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Letzte Ausfahrt Oxford

Letzte Ausfahrt Oxford

Titel: Letzte Ausfahrt Oxford
Autoren: Veronica Stallwood
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rosaroten Lippen, was die Winkel ihrer grauen Augen zu zarten Fältchen kräuselt. Augen wie Holzrauch – oder war das jemand anders? Ich habe es vergessen. »Versuchen Sie nur, Ihre Gefühle zu Papier zu bringen. Das ist das Wichtigste. Deswegen sind Sie hier.«
    Aber Joe möchte seine Gefühle richtig schreiben. Als ob das den Dingen, die er schreibt, ein zusätzliches Gewicht verliehe. Hier gibt es schon ein paar sehr merkwürdige Leute, das kann ich Ihnen sagen. Sogar einige Kriminelle.
    Unsere Lehrerin heißt Francis. Sie ist nicht so witzig wie Emma Dolby, aber wenigstens verliert sie nicht ständig unsere Hausaufgaben. Und sie sieht auch nicht so gut aus wie Kate Ivory. Aber sie hat wunderbares Haar. Es ist lang, rötlich braun, und sie trägt es in einem dicken Knoten oben auf dem Kopf zusammengesteckt. Wie die Heldin eines Romans aus der Zeit König Edwards. Manchmal fallen ihr kleine Strähnchen ins Gesicht und kringeln sich verlockend vor ihren Ohren (kleinen rosa Ohren, fast wie Blütenblätter von Pfingstrosen, und manchmal, wenn ich sie eine Zeit lang betrachtet habe, berührt sie sie mit einer nervösen Bewegung). Aber eines Tages, wenn wir allein sind, werde ich die Haarnadeln herausziehen. Dann wird ihr Haar über ihre Schulter und ihren Rücken bis auf den Boden fallen. Und ich werde mit beiden Händen hineingreifen und mein Gesicht darin vergraben. Dann werde ich wieder in der Lage sein, die Pfefferminz- und Veilchendüfte zu riechen, werde den gepflasterten Gartenweg und den roten Klatschmohn sehen und zu guter Letzt doch noch den Turm bis zum obersten Fenster erklimmen, durch das Gewirr dieses glänzenden Haares hindurch, wo die Prinzessin beim Schein der Lampe wartet. Ich werde die schwarzen Blütenblätter von ihrem Hals küssen. Neben ihrem Kopf steht eine Vase mit weißen, rosa und roten Pfingstrosen. Und sie wird nach gebuttertem Toast rufen und mich in der Familie willkommen heißen, zu der ich immer gehört habe.
     
    Was sagten Sie gerade , Francis? Ich glaube , ich habe einen Augenblick nicht richtig aufgepasst .
     
     
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