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Lichtjäger - Die Wintersonnenwende-Saga

Lichtjäger - Die Wintersonnenwende-Saga

Titel: Lichtjäger - Die Wintersonnenwende-Saga
Autoren: Susan Cooper
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hintrittst?«, fauchte er. Die Wut ließ den komischen Akzent hässlich klingen. »Geh mir aus dem Weg.«
    Er riss das Fahrrad hoch, ohne sich um Jane zu kümmern. Das Pedal traf ihr Fußgelenk und sie wimmerte vor Schmerz.
    »Es war nicht meine Schuld«, sagte sie ziemlich energisch, »du kamst angeflitzt, ohne nach rechts und links zu gucken.«
    Barney trat schweigend zu ihr und half ihr auf die Beine. Der Junge fing an, mit mürrischer Miene die verstreuten Konservendosen wieder einzusammeln und sie in den Karton zurückzustopfen. Jane wollte ihm helfen und hob auch eine auf. Als sie sie in den Karton tun wollte, stieß der Junge ihre Hand weg, sodass die Dose über den Kai davonrollte.
    »Lass die Finger davon«, knurrte er.
    »Hör mal«, sagte Simon aufgebracht, »das war wirklich nicht nötig.«
    »Halt den Mund«, sagte der Junge barsch, ohne auch nur aufzublicken.
    »Halt du deinen«, gab Simon angriffslustig zur Antwort.
    »Oh Simon, lass doch.« Jane war ganz unglücklich. »Wenn er ein Biest sein will, dann lass ihn doch.« Ihr Bein tat ihr schrecklich weh, Blut sickerte aus der Schürfung an ihrem Knie. Simon schaute in ihr Gesicht, hörte den gequälten Ton in ihrer Stimme. Er biss sich auf die Lippen.
    Der Junge schob das Rad an und lehnte es gegen den Kistenstapel. Er schaute dabei Barney so böse an, dass dieser aus dem Weg sprang. Dann brach die Wut wieder aus ihm heraus: »— euch alle, wie ihr da seid«, schnauzte er.
    Sie hatten das Wort, das er gebrauchte, noch nie gehört, aber der Ton war unmissverständlich, und Simon wurde ganz heiß vor Zorn; mit geballten Fäusten wollte er losstürzen. Aber Jane hielt ihn zurück, und der Junge trat schnell an den Rand der Kaimauer und kletterte, das Gesicht ihnen zugewandt, über den Mauerrand. Die Kiste mit Lebensmitteln hielt er im Arm. Sie hörten ein dumpfes Aufplumpsen und Klappern, und als sie über den Rand schauten, sahen sie, dass er in ein Ruderboot gesprungen war. Er löste das Tau, mit dem es an einem Eisenring in der Mauer befestigt war, und begann, sich zwischen den anderen Booten hindurch in den offenen Hafen hinauszuschieben. Er benutzte dabei ein einzelnes Ruder, das über das Heck ins Wasser tauchte. Mit hastigen und wütenden Bewegungen schrammte er dabei hart gegen die Seite eines der großen Fischerboote, ohne sich darum zu kümmern. Bald war er im freien Wasser. Er ruderte schnell mit seinem einen Ruder und warf dabei ab und zu verächtliche und höhnische Blicke nach rückwärts.
    Während sie ihm nachschauten, hörten sie hallende Tritte auf hohlem Holz, sie kamen aus dem Innern des gerammten Fischerbootes. Eine kleine, verhutzelte Gestalt tauchte plötzlich aus einer Luke im Deck auf, fuchtelte wütend mit den Armen und schrie mit erstaunlich tiefer Stimme über das Wasser hinweg dem Jungen etwas zu.
    Der Junge drehte dem Mann absichtlich den Rücken zu, während er weiterruderte. Dann verschwand das Boot vor der Hafeneinfahrt um die Mole herum.
    Der kleine Mann schüttelte die erhobene Faust, wandte sich dann dem Kai zu, sprang geschickt von einem Bootsdeck aufs andere, bis er die Leiter an der Hafenmauer erreicht hatte, kletterte hinauf und tauchte vor den Füßen der Kinder auf. Er trug den unvermeidlichen marineblauen Sweater und die blaue Hose, die hohen Stiefel reichten bis auf die Oberschenkel hinauf.
    »Dieser Tölpel, dieser Bill 'Oover«, sagte er wütend. »Wenn ich den kriege, der kann was erleben.«
    Dann schien er zu merken, dass die Kinder nicht nur ein Teil des Kais waren.
    »Ich dachte schon, ich hätte Stimmen gehört«, sagte er ein wenig freundlicher. »Habt ihr Schwierigkeiten mit dem gehabt?« Er wies mit einem Ruck des Kopfes auf die See hinaus.
    »Er hat meine Schwester mit dem Fahrrad angefahren«, sagte Simon entrüstet. »Eigentlich war es meine Schuld, dass Jane mit ihm zusammenstieß, aber er war schrecklich grob und hat Janes Hand weggestoßen, und dann — dann war er weg, bevor ich ihn verprügeln konnte«, fügte er lahm hinzu. Der alte Fischer lächelte ihnen zu. »Ah, kümmert euch nicht um den. Er ist ein übler Kerl, dieser Junge, übellaunig wie kaum einer und bösartig. Geht ihm lieber aus dem Weg.«
    »Das werden wir«, sagte Jane mit Nachdruck und rieb sich vorsichtig das Bein.
    Der Fischer schnalzte mit der Zunge. »Das ist eine hässliche Schramme da an deinem Bein, mein Kind. Geh und lass sie dir auswaschen. Ihr seid wohl hier in Ferien?«
    »Wir wohnen im
Grauen Haus«,
entgegnete
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