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Liebe die bleibt

Liebe die bleibt

Titel: Liebe die bleibt
Autoren: Carmen Sanders
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Glauben an die große Liebe genommen hat, den Glauben, jemals wieder einem Mann zu vertrauen und damit mein Selbstwertgefühl in den Untiefen der Schwermut versenkt hat?
    „Entschuldige bitte“, sagt er, ganz so als hätten meine Gedanken in Laufschrift auf meiner Stirn geblinkt.
    Wortlos nimmt er den Ring und geht zurück zum Altar. Einige Gäste kichern amüsiert.
    Die lachen nicht über dich , das ist kein schadenfrohes Lachen, kein Auslachen, denke ich. Warum auch? Die haben doch keine Ahnung von allem, die lachen über das kleine Missgeschick.
    Also stimme ich in das Lachen mit ein, obwohl mir zum Heulen ist. Die Stimme des Pastors reißt mich aus meinen Wirrungen.
    „Sie dürfen die Braut jetzt küssen!“, fordert er das frisch vermählte Paar auf.
    Der Bräutigam beugt sich zur Braut herab , um sich von ihr küssen zu lassen. Ich betrachte konzentriert meine Schuhe. Lausche dem Stimmengemurmel der Gäste. Die alte Dame neben mir sagt etwas, was sich anhört wie: „Keine schöne Braut …“ Dabei kramt sie in ihrer Handtasche.
    Verwundert blicke ich sie an, hoffe , dass sie das Gesagte noch mal wiederholt, mich in ein Gespräch verwickelt.
    Sicher habe ich mich verhört, denke ich. Sicher hat sie gesagt: „ Ein schönes Paar“. Das „K“ hat mein Wunschdenken dazugedichtet. Und sicher sucht sie nach einem Taschentuch, um sich die Tränen der Rührung wegzutupfen.
    Mein Blick löst sich von meinen Schuhen, weil der alten Dame etwas zu Boden gefallen ist. Ich bücke mich schon wieder, diesmal nach einer kleinen Sprayflasche.
    „Ist es das , was Sie gesucht haben?“, frage ich höflich und reiche es dem alten Weiblein, das plötzlich von einem Hustenanfall überwältigt wird.
    „Schscht!“, werden wir von einigen Gästen zur Ruhe ermahnt. Aber die alte Dame schert sich nicht darum. Mit einem lauten Zischen verabreicht sie sich das As thma-Spray. Mehrmals hintereinander. Ein mentholhaltiger Geruch breitet sich aus. Ich inhaliere tief, vielleicht macht mich das Zeug ein bisschen high.
    „Man wird sich doch wohl noch das Leben retten lassen dürfen“, krächzt sie beleidigt den Leuten zu, als sie wieder durchatmen kann.
    Ich betrachte wieder meine Fußspitzen, diesmal kichernd.
    „Bravo!“, schreit jemand. Ein Zeichen, dass die Liebkosungen des Brautpaars nun vorbei sind. Endlich!
    „ Schöne Braut…“, sage ich, der alten Dame zugewandt, nur um ihr eine Bemerkung zu entlocken. Vielleicht habe ich mich ja doch nicht verhört?
    „Finden Sie? “, bekomme ich mit einem Schulterzucken erwidert.
    Ich kann mir ein komplizenhaftes Lächeln nicht verkneifen.
    Nein, finde ich nicht , denke ich, während ich mir die Braut etwas näher betrachte, misstrauisch, wie jemand, der sein geliebtes Haustier in schlechte Hände abgeben musste.
    „ Gans, du hast den Fuchs gestohlen, gib’ ihn wieder her… sonst wird dich die Leila holen… mit dem Schießgewehr…“ murmle ich nur einen Hauch zu laut vor mich hin.
    „ Was haben Sie da gesagt? Wen wollen sie erschießen?“, fragt mich die alte Dame.
    Gleich mehrere Augenpaare betrachten mich interessiert.
    „Das haben Sie falsch verstanden“, erwidere ich peinlich berührt.
    „Nein, ich habe schon richtig verstanden. Ich habe mein Hörgerät nämlich jetzt eingeschaltet. Sie wollen die Braut erschießen…“, lässt sie nicht locker und blickt mich mit aufgeweckten Augen an.
    „Nein, die Gans… ich habe gesagt… die Gans“, versuche ich mich stammelnd herauszuwinden.
    „Sag ’ ich doch!“, entgegnet sie schmunzelnd.
    Ich schweige betroffen , in der Hoffnung, mich so aus der Affäre zu ziehen. Vergeblich. Die agile Dame tippt mich mit ihrem Gehstock an und macht Anstalten, mir etwas ins Ohr zu flüstern. Ich folge ihrem knochigen Zeigfinger und beuge mich zu ihr herab, kann den Veilchenduft schnuppern, den ihre weißen Haarlöckchen absondern, aber ich kann auch ihre resolute Art wittern, die sich hinter dieser gebrechlich erscheinenden Frau verbirgt. Sie wirkt wie eine kleine Hexe, bei der man nicht genau weiß, ob sie sich der weißen oder schwarzen Magie verbunden fühlt.
    „ Wenn die Braut ein Blümlein wäre, dann wäre sie ein Baum…“, krächzt sie rätselhaft. „Der Fuchs ist übrigens mein Enkel. Mit welcher Waffe wollen Sie denn die Gans erschießen, wenn ich fragen darf?“
    Ich lache lauthals los und ziehe das ungläubige Interesse einiger Gäste au f mich.
    „Das werden Sie gleich sehen“, sage ich erheitert, während ich
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