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Lichtjäger - Die Wintersonnenwende-Saga

Lichtjäger - Die Wintersonnenwende-Saga

Titel: Lichtjäger - Die Wintersonnenwende-Saga
Autoren: Susan Cooper
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Simon. »Da oben auf dem Berg.« Der Fischer warf ihm einen schnellen Blick zu, ein kurzes Interesse blitzte in seinem stillen braunen, mit Runzeln bedeckten Gesicht auf. »So, so. Seid ihr vielleicht — «, dann brach er seltsamerweise ab, als hätte er es sich anders überlegt. Simon wartete verwirrt darauf, dass er fortfahren würde. Aber Barney, der nicht zugehört, sondern über den Rand der Kaimauer nach unten gespäht hatte, drehte sich jetzt um.
    »Ist das da Ihr Boot?«
    Der Fischer sah ihn halb überrascht und halb amüsiert an, so wie er ein Hündchen angesehen hätte, das ihn plötzlich anbellte. »Stimmt, mein Kleiner. Von dort bin ich eben raufgekommen.«
    »Haben die anderen Fischer nichts dagegen, wenn Sie über ihre Boote laufen?«
    Der alte Mann lachte, es war ein lustiges, krächzendes Geräusch. »Es gibt gar keinen anderen Weg, wie ich an Land kommen könnte. Niemand hat was dagegen, wenn man über sein Boot läuft, solange man es nicht schmutzig macht.«
    »Fahren Sie zum Fischen raus?«
    »Vorläufig nicht, Jungchen«, sagte der Fischer freundlich. Er zog einen schmutzigen Lappen aus der Tasche und fing an, die Ölflecken von seinen Händen zu reiben. »Wir fahren bei Sonnenuntergang raus und kommen in der Morgendämmerung zurück.«
    Barney strahlte: »Ich werde ganz früh aufstehen und zusehen, wie Sie zurückkommen.«
    »Ich werd's glauben, wenn ich dich seh«, sagte der Fischer und blinzelte ihm zu. »Jetzt lauft aber und bringt eure kleine Schwester nach Haus und wascht ihr das Bein. Wer weiß, was für Dreck oder was für Fischschuppen in die Wunde gekommen sind.« Er stampfte mit seinem von Fischschuppen glitzernden Stiefel auf das Steinpflaster.
    »Ja, komm jetzt, Jane«, sagte Simon. Er warf noch einen Blick auf die stille Reihe der Boote, dann hob er die Hand über die Augen und blinzelte in die Sonne. »Na, so was — dieser Lümmel mit dem Fahrrad geht an Bord der Yacht.«
    Jane und Barney schauten.
    Draußen, jenseits der Mole, tanzte etwas Dunkles vor dem langen weißen Rumpf der stillen Yacht auf und ab. Sie konnten undeutlich erkennen, dass der Junge an der Schiffsseite hochkletterte und zwei Gestalten ihm an Deck entgegenkamen. Dann verschwanden alle drei und das Schiff lag wieder verlassen da.
    »Ah«, sagte der Fischer, »so ist das also. Der junge Bill hat gestern Lebensmittel und Benzin gekauft, als wollte er die Marine versorgen, aber keiner konnte aus ihm herauskriegen, für wen das alles war. Ein properes Boot, das muss man sagen — machen wohl eine Kreuzfahrt. Ich versteh nicht, warum er so ein Geheimnis daraus machte.«
    Er ging am Hafen entlang davon; eine kleine Gestalt mit wiegendem Gang, die überhängenden Stulpen seiner Stiefel klatschten bei jedem Schritt gegen seine Beine. Barney trottete neben ihm her und redete auf ihn ein. An der Ecke stieß er wieder zu den andern, während der alte Mann ihnen noch einmal zuwinkte und sich dann dem Dorf zuwandte.
    »Er heißt Mr Penhallow und sein Boot heißt
White Heather.
Er sagt, sie haben gestern Nacht fast sieben Zentner Sardinen gefangen, und morgen werden sie noch mehr fangen, weil es regnen wird.«
    »Eines Tages wirst du einmal eine Frage zu viel stellen«, sagte Jane.
    »Regnen?«, sagte Simon ungläubig, während er zum blauen Himmel aufblickte.
    »Das hat er gesagt.«
    »Unsinn. Er muss verrückt sein.«
    »Ich wette, dass er Recht behält. Fischer wissen so etwas, besonders Cornwallfischer. Frag nur Großonkel Merry.«
    Aber als sie sich zum ersten Abendessen im
Grauen Haus
an den Tisch setzten, war Großonkel Merry nicht da; nur die Eltern waren da und eine lächelnde rotwangige Frau aus dem Dorf, Mrs Palk, die jeden Tag kommen sollte, um beim Kochen und Saubermachen zu helfen. Großonkel Merry war fortgegangen.
    »Er muss doch etwas gesagt haben«, sagte Jane.
    Vater zuckte die Schultern. »Nicht eigentlich. Er hat nur etwas gemurmelt, er müsste weg und etwas suchen, und dann ist er blitzschnell mit dem Auto davongebraust.«
    »Aber wir sind doch gerade erst angekommen«, sagte Simon beleidigt.
    »Lass nur«, sagte Mutter gelassen. »Du weißt doch, wie er ist. Er wird schon zurückkommen, sobald er kann.«
    Barney starrte verträumt auf die
Cornish pasties
(kornische Spezialität), die Mrs Palk ihnen zum Abendessen gemacht hatte. »Er ist auf die Suche nach etwas gegangen. Das kann Jahre dauern. Bei einer Suche kann man suchen und suchen und vielleicht kommt man doch nie dorthin.«
    »Suche ist Quatsch«,
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