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Liebe 2000 - erotic science fiction

Liebe 2000 - erotic science fiction

Titel: Liebe 2000 - erotic science fiction
Autoren: Thomas Landfinder
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Wie im Karneval tobt sich die ansonsten unterdrückte Traumwelt in mannigfacher Verkleidung aus.
    Robert Silverbergs fleißiger Hochzeitsreisender ist der altvertraute Don Juan/Casanova, der bindungslos von einer Geliebten zur nächsten flattert, stets auf der Suche nach neuen, noch raffinierteren Genüssen (die er in einem galaxienweiten Betätigungsfeld natürlich leicht findet). Wahrnehmungsverstärker (Ballard), Hormonsteuerung (Vonnegut), Computer (Nourse), psychedelische Droge (Pohl), Zeitmaschine (Landfinder), Regression in früheste Kindheitszustände durch Raumflug (Farmer, Smith) usw.: Stets dient das futuristische Arsenal letzten Endes nur dazu, menschliche Unzulänglichkeiten zu kaschieren.
    Wenn man sich all dies in Ruhe durch den Kopf gehen läßt, fragt man sich: Welchen Sinn hat Erotic Science Fiction eigentlich?
    Dazu muß man zunächst einmal feststellen, daß diese Stories, die sich mit der Liebe der Zukunft, also auch mit der Zukunft der Liebe beschäftigen, sehr dünn gesät sind. Bei aller Merkwürdigkeit und Verfremdung, die sie oft zutage fördern, nehmen sie sich dennoch inmitten der metallisch kastrierten Einöde des Großteils der utopischen Literatur wie Oasen der Lebendigkeit aus. Sie geben gewissermaßen Einblick in das Seelenleben des »Homo futurus«, der sich in die tödliche Wüste des Mondes vorwagt, der seinen Alltag zunehmend der elektronischen Kalkulation immer größerer und immer schnellerer Elektronendenker anvertraut, der darangeht, seine eigenen Erbanlagen zu verändern, der durch die selbst herbeigeführte Verschmutzung seiner Umwelt zu ersticken droht, der durch die Bevölkerungsexplosion seinen Lebensraum zunehmend einengt, der durch atomare, chemische und bakteriologische Wettrüstung systematisch sein eigenes Grab schaufelt, kurz: der sich von sich selbst und vor allem von seinen Mitmenschen immer weiter entfernt, der also zunehmend verlernt, was »Lieben« eigentlich bedeutet.
    Die in dieser Anthologie versammelten Liebesgeschichten können als erste tastende Versuche einer neuen Selbstinterpretation verstanden werden, die nun die technischen Entwicklungen (samt den von ihnen eröffneten Möglichkeiten wie Einschränkungen) nicht mehr ausklammern – wie die traditionelle Literatur –, sondern sie einbeziehen und vor allem zu bewältigen suchen. Daß der Mensch dabei zunächst einmal leidet, daß er verzerrt wird zu außerirdischen Geschöpfen, zu Homunkuli, zu Perversen, sollte man akzeptieren.
    Besters Novelle vom »Leben, das auch nicht mehr ist, was es einmal war« deutet an, daß nach der Großen Katastrophe (die ja auch eine symbolische Reinigung ist), der neue Adam und seine neue Eva durchaus wieder von vorn anfangen können. Vielleicht klappt es bei diesem neuen Versuch …
    Wie die Träume von jugendlichen die sexuellen Sehnsüchte, Aggressionen und Ängste der Pubertät heute vielfach in Form von Atomkriegs-Visionen ausdrücken (2), so kann man diese utopischen Visionen der zukünftigen Liebe als Versuch verstehen, kollektive unbewußte Sehnsüchte und Ängste auszudrücken. Da die Zeitungen heutzutage voll sind von neuen Symbolen (Raumschiff, Marsmensch, fliegenden Untertassen, Roboter), muß man zur Darstellung dieser Sehnsüchte und Ängste wohl diese neuen Symbole verwenden. Vielleicht sagen deshalb die Geschichten der »Liebe 2002« weit mehr über den wahren seelischen Zustand der heutigen Menschen aus als die erotischen Eskapaden, die man allenthalben in den Massenmedien vorgesetzt bekommt.
    Es ist nicht unbedingt ein Mangel, daß psychologischer Feinsinn dabei gelegentlich zu kurz kommt. Carl Gustav Jung sagt (3): »Die spannende Tatsachenschilderung, die auf psychologische Absichten anscheinend ganz verzichtet, ist … von größtem Interesse, denn die ganze Erzählung baut sich auf vor einem unausgesprochenen psychischen Hintergrund, der für den kritischen Blick um so reiner und ungemischter hervortritt, je mehr der Autor sich seiner Voraussetzung unbewußt ist. Im psychologischen Roman dagegen macht der Autor selber den Versuch, den seelischen Urstoff seines Kunstwerkes aus dem bloßen Geschehen in die Sphäre der psychologischen Erörterung und Durchleuchtung emporzuheben, wodurch der seelische Hintergrund oft bis zur Undurchsichtigkeit verdunkelt wird.«
    Wer von einem Nachwort über die »Liebe der Zukunft« und die »Zukunft der Liebe« profunde neue Einsichten erwartet hat, wird nun vermutlich etwas enttäuscht sein. Die Wissenschaftler
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