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Liebe die bleibt

Liebe die bleibt

Titel: Liebe die bleibt
Autoren: Carmen Sanders
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Kamera lächeln. Ein Urlaubsfoto, das auf Hawaii geknipst worden ist. Unser erster und letzter gemeinsamer Urlaub. Die Reise hatten mir meine Eltern zu Weihnachten geschenkt. Dieser Urlaub war die schönste Zeit, die ich in meinem Leben je erlebt hatte. Auf Maui , in der Nähe von Kanaha , bewohnten wir einen kleinen, aber komfortablen Bungalow. Schneeweißer Strand, Kokospalmen, wenige Menschen – das sorgte für ein Robinson-Crusoe-Gefühl. Hier, auf dieser kleinen Insel wurden alle möglichen Wassersportarten angeboten. Das Tauchen war das einzige mit dem ich mich anfreunden konnte. Augustin hingegen war ein leidenschaftlicher Surfer. Er versuchte mich dafür zu begeistern. Leider vergeblich. Das Brett und ich passten zusammen wie zwei linke Schuhe. Ich zog es vor, ihn vom Strand aus beim Wellenreiten zu bestaunen. Ehrfürchtig, ängstlich und von Stolz durchtränkt, verfolgte ich seine waghalsigen Aktionen. Ich besitze viele spektakuläre Fotos, die ihn zeigen, wie er die meterhohen Wellen herunterprescht. Das schönste habe ich mir als XXXL-Bild vergrößern lassen, auf gebürstetes Aluminium gedruckt. Es hängt bei mir zu Hause, natürlich im Schlafzimmer, gleich gegenüber von meinem Bett. Es zeigt Augustin, wie er mit freiem Oberkörper und wehenden Haaren auf seinem Board steht und sich im Hintergrund eine riesige Welle auftürmt, ein genialer Schnappschuss. Ein Traumfoto mit einem Traummann in einem Traumland.
    Z wei Wochen lang lebten wir einen geschenkten Traum, von dem ich glaubte, dass er nie enden würde.
     
    An jenem Tag, als das Foto entstand, das nun als Hochzeitsgeschenk auf dem Gabentisch liegt, saßen wir in einer romantischen Strand-Bar, tranken Cocktails und blickten aufs Meer hinaus. Augustin trug ein weißes, enges Sweatshirt, das seinen durchtrainierten Oberkörper modellierte, seine schulterlangen Haare bewegten sich im Wind, ganz ausgeblichen von der Sonne. Ich liebte es, meine Finger durch seine gewellten Strähnen gleiten zu lassen. Sie fühlten sich so weich und schwer an und dufteten nach Wind und Sonne.
    „ Was braucht ein Mann so schönes Haar? Das ich die reine Verschwendung“, scherzte ich neidvoll. „Wenn du mich mal verlassen solltest, dann schneide ich sie dir ab“, drohte ich ihm lachend, weil das ein Gedanke war, über den ich mir nicht ernsthaft Gedanken machte, es war ein verschwendeter Gedanke, einer, der einen auf den Lippen balanciert, wenn man zu viel getrunken hat. Und an diesem Abend hatten wir schon einiges verputzt. Wir beschlossen noch spazieren zu gehen, anschließend einen Abstecher zum Strand zu unternehmen, den Sonnenuntergang anzusehen, vielleicht nackt im Meer baden zu gehen. Mit diesem erotischen Hintergedanken im Kopf schlenderten wir turtelnd durch eine Einkaufspassage, betrachteten uns die feilgebotene Ware. Ohne es auszusprechen, suchten wir nach etwas Bestimmtem, etwas Magischem, etwas für die Ewigkeit, eine Art Relikt, das uns unser Glücksgefühl für immer in unsere Seelen einbrennen könnte. Aber wir wurden nicht fündig. Stattdessen kaufte ich mir ein weißes Sommerkleid und Augustin liebäugelte mit einer kunstvoll verzierten Wasserpfeife. Er konnte sich nicht entscheiden, der Preis war zu hoch, der Gebrauchswert zu gering. Also zog ich ihn weiter. Plötzlich hielt er mich zurück.
    „Schau mal! Wäre das nicht was?“
    Ich verstand nicht. Starrte ratlos in die Fensterscheibe eines Tattoo-Studios. Auf der Liege lag ein junger Mann, der gerade behandelt wurde und mir nicht gerade einen entspannten Eindruck machte.
    „Das ist nicht dein Ernst?“
    „Das ist was für die Ewigkeit!“, antwortete er und gleich darauf bekam Augustin meine leuchtenden Augen zu sehen.
    Das Wort Ewigkeit klang so verlockend, die damit verbundenen Schmerzen geradezu angemessen.
    „Aber das tut bestimmt weh“, warf ich ein, aber ganz zaghaft.
    „Ohne Schmerzen keine Liebe , ohne Liebe keine Schmerzen!“
    Auch das leuchtete mir ein. Ewigkeit, Liebe, Schmerz, eine Gleichung, die einen Sinn ergibt.
    Der Tätowierer war sehr freundlich, lud uns zu einer Tasse starkem Tee ein und hörte sich freundlich unsere Wünsche an. Ein Tattoo, bestehend aus den zwei ineinander verschlungenen Anfangsbuchstaben unserer Vornamen hielt er für eine gute Idee. Geschickt skizzierte er ein paar Vorschläge auf ein Blatt Papier. Einstimmig entschieden wir uns für die verschnörkelte Variante. Ein mittelalterlicher Schriftzug, der unsere Buchstaben in ein kunstvolles Geflecht
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