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Lichtjäger - Die Wintersonnenwende-Saga

Lichtjäger - Die Wintersonnenwende-Saga

Titel: Lichtjäger - Die Wintersonnenwende-Saga
Autoren: Susan Cooper
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schöne Damen und erschlug falsche Ritter. Er hatte sich immer danach gesehnt, König Arthurs Westland zu sehen, und er hatte jetzt das seltsame Gefühl, irgendwie nach Hause zu kommen. Er sagte eigensinnig: »Warte nur, Großonkel Merry weiß es.«
    Und dann, nach einer Weile, die ihm sehr lang vorkam, öffneten sich die Berge und gaben den Blick auf die lange blaue Linie der See frei, und das Dorf lag vor ihnen.
    Trewissick schien unter seinen grauen Schieferdächern, die sich entlang den gewundenen Straßen hügelabwärts zogen, zu schlafen. Schweigen lag hinter den Fenstern der kleinen viereckigen Häuser und der Lärm des Wagens wurde von den weiß gekalkten Mauern zurückgeworfen. Dann ließ Großonkel Merry das Lenkrad herumschwingen, und plötzlich fuhren sie am Rand des Hafens entlang, dessen Wasser sich in der goldenen Nachmittagssonne kräuselte und schimmerte. Kleine Segelboote tanzten entlang der Kaimauer an ihren Leinen, auch eine ganze Reihe von komischen Fischerbooten, wie sie sie nur auf den Bildern ihrer Mutter gesehen hatten. Die hatte sie vor vielen Jahren gemalt: gedrungene, für schwere Arbeit gebaute Boote, jedes mit einem kurzen, kräftigen Mast und einem kleinen Maschinenhaus im Heck.
    Netze hingen über der Hafenmauer, und ein paar Fischer, kräftige Männer in Stiefeln, die bis zu den Oberschenkeln reichten, blickten kurz auf, als das Auto vorüberfuhr. Zwei oder drei grinsten Großonkel Merry an und winkten.
    »Kennen sie dich?«, fragte Simon neugierig.
    Aber Großonkel Merry, der sich sehr gut taub stellen konnte, wenn er eine Frage nicht beantworten wollte, brauste weiter die Straße entlang, die sich wieder einen Abhang hinaufwand, hoch über die andere Seite des Hafens hinauf, wo er plötzlich anhielt. »Da sind wir«, sagte er.
    In der plötzlichen Stille wandten sich alle, noch halb betäubt vom Lärm des Motors, von der See ab und der anderen Straßenseite zu.
    Sie sahen eine Reihe von Häusern, die sich im Bogen einen steilen Hang hinaufzog. In der Mitte der Reihe erhob sich wie ein Turm ein hohes, schmales Haus mit drei Fensterreihen und einem Giebeldach. Ein düsteres Haus mit dunkelgrauen Wänden und einer Tür und Fenstern, die leuchtend weiß gestrichen waren. Das Dach war mit Schiefer gedeckt, es bildete einen blaugrauen Spitzbogen, der über den Hafen hinüber auf die See hinausschaute.
    »Das
Graue Haus«,
sagte Großonkel Merry.
    Ein fremder Geruch lag in der sanften Brise, die ihnen vom Hügel herunter ins Gesicht blies, ein lockender Geruch nach Salz und Tang und Abenteuer.
    Während sie die Koffer aus dem Auto luden und Rufus ihnen in aufgeregter Freude zwischen den Beinen herumlief, packte Simon Jane plötzlich beim Arm: »Da — schau mal!«
    Sein Blick ging auf die See hinaus, auf einen Punkt jenseits der Hafeneinfahrt. Jane sah das spitze, anmutige Dreieck einer Yacht unter vollen Segeln, die sich gemächlich auf Trewissick zubewegte.
    »Hübsch«, sagte sie. Sie war nur mäßig begeistert. Sie teilte Simons Leidenschaft für Boote nicht.
    »Sie ist wunderschön. Wem sie wohl gehören mag?« Simon stand wie verzaubert da. Die Yacht kam langsam näher, ihre Segel begannen zu flattern, dann legte sich das weiße Hauptsegel zusammen und fiel nach unten. Das Rasseln des Takelwerks klang ganz schwach über das Wasser herüber, dann das stumpfe Husten eines Motors.
    »Mutter sagt, wir dürfen hinuntergehen und uns vor dem Abendessen den Hafen ansehen«, sagte Barney, der hinter ihnen stand. »Kommt ihr?«
    »Natürlich. Kommt Großonkel Merry mit?«
    »Er bringt das Auto weg.«
    Sie machten sich auf den Weg die Straße hinunter, die zum Kai führte und die auf der seewärtigen Seite durch eine niedrige Mauer geschützt war, zwischen deren Steinen Grasbüschel und rosa Baldrian wuchsen. Nach ein paar Schritten merkte Jane, dass sie ihr Taschentuch vergessen hatte, und lief zurück, um es aus dem Auto zu holen. Als sie auf dem Boden vor dem Hintersitz herumsuchte, richtete sie sich einmal auf, und ihr Blick fiel zufällig durch die Windschutzscheibe. Sie war überrascht.
    Großonkel Merry, der vom Haus her auf das Auto zugekommen war, war mitten auf der Straße stehen geblieben. Er starrte auf die See hinaus, offensichtlich hatte er die Yacht erblickt. Was sie so erschreckte, war der Ausdruck auf seinem Gesicht. Er stand da wie eine hohe, zerklüftete Statue, die Stirn war gerunzelt, sein Gesicht entschlossen und gespannt, fast als sähe und hörte er mit anderen Sinnen
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