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Letzte Ausfahrt Oxford

Letzte Ausfahrt Oxford

Titel: Letzte Ausfahrt Oxford
Autoren: Veronica Stallwood
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könntest. Im Augenblick bin ich nicht besonders scharf auf rot-weiße Kegel. Unangenehme Erinnerungen, verstehst du?«
     
    Dave und Harley hatten Spaß miteinander. Kate konnte sie die teppichlose Treppe von Nummer 12 hinauf- und hinuntertoben hören. Harley brüllte, Dave bellte, und Kate war sicher, dass nicht einmal Bruce Springsteen diesen Lautstärkerekord einstellen könnte. Umso mehr, als sich auch noch Mrs. Krötengesicht einmischte und mit beiden schimpfte. Kate zog ihre Laufschuhe an und entwischte die Straße hinunter. Wenn die Krötengesichter ihren derzeitigen Geräuschpegel aufrechterhielten, würde sie schnell wieder so fit werden wie zuvor. Im Augenblick fühlte sie sich noch ein wenig zittrig, und das Würgemal an ihrem Hals war noch deutlich sichtbar. Verbissen rannte sie in Richtung Kanal. Zwanzig Minuten in diesem Tempo, nahm sie sich vor. Erst dann würde sie umkehren.
     
    Soeben hatte Kate das zwanzigste Kapitel von Stürmische Höhen zu Ende gelesen und das Licht ausgemacht, als die Hintertür des Nachbarhauses heftig aufgerissen und sofort wieder zugeknallt wurde. »Raus hier, du Mistvieh«, schrie Mrs. Krötengesicht. Bestimmt hatte sie nicht den Kleinen gemeint. Ein lang gezogenes Heulen bestätigte ihre Vermutung. Das war kein Kind, das war ein Hund. Er stand im Garten und beklagte sich lauthals darüber, dass man ihn vom Familienleben ausgeschlossen hatte. Wer weiß, vielleicht jaulte er ja nur bei Vollmond. Aber vielleicht hatte er auch vor, von nun an jede Nacht zu jaulen und Kate daran zu hindern, um fünf Uhr morgens an ihrem Computer zu sitzen. Vielleicht war es an der Zeit, sich eine neue Bleibe zu suchen.
     
    Kate wusste, dass sie früher oder später Andrew Grove und Charles Trim würde entgegentreten müssen. Aber inzwischen fühlte sie sich gut genug, es zu wagen. Sie hatte einen kurzen Bericht ohne schlüssige Beweise über die Bücherdiebstähle vorbereitet. Vermutlich wären die beiden nicht besonders glücklich darüber. Aber immerhin war Kates Arbeit preiswert gewesen – das hatte Andrew ihr geflüstert. Sie hatten also nicht viel Geld in die Angelegenheit stecken müssen.
    »Diese Frauen in Santa Luisa lehnen es rundweg ab, die Bücher von Elizabeth Baughn und die restlichen Veil -Romane zurückzugeben«, beschwerte sich Charles Trim, als sie vor ihm in seinem Büro saß und den schon vertrauten Geruch von verschimmelndem Putz einatmete.
    »Vielleicht ist das auch richtig so«, antwortete Kate. »Wahrscheinlich können Sie kaum nachweisen, dass die Bücher in Wirklichkeit Ihnen gehören. Zumal Graham Kieler es rundweg ablehnt, Details über sein Hehlernetzwerk preiszugeben.«
    »Ich glaube, er ist gar nicht in der Lage, Details über irgendetwas anzugeben, das in der realen Welt passiert«, mischte sich Andrew ein. »Aber ehrlich gesagt sehe ich darin keinen triftigen Grund für Santa Luisa, unser Eigentum einzubehalten.«
    »Ich schon«, erklärte Kate. »Diese Bücher werden jetzt auf eine Weise gelesen und Studien, wie ihre Autoren es sicher gerne gesehen hätten. Welchen Sinn hatten sie, als sie noch in den Regalen irgendeiner Oxforder Bibliothek verstaubten?«
    »Das halte ich für einen äußerst unmoralischen Standpunkt. Andrew, bringen Sie Ihre Freundin hinaus. Wir werden ihr den Scheck für ihre Erfassungsarbeiten demnächst zusenden.«
    Das Metallgitter quietschte ein letztes Mal, als man es hinter ihnen ins Schloss fallen ließ.

XII
Zusammenfassung
    S ie sollten damit beginnen , eine Kindheitserinnerung aufzuschreiben . Es macht nichts , wenn sie nicht bis ins Detail stimmt ; wichtig ist , dass Sie versuchen , sich zu entsinnen , wie Sie sich damals fühlten . Es sind nämlich diese Gefühle aus der Kinderzeit , die Ihnen eines Tages verstehen helfen , warum Sie manchmal Dinge tun , die Sie sich nicht erklären können .
     
    Man wird hier ermuntert, alles aufzuschreiben. Sie behaupten, es habe eine therapeutische Wirkung, was immer sie damit unter diesen Umständen meinen mögen. Wahrscheinlich glauben sie, es hilft mir dabei, mich mit meinem Leben hier abzufinden. Dem Leben ohne normale zwischenmenschliche Kontakte und ohne die Dinge, die mein Leben lebenswert machten. Jeder, den ich hier kennen lerne, blickt mich mit einer gewissen milden Missbilligung an und beginnt dann, mich zu manipulieren. Ich soll so werden, wie er es will. Aber ich will mich nicht verändern. Ich möchte nur mit meinen Geschichten weitermachen dürfen. Wenn man mir nicht
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