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Letzte Ausfahrt Oxford

Letzte Ausfahrt Oxford

Titel: Letzte Ausfahrt Oxford
Autoren: Veronica Stallwood
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vom Zeitpunkt bekommen , es sei denn , es gibt einen Grund für das Verschweigen der Zeit in der Gesamtanlage Ihrer Geschichte .
    Hinsichtlich der Erzähltechnik möchte ich Sie fragen , ob Sie den Gebrauch der Gegenwartsform durchhalten wollen . Mehrere Seiten im Präsens können ermüdend , wenn nicht gar lästig auf den Leser wirken . Ich finde gut , wie Sie die Begebenheiten durch die Augen eines Kindes schildern , obwohl der kleine Kerl mir fast zu jung erscheint , um alles so verarbeiten zu können . Auch die Motive der Mutter bleiben zu dunkel . Dürfen wir nicht wenigstens einige Hinweise über sie und die Art ihrer Tätigkeit bekommen? Im Vergleich mit dem Kind erscheint sie fast zweidimensional .
    Aber lassen Sie sich von meiner Kritik auf keinen Fall entmutigen . Ihre Geschichte zeugt von Anspruch und Reife , und ich freue mich darauf , demnächst mehr von Ihnen lesen zu dürfen . E .  J . Dolby
1. KAPITEL
    E in klarer, blauer Frühsommerhimmel füllt die obere Hälfte des Fensters aus. Er erinnert sie daran, dass dort draußen Bäume in frischem, jungem Grün stehen, der Goldlack duftet und die Stadt ihre erste Touristenernte einfährt. Nach einem kalten, windigen März, der die Knospen der Osterglocken tief in den Matsch gedrückt hatte, würde sie heute nichts lieber tun, als in den warmen Morgen hinauszulaufen. Doch wenn sie ihren Blick nur ein wenig tiefer spazieren lässt, fällt er auf einen Streifen kümmerlichen Grases, wo ein paar Narzissenleichen darben, und darunter, unter der Linie des Fensterbretts, flackert ein grauer Bildschirm, auf dem ein paar spärliche Textzeilen sie daran erinnern, dass sie sich besser den wichtigen Dingen des Lebens zuwenden sollte, weil ihr nämlich sonst das Geld für die nächste Rate der Hypothek fehlen würde.
    Das Zimmer riecht nach den drei Bechern Kaffee, die sie heute Morgen schon getrunken hat. Auf einem Teller liegen Plätzchenkrümel, und aus der Stereoanlage der Nachbarn dringen rockig wummernde Bässe zu ihr herüber.
    Kate Ivory kaute auf ihrem Stift herum. Energisch befahl sie sich, endlich mit der Tagträumerei aufzuhören und sich an die Arbeit zu machen, aber ihre einzig wirklich zündenden Ideen waren hauptsächlich Pläne, wie sie die Nachbarn am wirksamsten ins Jenseits befördern könnte. Vielleicht sollte sie den restlichen Morgen doch lieber verbummeln, nach Oxford hinunterspazieren und die Biografie kaufen, die sie schon lange lesen wollte. Wie viel einfacher war es doch, die Bücher anderer Leute zu lesen, anstatt selbst eines zu schreiben! Sie räkelte sich und ließ ihren Stuhl nach hinten wippen. Um diese Jahreszeit pflegte sie aus ihrer Winterlethargie zu erwachen und davon zu träumen, mit einem attraktiven Mann über Gänseblümchenwiesen zu tanzen. Kate schob den hübschen Gedanken beiseite und brachte den Stuhl in eine sicherere Position. Zeit zum Aufbruch. Exit , Save , Exit . Sie schaltete den Computer ab. Das sanfte Surren des Gebläses stoppte. Jetzt war die Musik des Nachbarn noch viel deutlicher zu hören. Inzwischen hatte sich eine grölende Stimme hinzugesellt. Hastig kritzelte sie auf einen Spickzettel: »Kapitel 4 überarbeiten, nicht überzeugend genug«, machte Ordnung auf ihrem Schreibtisch und räumte die drei benutzten Becher und den Teller fort. Dabei dachte sie daran, wie sehr sie es genoss, ihr eigener Chef zu sein. Sie konnte einen Spaziergang in die Stadt machen, wann immer es ihr beliebte.
    Das Telefon klingelte.
    »Kate? Hier ist Andrew.« Andrew Grove, ein alter Freund. »Nun? Hast du dein müßiges Leben schon satt?«
    Wenn Pudding mit Vanillesauce sprechen könnte, würde er wahrscheinlich wie Andrew Grove klingen: süß, klebrig und mit einer dicken, zuckrigen Sauce überpappt. Aber seine Frage konnte und wollte sie nicht beantworten. Sie hatte absolut keine Lust, mit ihm darüber zu streiten, ob man das Leben einer Schriftstellerin als Müßiggang bezeichnen durfte. Wenn sie etwas weniger Populäres als ausgerechnet historisch angehauchte Liebesgeschichten schreiben würde, nähme Andrew sie vielleicht ernst. Sie zerknüllte ein Blatt Papier, das sie mit einem dicken Strauß Gänseblümchen voll gekritzelt hatte und zielte auf den Papierkorb.
    »Willst du mir etwa ein Angebot machen, Andrew?«
    »Es wird allmählich Zeit, dass du sesshaft wirst und dir einen anständigen Job suchst.«
    »Du hörst dich an wie meine Mutter. Als Nächstes wirst du mich damit nerven, endlich zu heiraten und an Kinder zu
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