flug durch die Nacht. Die Häuser und Lichter sahen aus wie eine Flut aus Tausenden von Glühwürmchen und formten ein wirres Gebilde aus orangefarbenen Linien.
    Während der Fahrer des Taxis den in die Jahre gekommenen Mercedes wie ein Irrer durch die Straßen Wiens lenkte, dachte sie an die bevorstehende Eröffnungsfeier. Es war der Abend, auf den sie lange hingearbeitet hatten. Die große Präsentation der ersten, eigenständigen Innenarchitekturarbeit und das Ergebnis des Auftrages, den sie bei einer internationalen Ausschreibung gewonnen hatten.
    Natalie suchte den Blick ihrer Freundin und Geschäftspartnerin, die neben ihr auf der Rückbank saß. Kaugummi kauend erwiderte Tina mit einem breiten Lächeln in ihrem solargebräunten Gesicht Natalies Blick.
    „Nervös?“
    „Ein bisschen.“ Natalie rieb ihre feuchten Handflächen über den glatten Hosenstoff. „Wir sind etwas spät dran.“
    Was eine Untertreibung war. Die Feier hatte offiziell bereits vor mehr als einer halben Stunde begonnen, doch gerade heute hatte sich Tinas Wagen dazu entschlossen, in den Ruhestand zu treten.
    Tina neigte sich zur Seite und schaute in den Rückspiegel. Sie zupfte ihre kurzen, weißblond gefärbten Haare zurecht.
    „Ach, mach dir keine Sorgen, mein Schatz. Wir gehen einfach da rein, schütteln ein paar Hände und das war’s dann auch schon.“ Dabei stützte sie ihre Worte mit übertriebener Gebärdensprache und blinzelte wie ein unschuldiges Mädchen. „Danach such ich mir einen netten Knackpo in Seide verpackt.“ Tina runzelte die Stirn und schaute Natalie mit beunruhigtem Blick an. „Ich hoffe, da sind nicht nur Rentner.“
    „Als wenn dir das nicht egal wäre.“
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